Danke für die tolle Zusammenfassung, liebe @Anjuta ! Ich muss mir noch ein bis zwei Gedanken über den Abschnitt machen, der inhaltlich doch schon sehr heftig und schwerer war als die vorangegangenen Abschnitte. Aber mir geht es wie dir: diese Grafic Novel ist brillant!Im 3. LA verschlägt es Hannah weiter nach Paris.
Immer und überall schwebt über ihr (hier und anderswo) der Schatten von Heidegger. War es schon von Anfang an eine "falsche" Beziehung zwischen ihnen (viel zu alter Mann, ihr Professor, Liebe im Abhängigenverhältnis), so kommt immer mehr auch Heideggers mehr als zweifelhafte Haltung gegenüber den Nationalsozialisten ihrer Haltung zu ihm entgegen. Und doch kommt sie von ihm nicht los. Irgendwie ist er der Mann ihres Lebens. Einerseits liebt und verehrt sie ihn wohl weiterhin, andererseits bestimmt er sehr dominant ihr Denken und ihre philosophische Orientierung. Das, was sie im weiteren Verlauf ihres Lebens (und des Buches) als ihren politisch-philosophischen Ansatz weiter ausformulieren und entwickeln wird, ist letztlich auf jeden Fall eine Auseinandersetzung und ein Versuch des Absetzens von Heideggers Thesen, denen sie zu Anfang so gerne folgte.
Gleichzeitig wird während des Aufenthaltes in Paris das Schicksal der Juden in Deutschland immer präsenter auch für die Geflüchteten. Die ausgewischte Gestalt der Natalie F. wird für Hannah und den Autoren und Zeichner dafür zum sehr eindrucksvoll gestalteten Symbol. Immer wieder wird diese Schatten- oder Luftgestalt in die Zeichnungen eingebaut und versinnbildlicht das Nicht-Wegschauen-Können angesichts des Bösen.
Ich liebe diese Grafic Novel weiterhin!
Ja, die Art der Darstellung gefällt mir auch sehr. Eindrucksvoll auch die oft fast unscheinbare Gestaltung des Hintergrundes - so auf Seite 101: Häuser und Straßenzüge verschwinden fast im leisen Grau, geben dem Ganzen aber ein plastisches Gewand. Gassen in Paris...Die ausgewischte Gestalt der Natalie F. wird für Hannah und den Autoren und Zeichner dafür zum sehr eindrucksvoll gestalteten Symbol. Immer wieder wird diese Schatten- oder Luftgestalt in die Zeichnungen eingebaut und versinnbildlicht das Nicht-Wegschauen-Können angesichts des Bösen.
Ich stimme dir zu 100% zu. Mir geht es ganz genauso. Ich habe mich gefragt, ob mir Natalie irgendetwas sagen müsste. Nachdem auch das Namensverzeichnis am Schluss mir nicht weiterhilft wahrscheinlich nicht.So faszinierend ich die Graphic Novel auch finde, sie reißt Themen / Begegnungen / Episoden nur an, die dann genauso schnell wieder verschwinden wie sie auftauchten. Dieses Mädchen, Natalie F. - wer war sie, gab es sie wirklich, ist bekannt, was aus ihr wurde? Nur mal so als Beispiel, was für Gedanken mir beim Lesen so durch den Kopf gingen. Wie konnte es geschehen, dass Hannah nach ihrer (dreisten) Flucht aus dem Internierungslager und tagelangem Fußmarsch ausgerechnet auf Blücher trifft und dann auch noch ihre Mutter antrifft? Das habe ich irgendwie gar nicht nachvollziehen können. Witzig fand ich die Idee zur Flucht nach der Nacht im Bahnhofshotel - inspiriert durch die Lektüre von Krimis, die Hannah natürlich nur gelesen hat, um zu verstehen, wie die französische Polizei so denkt?
Die Denkerin Hannah Arendt wird durch die Umstände des Krieges und der Verfolgung auch in der Praxis mit dem konfrontiert, was es heißt, Mensch zu sein, Entscheidungen zu treffen oder auch nicht, seinen Wertvorstellungen treu zu bleiben oder auch nicht, mit all den Grausamkeiten und Wahrheiten umgehen zu müssen. Ich wusste bisher nicht, dass Hannah Arendt im Internierungslager war - und die Situation dort, obschon nur angerissen, erschien durch die Darstellung hier bedrohlich genug. Schlimm fand ich, als sich die Möglichkeit zur Flucht bot und anscheinend außer Hannah selbst niemand diese Möglichkeit wahrnahm. Sie selbst rettete sich so sicherlich das Leben. Oder der Selbstmord von Walter Benjamin, der plötzlich an der Grenze keine Hoffnung mehr hatte. Viele der für Hannah Arendt und das Zeitalter bedeutsamen Personen sagen mir leider so gar nichts. So hatte ich den Namen Walter Benjamin bis dato auch noch nicht gehört. Das macht es doppelt schwierig, den nur angerissenen Ereignissen und Begegnungen immer folgen zu können... Aber interessant ist es allemal.
Na ja, die Intelektuellenszene scheint nicht besonders groß gewesen zu sein - da ist es meiner Meinung nach nur eine "Frage der Zeit" bis man sich wieder über den Weg läuft. Und gerade der philosophische Kreis ist nicht sehr groß... Mich animiert das Namedropping dazu, viel zu recherchieren, weshalb ich auch etwas länger brauche. Morgen geht's aber wieder weiter.Was ich an und für sich nicht so gelungen finde ist das ausufernde Namedropping. Alles offensichtlich wichtige Männer, zwischen denen Hannah hin und her mäaandert.
ja schon, aber es ist einfach aus sehr stark männlicher Sicht erzählt. So viele wichtige Männer und dazwischen die "kleine Hannah" (das hat mich schon bei der ersten Überschrift gestört) Hannah mit den wild zersausten Haaren, Hannah im Unterkleid und dann und wann darf Hannah etwas Kluges sagen.Na ja, die Intelektuellenszene scheint nicht besonders groß gewesen zu sein - da ist es meiner Meinung nach nur eine "Frage der Zeit" bis man sich wieder über den Weg läuft. Und gerade der philosophische Kreis ist nicht sehr groß... Mich animiert das Namedropping dazu, viel zu recherchieren, weshalb ich auch etwas länger brauche. Morgen geht's aber wieder weiter.
Das fand ich auch witzig; vielleicht aber auch etwas überspitzt dargestellt.Witzig fand ich die Idee zur Flucht nach der Nacht im Bahnhofshotel - inspiriert durch die Lektüre von Krimis, die Hannah natürlich nur gelesen hat, um zu verstehen, wie die französische Polizei so denkt?
Auch den Aufenthalt der Frauen im Velodrome fand ich schon sehr eindrücklich; hier fand ich auch das Zahlenspiel auf Seite 109 interessant.Die Denkerin Hannah Arendt wird durch die Umstände des Krieges und der Verfolgung auch in der Praxis mit dem konfrontiert, was es heißt, Mensch zu sein, Entscheidungen zu treffen oder auch nicht, seinen Wertvorstellungen treu zu bleiben oder auch nicht, mit all den Grausamkeiten und Wahrheiten umgehen zu müssen. Ich wusste bisher nicht, dass Hannah Arendt im Internierungslager war - und die Situation dort, obschon nur angerissen, erschien durch die Darstellung hier bedrohlich genug.
Ja, das hat mich auch ziemlich verwundert, dass alle so schnell "aufgegeben" haben.Schlimm fand ich, als sich die Möglichkeit zur Flucht bot und anscheinend außer Hannah selbst niemand diese Möglichkeit wahrnahm. Sie selbst rettete sich so sicherlich das Leben.
Walter Benjamin sagte mir schon was; ich habe ein Essay von ihm, dass er zehn Jahre nach Kafka´s Tod geschrieben hat. Viele andere kannte ich aber auch nicht, recherchiere aber vieles nach.Oder der Selbstmord von Walter Benjamin, der plötzlich an der Grenze keine Hoffnung mehr hatte. Viele der für Hannah Arendt und das Zeitalter bedeutsamen Personen sagen mir leider so gar nichts. So hatte ich den Namen Walter Benjamin bis dato auch noch nicht gehört.
Ich denke, Hannah Arendt war schon eine Exotin im philosophischen Kreis. Viele weibliche Philosophinnen gab es anscheinend nicht - sonst hätte sie sich wahrscheinlich eher um die weibliche Seite der Philosophie gekümmert und die Sicht wäre eine andere.ja schon, aber es ist einfach aus sehr stark männlicher Sicht erzählt. So viele wichtige Männer und dazwischen die "kleine Hannah" (das hat mich schon bei der ersten Überschrift gestört) Hannah mit den wild zersausten Haaren, Hannah im Unterkleid und dann und wann darf Hannah etwas Kluges sagen.
Ich glaube eher der Autor kümmert sich mehr um die weibliche Seite und weniger um die philosophisch politische Seite von Hannah Arendt. So wie heuzutage, bei Frauen, die etwas zu sagen haben, immer noch drauf geschaut wird, ob sie die Haare schön hat oder ob sie lieber mit Yoga oder Klangschalen einen Ausgleich findet. Überspitzt formuliert.Ich denke, Hannah Arendt war schon eine Exotin im philosophischen Kreis. Viele weibliche Philosophinnen gab es anscheinend nicht - sonst hätte sie sich wahrscheinlich eher um die weibliche Seite der Philosophie gekümmert und die Sicht wäre eine andere.