1. Leseabschnitt: Kapitel 1 (Anfang bis S. 37)

Anjuta

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8. Januar 2016
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Jim Sams, gestern noch eine Kakerlake auf dem gefährlichen Weg über die Straßen von Westminster, erwacht in vollkommen veränderter Gestalt - als "ungeheure Kreatur", mit mickrigen vier Beinen, ein Fleischkloß ohne schützendes Außenskelett - mit anderen Worten: in dem - (nur?) aus Kakerlakensicht vollkommen ungenügenden Körper eines Menschen. Und zwar nicht irgendeines: Er ist der Premierminister und wird gleich in die hektische Welt der Menschen bzw. der Politiker hineingezogen, bekommt keinerlei Zeit, sich mit seinen neuen Körpermaßen und -gegebenheiten zurechtzufinden, sondern muss gleich ran. Die gesamte Regierungsmannschaft erwartet ihn (ihn? ist er noch derjenige, den sie erwarten?) zur Kabinettssitzung. Vorher noch ein Treffen mit der Pressesprecherin, auf dem er kluge Entscheidungen fällen muss, nachdem er gerade noch so eben in der Lage war, seine neuen Gliedmaßen in Bewegung zu setzen. Auf der Kabinettssitzung dann kann er erkennen, dass er wohl nicht allein sein Schicksal teilt. Nein, in den Augen fast aller seiner Kabinettskollegen erkennt er die geteilte, gemeinsame Herkunft. So wie sich sonst die Oxford- oder Cambridge-Absolventen in den hohen Kreisen Großbritanniens treffsicher erkennen, so sieht Jim hier in den Augen des Kabinetts die gemeinsame Vision der Kakerlakenherde auf dem Weg in die Institutionen. Allein der Außenminister scheint Außenseiter zu sein und das Schicksal der anderen nicht zu teilen. Und so kann die Geschichte ihren Lauf nehmen. Eine Veränderung der politischen Landschaft ist dabei wohl unausweichlich, denn die Ereignisse sind dem

  • "Zugriff von Analyse und Debatte enthoben in die Sphäre der Geschichte. ... Harter Reversalismus war endgültig Mainstream. Zu spät, es führte kein Weg mehr zurück!" (S. 37)
Aber was ist Reversalismus? Google findet dieses Wort nur bei McEwan in diesem Roman - eine Wortneuschöpfung also. Ich bin gespannt, was sich dahinter für ein neuer kakerlakischer Politikansatz verbirgt.

Am Ende dieses LA muss ich sagen, dass mir darin vieles ein wenig zu schnell geht. Das Aufwachen der Kakerlake als Mensch, dem Kafka, an dessen "Verwandlung" man unweigerlich denken muss, hat seinem Gregor Samsa dabei sehr viel Zeit und Muße für das Erkennen eingeräumt. Bei McEwan muss der Mensch direkt ran. Und auch das Erkennen der Anderen als diejenigen von gleicher Herkunft geht verdammt schnell. Ich hätte mir deutlich mehr Innehalten und Auskosten der Situationen gewünscht. Raum genug für kreatives Schreiben/Denken/Handlung entwerfen beinhalten diese Situationen ja allemal. Aber vielleicht ergibt diese Hektik ja noch einen Sinn, der dem Buch gut tut. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weiter geht.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Google findet dieses Wort nur bei McEwan in diesem Roman - eine Wortneuschöpfung also
In der englischsprachigen Welt des Internets finden sich doch Einträge zu "Reversalism". Dort wird es sehr vielsagend definiert als:

"The idea that what is true about the universe is the exact opposite of what a person or group of people believes."

Ach soooo, :oops:
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Ich fand die Idee der umgekehrten Verwandlung echt cool. Und dann noch im Körper des Premierministers. Und so sehr wohl fühlt er sich da erstmal nicht, aber das Kabinett ruft also reißt er sich am Riemen, um die Welt wie wir sie kennen zu retten.
Zwar verstehe ich das mit den Vordrehern und Rückdrehern noch nicht so richtig, aber das Konzept hat was. Das mit dem Reversalismus war mir auch fremd. Vielleicht wäre es für Leser, die nicht so eine genaue Kenntnis vom britischen System haben, nicht schlecht, einige Erklärungen zu bekommen. Oder die kommen im Buch noch.
Als dann auch noch rauskommt, dass die meisten Kollegen auch verwandelt sind, köstlich.
Kakerlaken an die Macht. :)
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Wie @wal.li schon erwähnt, wäre es vielleicht gut einige Erläuterungen zu bekommen. Ansonsten finde ich den Roman echt gelungen. Ich muss die ganze Zeit daran denken, wie sich der echte Jim Sams wohl im Körper einer Kakerlake fühlt. Allein schon die Tatsache, das Ian McEwan dieses Insekt gewählt hat, löst in mir ja schon Spekulationen hervor. Er beschreibt die Bewegungsabläufe und Strapazen dieser Tiere so gekonnt, dass ich mir alles sehr bildhaft vorstellen kann. Interessant ist auch, wie schnell sich die Kakerlake im menschlichen Körper zurecht findet. Erst braucht sie ewig für die Treppenstufen, will eine Fliege verspeisen, und schwups agiert sie wie ein echter Mensch. Bei der Unterhaltung war es genauso, erst passten die vagen Antworten nur gut ins Bild und in Null-Koma- Nichts agiert sie wie ein echter Politiker. Echt genial. Ich mag das Buch jetzt schon
Welche Entscheidungen wird unsere Kakerlake wohl treffen? Herrlich!
Da uns nur wenig Seiten erwarten, werde ich nach diesem Abschnitt erstmal eine kleine Pause einlegen, ansonsten bin ich heute Abend noch durch:D
 
Zuletzt bearbeitet:

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Der Name "Jim Sams" erinnert doch sehr an "Gregor Samsa". Auch der Anfang erinnert an "Die Verwandlung", allerdings wird das Insekt in Menschen-/Ministergestalt doch sehr schnell selbstständig - was bei Kafka anders ist. Auch scheint er eine Mission zu verfolgen, die England verändern wird.

Bei einigen Gedanken zu Beginn war/ist mir noch unklar, ob es sich um die Gedanken des Insekts oder um die des Pemierministers handelt. Dass eine Kakerlake jedoch nun die Macht im Land hat, lässt tief blicken ... Und es ist nicht nur eine, sondern die Regierung ist durchsetzt von Insekten. Und der einzige identifizierte Mensch, der Außenminister, wird als "Betrüger", "Kollaborateur", "Volksfeind" (S. 35) bezeichnet. Ich bin gespannt, wer am Ende wer ist. Hier rechnet McEwan jedenfalls mit einigen ab. Und natürlich: Wie geht es mit dem Verwandelten weiter? Wird er auch so scheitern wie Samsa? (Wobei Samsas Verwandlung ja dennoch etwas Gutes hatte.)

Jedenfalls ist der Blick auf die Politik schon einmal kein guter.

Das Leben aus der Sicht einer Kakerlake hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich noch nicht so genau weiß, worauf alles hinauslaufen wird.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Dass ich es hier mit einer äußerst skurrilen Geschichte zu tun bekommen würde, war ja klar. Ein wenig fremdele ich mit dieser allwissenden Kakerlake.
Das Leben aus der Sicht einer Kakerlake hat mir sehr gut gefallen,
Das fand ich auch sehr anschaulich erzählt. Die eigentliche Verwandlung und vor allem das Verständnis dafür ging mir dann doch etwas zu schnell. Da bin ich bei Anjuta:
Bei McEwan muss der Mensch direkt ran. Und auch das Erkennen der Anderen als diejenigen von gleicher Herkunft geht verdammt schnell.
Sowohl als Kakerlake wie auch in menschlicher Gestalt hat das Subjekt eine Aufgabe zu erledigen, ist eifrig und dienstbeflissen. Da holpert es aus meiner Sicht: woher weiß das Insekt (oder der Käfer) das alles. Gibt es einen "göttlichen" Plan, nach dem nicht nur das Rasieren eingegeben ist, sondern auch politische Strategien?
Ja, ja: man darf nicht alles so ernst nehmen. Die vermeintlich Starken sollen schließlich die müde gewordenen Funktionäre ablösen. Schauen wir mal, was noch kommt!

Herrlich dieses Zitat auf S. 36:
[zitat]Zusammengeschmiedet durch eisernen Mut und den Willen zum Erfolg. Inspiriert von einer Idee, so rein und erregend wie Blut und Boden. Mit einem Ziel vor Augen, das sich über die bloße Vernunft erhob, um eine mystische Auffassung de Nation zu feiern, so schlicht und rundheraus gut und wahrhaft wie religiöser Glaube.[/zitat]

Das ist McEwan, wie man ihn kennt! Spitzzüngig auf den Punkt gebracht passt diese Passage auf viele nationalistische Bewegungen.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Ihr habt vieles schon gesagt. McEwan rechnet hier eindeutig mit dem Politikbetrieb ab.

Mir hat außerdem gefallen, wie die Kakerlake den menschlichen Körper beschreibt. Die Beschreibungen sind köstlich, bspw. der feuchte Fleischkloß in der Mundhöhle, den man besser drin behält, damit er nicht tropft. Oder das verwundbare Fleisch, das widernatürlich außerhalb des Skeletts liegt. Viele Menschen meinen ja, Insekten, insbesondere Kakerlaken, wären eklig. Dabei ist es umgekehrt wahrscheinlich ganz genauso. :)
 

MRO1975

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11. August 2018
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Sowohl als Kakerlake wie auch in menschlicher Gestalt hat das Subjekt eine Aufgabe zu erledigen, ist eifrig und dienstbeflissen. Da holpert es aus meiner Sicht: woher weiß das Insekt (oder der Käfer) das alles. Gibt es einen "göttlichen" Plan, nach dem nicht nur das Rasieren eingegeben ist, sondern auch politische Strategien?
Das habe ich mich auch gefragt. Ich denke, McEwan hat das schon bedacht. Viele Dinge, die wir täglich tun, laufen automatisch. Dafür benötigen wir unseren Intellekt nicht, das könnte jede Kakerlake. Dazu zählen neben Zähneputzen und Rasieren offenbar auch politische Entscheidungen (zumindest in dem hier geschilderten Fall). Ich fand es auch sehr treffend, dass Jim seine ersten Entscheidungen durch bloßes Grummeln getroffen hat. So etwas habe ich auch schon beobachtet. Der Chef sagt kaum etwas. Alles wird von Assistenten vorbereitet, die versuchen zu erraten, was der Chef will. Geht’s schief, fliegt der Assi. Wird’s ein Erfolg, verbucht ihn der Chef für sich - beliebte Karrierestrategie!
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Mir hat außerdem gefallen, wie die Kakerlake den menschlichen Körper beschreibt. Die Beschreibungen sind köstlich, bspw. der feuchte Fleischkloß in der Mundhöhle, den man besser drin behält, damit er nicht tropft.

Ich musste über die unendliche Zahl an Zähnen lachen. Das hat mich daran erinnert, wie's ist, wenn man Kinder ganz spontan ein Selbstportät malen lässt. Da kann man auch immer wieder nur staunen, wie viele Zähne bei einem lächelnden Mund zu sehen sind.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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dabei sehr viel Zeit und Muße für das Erkennen eingeräumt. Bei McEwan muss der Mensch direkt ran. Und auch das Erkennen der Anderen als diejenigen von gleicher Herkunft geht verdammt schnell. Ich hätte mir deutlich mehr Innehalten und Auskosten der Situationen gewünscht.
Das ging mir auch so. Obwohl die Beschreibungen sehr treffend sind, hätte ich sie gerne ausführlicher gehabt. Das geht alles sehr schnell.

Bei der Unterhaltung war es genauso, erst passten die vagen Antworten nur gut ins Bild und in Null-Koma- Nichts agiert sie wie ein echter Politiker.
Das fand ich klasse, Jim muss gar nichts sagen, nur grummeln. Das ist Satire pur!

Das mit dem Reversalismus war mir auch fremd. Vielleicht wäre es für Leser, die nicht so eine genaue Kenntnis vom britischen System haben, nicht schlecht, einige Erklärungen zu bekommen. Oder die kommen im Buch noch.
Direkt zu Beginn des nächsten Abschnittes, wollte es gerade googeln, da habe ich gesehen, dass es erklärt wird ;)
Interessant fand ich den Gedanken der „Kakerlake“: „die Hacken von Polizeiuniformstiefeln...Wie immer so überaus beruhigend.“ Wessen Sichtweise ist das? Weiß Die Kakerlake so viel? Aber ich denke, darüber werden wir noch aufgeklärt, ob es einen göttlichen (?) Plan gibt.
 

claudi-1963

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1. Leseabschnitt: Kapitel 1 (Anfang bis S. 37)
Das fängt ja schon grandios an, ich kenne ja das Buch von David Safier wo sich ein Mensch in ein Tier verwandelt, aber das hier ist noch mal eine andere Dimension.
Schon wie er beschreibt wie es sich anfühlt auf einmal von einer Kakerlake zu eine Mensch zu werden. Köstlich als er sich überwinden musste um überhaupt in den Anzug zu steigen. Oder alleine wie er die Zunge beschreibt, das scheinen wohl Kakerlaken nicht zu haben. :)
Auch als er da mit der Schmeißfliege geliebäugelt hat, da spürt man das er immer noch etwas im Verhalten des Tieres drin ist. Ich frage mich nur wie er es schafft auf einmal so gestelzt mit dem berater zu reden?

Da sind mir allerdings ein paar Sachen zu hoch und etwas zu unverständlich. Man spürt halt das man sich da schon auch mit der englischen Politik auseinandersetzen muss. Was sind zum Beispiel diese Vordreher, gehören die eher zur Tierwelt oder findet man die doch bei der Politik?

Aber ich bin gespannt wie das weitergeht. ;)
 

claudi-1963

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Aber was ist Reversalismus? Google findet dieses Wort nur bei McEwan in diesem Roman - eine Wortneuschöpfung also. Ich bin gespannt, was sich dahinter für ein neuer kakerlakischer Politikansatz verbirgt.
Also in einem Beitrag zum Buch wird beschrieben, das der Premier den Geldfluss zurückdrehen möchte. Dies versteht man da unter dem Reversalismus.
Zwar verstehe ich das mit den Vordrehern und Rückdrehern noch nicht so richtig, aber das Konzept hat was. Das mit dem Reversalismus war mir auch fremd.
Ja das sind auch die Dinge die mir etwas Kopfzerbrechen gemacht haben. Ich verfolge zwar die britische Politik, aber damit konnte ich auch erst Mal nichts anfangen.
Ich muss die ganze Zeit daran denken, wie sich der echte Jim Sams wohl im Körper einer Kakerlake fühlt. Allein schon die Tatsache, das Ian McEwan dieses Insekt gewählt hat, löst in mir ja schon Spekulationen hervor.
Ja den Gedanken hatte ich auch zwischendrin mal.
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Bei dem Chaos was die da im Parlament die letzten Monate gemacht haben, ist das auch wahrlich kein Wunder, das er damit abrechnet. :)
 

claudi-1963

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Das ging mir auch so. Obwohl die Beschreibungen sehr treffend sind, hätte ich sie gerne ausführlicher gehabt. Das geht alles sehr schnell.


Das fand ich klasse, Jim muss gar nichts sagen, nur grummeln. Das ist Satire pur!


Direkt zu Beginn des nächsten Abschnittes, wollte es gerade googeln, da habe ich gesehen, dass es erklärt wird ;)
Interessant fand ich den Gedanken der „Kakerlake“: „die Hacken von Polizeiuniformstiefeln...Wie immer so überaus beruhigend.“ Wessen Sichtweise ist das? Weiß Die Kakerlake so viel? Aber ich denke, darüber werden wir noch aufgeklärt, ob es einen göttlichen (?) Plan gibt.
Ich vermute mal das die sich zuvor genau beraten und Pläne geschmiedet haben, bevor sie sich verwandelt haben. Schließlich wollen sie ja alles besser machen. ;)
 

Renie

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Aber was ist Reversalismus? Google findet dieses Wort nur bei McEwan in diesem Roman - eine Wortneuschöpfung also. Ich bin gespannt, was sich dahinter für ein neuer kakerlakischer Politikansatz verbirgt.
Es ist nicht nur der Reversalismus. Ich stand auch bei "Vordreher" und "Rückdreher" wie Ochs vorm Berg. Wobei mir mein Riecher sagt, dass Rückdreher = Reversalist sein könnte, was mich aber immer noch nicht schlauer macht.:rolleyes:
 

Renie

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Bei McEwan muss der Mensch direkt ran
Nicht der Mensch muss direkt ran, sondern die Kakerlake. Und da wir hier den Eindruck vermittelt bekommen, dass die Kakerlake das höher entwickelte Wesen als der Mensch ist, ist doch auch klar, dass sie sich schneller an die neuen Gegebenheiten anpassen kann.:D
 

Renie

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Auch wenn mir die Idee "Kakerlake for President" ausgesprochen gut gefällt, kann ich mich einfach nicht auf diese Idee einlassen. Gleich zu Beginn, als Jim völlig verkatert wach wird, habe ich mich gefragt, ob diese Kakerlaken-Fantasien einem Alkohol-Delirium zuzuschreiben sind. Jim scheint ja einiges an Alkohol wegzuhauen. Kein Wunder, wenn ihm die Gehirnzellen einen Streich spielen würden. Aber das ist jetzt nur so dahingesponnen. McEwan gibt den Ton an. Und der lautet erstmal Seelenwanderung: Kakerlake wird zum Prime und der alte Prime wird zur Kakerlake. Sehr lustig.
Ich frage mich immer, auf welchen Premierminister McEwan anspielt.
Es gibt 2 Hinweise: ein walisischer Akzent und rotbraunes Haar.
Boris ist es wohl nicht. Oder McEwan versucht vom Offensichtlichen abzulenken.;)

Es scheint einen Grund für die Seelenwanderung der Kakerlake zu geben:
"Doch ich habe ein hehres Ziel, deshalb bin ich hier ..." (S. 13/14).
Was könnte das wohl sein? Ich habe noch keinen Schimmer.

Mein Fazit aus dem ersten Leseabschnitt: Premierminister kann jeder, sogar eine Kakerlake.