2. Leseabschnitt: Kapitel 2 (S. 38 bis S. 69)

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Allerdings in diesem steifen englischen Kabinett einen singenden Premier mir vorzustellen, der "Walking Back to Happiness" singt fand ich köstlich. Ich musste das Lied erst mal googeln damit ich wusste was das für eines ist und musste dann laut lachen. Den die Vorstellung so einen singenden Johnsen vor mir zu sehen, der jetzt ja gerade dran ist fand ich zu köstlich.
Ich hab hier auch das Lied gesucht und angehört und die Vorstellung des singenden Johnson ist wirklich herrlich. :)
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Aber dann ist ja der Roman irgendwann gar nicht mehr interessant, weil keiner dann die Situation nicht mehr kennt, aber das glaub ich nicht. Den die Idee ist ja trotzdem grotesk, nicht nur mit der Kakerlake sonder auch die Geldumkehr.
Und vielleicht ist das Geschehen hier im Buch durch das Groteske etwas einzigartiges, zwar ist es auf den Brexit gemünzt, aber es gibt sicher einiges politisches Geschehen, welches fragwürdig ist und mit dem Geschehen hier vergleichbar wäre. Und somit könnte das Buch weiter populär bleiben. ...
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Mir stellt sich aber die Frage, ob eine Parabel nicht auch unabhängig von der aktuellen Situation lesenswert sein sollte. Bei mir entsteht der Eindruck, dass ich das Büchlein nicht ohne aktuelle britische Politik lesen kann. Ist es dann in 10 Jahren nicht mehr lesenswert? Wisst ihr was ich meine? Literatur sollte meiner Meinung nach über den Kommentar zum politischen Geschehen hinausgehen o_O.
Wenn man es als Parabel für unsinniges politisches Geschehen sieht, ist es vielleicht öfters anwendbar und lesbar. … Maybe
 

MRO1975

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11. August 2018
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Und da stellt sich mir die Frage, warum Mc Ewan, der unbestreitbar eine literarische Instanz ist, so einen Schnellschuss abgeliefert hat. Ich hole mal etwas aus, Lessing hat seinen Nathan auch als Reaktion auf das Verbot verfasst, öffentlich Kritik an der Offenbarungstheologie äußern zu können. Allerdings hat er ein zeitübergreifendes Manifest für Toleranz gegenüber Andersgläubigen erschaffen. Mit Ruhe, Muße und Bedacht bin ich sicher, auch McEwan hätte seine Kritik literarisch so gestalten können, dass die Parabel auch in einigen Jahren als Kritik gegen Alleingänge und vorschnelles Handeln, gegen das Aufkündigen von Abkommen allgemeingültiger gewesen wäre. Nicht so extrem auf die jetzige Zeit bezogen. @Renie, klar ist das lesenswert und auch amüsant- aber mir persönlich zu wenig poetisch. Ist aber Geschmacksache ;)
Ich denke, seine Verbitterung ist einfach zu groß und er musste sich Luft machen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er sich damit einen Gefallen getan hat und ob später auf diese Parabel noch Stolz sein wird. Ich würde das Ganze eher unter politischem Kommentar und nicht als anspruchsvolle Literatur ablegen.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Der Roman wird auch als "Roman des Brexit" rezipiert. Allerdings mit durchaus gemischtem Echo. Mancher meint, McEwan hätte sich zu wenig Zeit dafür genommen, die letzte Veröffentlichung liegt nur 6 Monate zurück.
Umso erstaunlicher, wie er das hinbekommen hat: da muss Frust und Erschütterung die Triebfeder gewesen seino_O

Es wird als Novelle deklariert und ist ja auch relativ kurz. Allerdings habe ich bis jetzt auch eher den Eindruck, dass das Ganze an einigen Stellen noch etwas unausgegoren ist. Ich denke, es ging McEwan darum, noch schnell durch sein Werk Einfluss zu nehmen und vielleicht noch etwas zu erreichen, bevor endgültig alles zu spät ist. Nicht nur aus Marketinggründen erschien ihm wohl Eile geboten. Ich kann das auch nachvollziehen. Aber ich finde, man merkt dem Buch an, dass es mit heißer Nadel gestrickt wurde und dabei einige Widersprüche und Unklarheiten in Kauf genommen wurden. Aber das ist nur bis hierher mein Eindruck. Vielleicht revidiere ich den noch.

Die Parallelen zum Geschehen in Großbritannien sind vielfältig - mir manchmal sogar etwas zu dick aufgetragen und platt, muss ich sagen.
Ein gar zu durchsichtiger Schlüsselroman, alle vorkommenden Figuren können direkt und 1 zu 1 in die Realität übertragen werden.

Als platt empfinde ich das Ganze bisher auch. Mir ist die Kombination Kakerlake plus Reversalismus auch etwas zu viel. Ich hätte es besser gefunden, wenn man sich eine Idee rausgegriffen und nicht beides in die wenigen Seiten gepackt hätte.

Das mit dem Reversalismus will mir noch nicht so ganz einleuchten woher da das ganze Geld kommen soll? Den klar sollen die Kunden ja jetzt Geld bekommen statt herzugeben

Es war jetzt im zweiten Abschnitt die Rede davon, dass der britische Staat zu Beginn massiv Geld drucken will.

Allerdings habe ich das Gefühl, das ihm der Außenminister nicht ganz positiv gesinnt ist.

Der Außenminister ist wohl keine Kakerlake - im Gegensatz zu Sams und den anderen Ministern. Woran der Premier das so schnell und eindeutig erkannt hat, hat sich mir allerdings nicht erschlossen. Die Erklärung dazu fand ich nicht so schlüssig...
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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Die Idee erinnert mich übrigens an das Spiel "Mad", in dem es auch Ziel war, alles auszugeben.
Genau! Das Spiel ist auch so absurd, man kann sich als normaler ,,Kapitalist" nur schwer an diese Idee gewöhnen.
Die Idee des ,,Reversalismus" finde ich an sich genial für das Buch, aber in sich nicht ganz schlüssig. Vielleicht müsste der Autor bzw. der Permierminister das System noch genauer erklären. Aber wahrscheinlich ist das bei vielen Gesellschaftsmodellen oder Gesetzen der Fall, dass es immer Schlupflöcher und Lücken gibt, wie sich das System umgehen lässt.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Es war jetzt im zweiten Abschnitt die Rede davon, dass der britische Staat zu Beginn massiv Geld drucken will.

Über das Gelddrucken müsste man nachdenken. Ich habe von Wirtschaft keine Ahnung, aber im Prinzip müssen ja das Geld und Waren in einem einigermaßen (und wie auch immer berechneten) vernünftigen Verhältnis zueinander stehen (mit Waren ist jetzt auch die menschliche Arbeitskraft mit allem Drum und Dran gemeint). Wenn ich jetzt anfange, einfach nur Geld zu drucken, bricht die Wirtschaft zusammen. Und auch wenn der Reversalismus jetzt nur ein Gedankenkonstrukt ist, müsste für ihn doch Ähnliches gelten?
 
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kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Für mich wirkt der Reversalismus (ein fürchterliches Wort zum schreiben :D) auch genauso unausgegoren und nicht praktikabel wie der Brexit. Man kann nur hoffen, dass es bei einem neuen Referendum gelingt, einen Großteil der Befürworter auf die Seite der Gegner dieses (nicht nur) politischen Selbstmords zu ziehen und ihn so in letzter Minute doch noch verhindert.
Auch wenn es recht politisch zugeht und diese Novelle literarisch bestimmt nicht auf dem gleichen Niveau wie beispielsweise "Am Strand" oder "Maschinen wie ich" steht, kann man es bestimmt immer mal wieder in die Hand nehmen.
 

Querleserin

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Für mich wirkt der Reversalismus (ein fürchterliches Wort zum schreiben :D) auch genauso unausgegoren und nicht praktikabel wie der Brexit.
Ich denke auch, dass ersteres für den Brexit steht. Ich habe irgendwann aufgegeben, diese Idee ökonomisch zu durchdenken ;)
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Im zweiten Abschnitt wird schon einiges klarer. Aber die Geschichte bleibt dennoch recht abstrus. In die Idee des Reversalismus muss man sich definitiv erst mal hineindenken. Ich kann mir allerdings nicht so recht vorstellen, dass so etwas in der Realität funktionieren kann.
Eigentlich kann sich ja auch keienr so richtig vorstellen, dass der Brexit in der Realität funktionieren kann. Nicht einmal die Briten. :)
 

Querleserin

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Stimmt. Auf dem Cover steht "Roman". Im Inneren schreibt McEwan aber: "Diese Novelle ist ein Werk der Fiktion; ..." Insofern lese ich das als Novelle. ;-)
Für einen Roman fehlen jedoch verschiedene Handlungsstränge. Das ist in diesem Fall linear, es wird aus der Sicht Jim Sams erzählt, zwischendrin gibt es Kommentare und Erläuterungen eines auktorialen Erzählers. Aber wir lesen eine Geschichte. Ich sehe es eigentlich als klassische Parabel. Für alle "Bilder" (Bildebene") der Parabel gibt es eine Entsprechung/ eine Übertragungsmöglichkeit ("Sachebene"). Reversalismus = Brexit etc.
Bei Kafka Parabeln muss man allerdings wesentlich mehr deuten ;)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Fragt sich nur, warum sie damals so verblendet waren und dafür gestimmt haben :confused::D.
Weil sie auf der emotionalen Ebene abgestimmt haben. Die ganzen positiven Eigenschaften der EU, die wirtschaftlichen Einflüsse, Verflechtungen.... Das weiß doch kein Bürger im Detail und keiner weiß wirklich, was ein "raus da" bedeutet. Deshalb hat so eine komplexe Entscheidung NICHTS in einer Volksabstimmung zu suchen.
Sie öffnet Stimmungsmachern Tür und Tor!
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Weil sie auf der emotionalen Ebene abgestimmt haben. Die ganzen positiven Eigenschaften der EU, die wirtschaftlichen Einflüsse, Verflechtungen.... Das weiß doch kein Bürger im Detail und keiner weiß wirklich, was ein "raus da" bedeutet. Deshalb hat so eine komplexe Entscheidung NICHTS in einer Volksabstimmung zu suchen.
Sie öffnet Stimmungsmachern Tür und Tor!
Obwohl aber eigentlich jeder wissen müsste, dass eine Gruppe von Gleichgesinnten stärker ist, als ein Einzelner. Und von daher wundere ich mich schon sehr über das Geschehen. Ebenso wie ich mich wundere, dass es hier bei uns ähnliche Stimmen gibt. Wenn die EU fällt, freuen sich andere und auch das sollte eigentlich jedem klar sein. Ist es nur nicht. Leider!