4. Leseabschnitt: Hannahs dritte Flucht (S. 149 - S. 211)

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.853
7.735
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Huch, Erste?

Hannah muss sich mit dem Leben in NY erst arrangieren, fasst aber schließlich Fuß und hat erste Erfolge. Ihr Buch über den Totalitarismus ist wider Erwarten überaus erfolgreich. Interessanterweise findet sich in NY eine ähnliche Szene von Intellektuellen wie zuvor in Deutschland - das war doch wohl eine Erscheinung dieser Zeit? Diese Zusammenkünfte in betimmten Cafés? Heutzutage ist mir zumindest derlei nicht bekannt.

Hannahs Mutter stirbt, sie schließt mit Heidegger ab - und hat Erscheinungen? Diese Szene mit dem Wasserfleck und der Diskussion mit dem verstorbenen Walter Benjamin hat mich schon etwas verwirrt. Ist bekannt, dass Hannah Arendt derlei tatsächilch widerfahren ist?

Weshalb wurde das Kapitel als dritte Flucht bezeichnet? Hannah war doch schon in NY angekommen und ist nur wegen der Liste der jüdischen Kulturschätze zurück nach Europa gegangen - nach dem Krieg. Hm...

Auf Seite 170 dann ein Stilbruch - ein Foto... :) Mit Denkblasen...

Ich staune immer mehr, wie viel Inhalt sich in die Form einer Graphic Novel pressen lässt. Selbst die philosophischen Ansätze Arendts finden hier ihren Platz - zumindest in Auszügen, wie alles andere auch. Spannend...
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.285
18.857
49
48
@parden : Ich könnte mir gut vorstellen, dass mit "dritte Flucht" genau dieser Schlussstrich unter die Beziehung zu Heidegger gemeint ist. Ich will im nächsten Jahr das hier lesen
Buchinformationen und Rezensionen zu Hannah Arendt von Elisabeth Young-Bruehl
Kaufen >
; vielleicht bekommt man da noch einen intensiveren Blick. Dass "Denkerinnen und Denker" zuweilen so viel denken, dass sie mit Verstorbenen sprechen oder selbige ihnen erscheinen (in welcher Form auch immer *g*) halte ich für gar nicht mal so unwahrscheinlich.
 
  • Like
Reaktionen: Leseglück und parden

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Ich bin auch an dem Punkt angekommen, an dem ich von Hannah Arendts eigene Werke lesen will/muss.

Ich finde ja auch teileweise die Übersetzung seltsam, vor allem was die jiddischen Begriffe betrifft

"tuchus" kenn ich nur als "tuches"
und noch nie gehört "zuris". Gerade im Wienerischen sind ja sehr viele jiddische Vokabel übernommen worden. Wir geben Ezzes, reden Tacheles und haben Zores. Zuris hatte ich noch nie.Zores allerweil.
 

Leseglück

Aktives Mitglied
7. Juni 2017
543
1.272
44
67
Von LA zu LA gefällt mir diese Graphic Novel immer besser. Ich habe mir gewünscht, dass man mehr von Hannahs Denken erfährt - das ist jetzt eher der Fall.
So wie ich es verstanden habe, war der Gedanke, dass sich Juden militärisch zur Wehr setzen und auch mental aus der Opferrolle rauskommen 1941 in New York noch ganz neu...oder überhaupt in der jüdischen Welt neu (obwohl doch die Zionistische Bewegung zu der Zeit schon etabliert war). Jedenfalls schreibt Hannah einen Artikel zum "neuen Juden" der mit der "tränenseligen Tradition des Leidens brechen" soll.
Diesen Artikel müsste man wirklich mal lesen. Sie schreibt, dass sich Antisemitismus gegen alle Völker richtet? Wie ist das zu verstehen? Ich denke es meint, dass eine Diskriminierung immer ein Unrecht für alle ist.

Schön auf S. 160 wie die Stille und Spannung widergegeben wird, während Dr. Salo Baron ihren Artikel liest.

Erst seit 1943 glaubt die Welt, dass in Deutschland tatsächlich Juden industrielle Todesfabriken (schlimme und treffende Formulierung) existieren. Ich verstehe, dass man sich das erst mal nicht vorstellen konnte. Ein Riesenschock...ich denke für die gesamte zivilisierte Welt. Ab da steht die Frage im Raum: wie konnte es dazu kommen? Und was können wir tun, dass das nie wieder vorkommt.
Als Antwort entwickelt Hannah Arendt den Begriff Totalitarismus. Auch ihr Buch. " Die Ursprünge des Totalitarismus müsste man eigentlich mal lesen...typisch für Heidegger, dass er darauf nicht reagiert. Ich denke es ist vielleicht auch typisch für Männer, die wohl früher schwer ertragen konnten, wenn Frauen erfolgreich waren.
Auf dem Photo der Professoren in Princeton (S. 170) und auch im Kreis der Intellektuellen in New York(S. 162) ist Hannah Arendt immer die einzige Frau...eine Pionierin! Sie hat meine volle Bewunderung.

Die Episode mit der Graphologie - Party habe ich nicht so richtig verstanden...ist vielleicht aber nicht so von Bedeutung.
In Auseinandersetzung mit Walter Benjamin (den sie sich in Form eines Wasserfleckes imaginiert) und Heidegger (mit dem sie nachts auf den Straßen kommuniziert) entwickelt Hannah Arendt ihre neue - ja was - eine Weltanschauung, eine Philosophie? "die Wahrheit gibt es nicht, nur Wahrheiten..." Es gibt kein Ende der Zeiten, nur die unaufhörliche Gegenwart."
Das klingt für mich nachvollziehbar...ich habe aber wie ihr das Gefühl, dass ich viel mehr von Hannah Arendt lesen müsste um zu verstehen, was genau sie meint.
 
  • Like
Reaktionen: kingofmusic