Rezension Rezension (4/5*) zu Die Weihnachtsgeschwister: Roman von Alexa Hennig von Lange.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder: Die Schwedthelm Geschwister treffen alljährlich zum Weihnachtsfest in ihrem Elternhaus ein. Alle sind sie mittlerweile erwachsen, haben eine eigene Familie, (Ehe)partner, Kinder. Tamara, Elisabeth und Ingmar. Die Unbeschwertheit der Kindheit ist schon lang vorbei. Und es kommt, wie es nahezu alljährlich kommen muss. Statt Besinnlichkeit und Frohes Fest kommt es wieder nur zu Streit unter den Geschwistern. Doch diesmal haben sich die Eltern etwas ausgedacht. Dieses Weihnachtsfest soll anders werden.
Alexa Hennig von Lange schreibt über den Ausnahmezustand Weihnachten. Der Krisenherd Familie brennt zu dieser Zeit speziell lichterloh. Es ist nichts Ungewöhnliches, was die Autorin in ihrer kurzen Geschichte zur Weihnachtszeit schreibt. Wenn wir und umsehen, in der eigenen Familie, unter Freunden, die „stillste Zeit“ im Jahr ist ein Mythos. Hohe Erwartungen, der Wunsch nach dem perfekten Fest, der perfekten Familie, alles zum Scheitern verurteilt?
Es sind keine außergewöhnlichen Menschen, die Alexa Hennig von Lange beschreibt. Wir kennen sie alle auf die eine oder andere Weise. Die Autorin hat wirklich ein grandioses Auge für den ganz alltäglichen Wahnsin.
Tamara, die Älteste der drei Geschwister, stark, unabhängig, unbändig will sie sein und kompensiert ihre Mittelmäßigkeit als Hausfrau und Helikoptermutter mit Impertinenz und Arroganz. Ihr beruflich sehr angespannter Ehemann Quirin wirkt neben ihr nahezu wie ein kleines Würstchen
Elisabeth ist beruflich erfolgreich, sehnt sich aber nach beständiger Liebe, will ihren beiden Kindern (von verschiedenen Vätern) eine heile Familie bieten. Mit dem neuen Freund, dem attraktiven, virilen Holger scheint das möglich, wenn nicht Tamara plötzlich querbraten würde.
Ingmar, der „Kleine“ ist der pferdeschwänzige “neue“ Mann, ökologisch auf de richtigen Seite, mit der pädagogisch wertvollen und biologisch abbaubaren angehenden Heilpraktikerin und Ehefrau Siri und den leider nicht Nutella resistenten Zwillingen.
Konflikte sind hier vorprogrammiert. Unter weihnachtlich idyllischer Kulisse eskaliert die Situation. Die Geschwister haben allerdings nicht mit einer besonderen Finte ihrer Eltern gerechnet. Und so wird das klaffend e Loch im Zusammengehörigkeitsgefühl notdürftig abgedichtet. Eine Momentaufnahme, und Friede auf Erden und allen Menschen ein Wohlgefallen!
PS: ich glaube Frau Hennig von Lange hat noch nie in ihrem Leben einen Weihnachtsstollen gebacken.