3. Leseabschnitt: Mitte (I.) (S. 133 bis S. 198)

Circlestones Books Blog

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Der Roman liest sich sprachlich leicht und flüssig, trotz des im Grunde ernsten Themas. Dies begründet sich für mich auch in der Rolle, die Meyrink selbst hier spielt. Zuerst der dringend benötigte Vorschuss für einen Roman, mit dessen Thema er schon aus Gründen seiner insgesamt unpolitischen Haltung ein Problem hat. Der Autor hält sich generell an die biografisch belegten Fakten, mischt aber alles, was wir bereits über Meyrink wissen, in diesem Roman neu, nicht immer chronologisch, aber insgesamt fügen sich die Teile zum Gesamtbild- Großartig, weil in so einfach-klaren Worten die Beschreibung, wie der Autor nach Wochen der nicht freiwilligen Untätigkeit, ich würde sagen, Schreibblockade auf Grund des ihm völlig fremden Themas, wieder versucht, mit dem Schreiben zu beginnen (Seite 153).
 

Querleserin

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War ich zunächst recht angetan von der Sprache, der Thematik und von der ungewöhnlichen Komposition, flaut meine Begeisterung ab...es plätschert so dahin. Recherchenotizen wechseln sich ab mit der „eigentlichen“ Geschichte um den zu schreibenden Roman und den Ich-Passagen, die letztlich Meyrinks Autobiografie darstellen. So ergibt sich zwar in der Summe ein Ganzes, aber Spaß kommt nur noch aufgrund ironischer Sätze auf.
„Der Schmerz brachte mich zum Schreiben. Der Rückenschmerz, nicht der Weltschmerz. Wenn es Letzterer gewesen wäre, hätte ich nicht zur Satire tendiert, sondern zum Poem.“ (178)
 

Literaturhexle

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War ich zunächst recht angetan von der Sprache, der Thematik und von der ungewöhnlichen Komposition, flaut meine Begeisterung ab...es plätschert so dahin.
Schade, dass selbst du das so empfindest. Ich muss mich zum Lesen überreden und sehr konzentriert sein. Es fehlt der rote Faden, der das Geschehen vorantreibt. Es werden immer mehr verschiedene Zusammenkünfte erzählt. Mal Gegenwart, mal Vergangenheit. Abgesehen von manch schöner Formulierung kann sich ein Eifer für das Buch bei mir leider nicht einfachen lassen...
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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"süffig und amüsant" habe ich in eienr Rezension zum Buch gelesen. Aber ich hantle mich von Kapitel zu Kapitel, habe das Gefühl, es bleibt kaum etwas hängen. Was mir uas diesem Abschnitt geblieben ist, war das Bild mit den Dominosteinen.
Und der Satz: "Mein größter Fehler war mir klar geworden: Ich dachte in Worten und nicht in Bildern" Denn das ist genau meine Art zu lesen, in Bildern nicht in Worten, meistens jedenfalls. Hier weniger.
 

ElisabethBulitta

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Ich kann @Circlestones Books Blog nur zustimmen. Wie Poschenrieder hier Fiktion mit Realität mischt, nach und nach ein Bild von Meyrink aufbaut, dazu die Sprache und der Humor ... das ist wirklich gut. Nur muss ich halt bei der Stange bleiben, um alles zu verstehen.

Wobei ich diese Ich-Einschübe, die ja Biographisches vermitteln, selbst auch in der Funktion des Hinausschiebens des Schreibens sehe: Neben seinen Ausflügen etc., die Meyrink am Schreiben hindern, kommt er ganz nebenbei vom Hölzchen aufs Stöckchen, verliert sich in Nebensächlichkeiten und Erinnerungen, um sich ja nicht der Sache widmen zu müssen, die er eigentlich in Angriff nehmen sollte, um an sein Geld zu kommen. Und dann der Satz: "Erst hat Meyrink es nicht gewollt, jetzt, wo er will, geht es nicht." (S. 187) ... Wobei ich persönlich bezweifle, dass Meyrink es wirklich versucht. Ein echter Luftikus. Und wie schon geschrieben: Dieses Ineinanderweben der Freimaurerroman-Geschichte und des Verlierens in Erinnerungen ergeben ein interessantes Bild.

"Von zwei Versionen einer Geschichte überlebt stets die interessante, nicht die wahre." (S. 169) - wie wahr.

Bei dem Satz "Dass man mich, bei meiner Suche nach dem Übersinnlichen, stets misstrauisch, höhnisch oder verächtlich angesehen hat, ..." (S. 190) habe ich mich ertappt gefühlt. Allerdings hat Yoga für mich nichts mit Okkultem zu tun. Allerdings hat man Yoga vielleicht früher auch eher argwöhnisch betrachtet. Interessant finde ich, dass im Buch immer "der Yoga" steht. Ich habe dann doch glatt zum Duden gegriffen und nachgeschaut. Es gibt als Artikel "der" und "das". Und wieder was Sprachliches gelernt.
 

Literaturhexle

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Von zwei Versionen einer Geschichte überlebt stets die interessante, nicht die wahre." (S. 169) - wie wahr.
Diesen wunderbaren Satz habe ich auch notiert. Allerdings sind interessant und wahr keine Gegensätze. Es wird vorausgesetzt, dass die interessante Version gleichzeitig die Lüge verkündet...
Aber so haarspalterisch sollten wir in Zeiten von Fakenews nicht sein;)
 

ElisabethBulitta

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Diesen wunderbaren Satz habe ich auch notiert. Allerdings sind interessant und wahr keine Gegensätze. Es wird vorausgesetzt, dass die interessante Version gleichzeitig die Lüge verkündet...
Aber so haarspalterisch sollten wir in Zeiten von Fakenews nicht sein;)

OK, ich erweitere: Falls eine interessante unwahre und eine uninteresante wahre Version miteinander konkurrieren. ;)
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ich amüsiere mich weiterhin köstlich :). Die Ich-Einschübe finde ich sehr interessant zu lesen; schade, dass es nicht wirklich eine Autobiografie von Meyrink gibt. Scheint trotz aller (streitbarer) Eigenschaften und -arten ein interessanter Mann gewesen zu sein.
Wie gut, dass ich den "Golem" noch auf dem SuB habe - werde den wohl im nächsten Jahr lesen. Macht wer mit? :D
 

Circlestones Books Blog

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Ich amüsiere mich weiterhin köstlich :). Die Ich-Einschübe finde ich sehr interessant zu lesen; schade, dass es nicht wirklich eine Autobiografie von Meyrink gibt. Scheint trotz aller (streitbarer) Eigenschaften und -arten ein interessanter Mann gewesen zu sein.
Wie gut, dass ich den "Golem" noch auf dem SuB habe - werde den wohl im nächsten Jahr lesen. Macht wer mit? :D
Ich hatte mir auf Grund dieses Romans den Golem auf meinen Kindle-SUB geladen und bin beim gemeinsamen Lesen 2020 gerne dabei, Termin meistens kein Problem, nur zwischen 10. Februar und 10. März geht nicht, da bin ich buchstäblich und real auf der anderen Seite der Weltkugel.
 

kingofmusic

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Ich hatte mir auf Grund dieses Romans den Golem auf meinen Kindle-SUB geladen und bin beim gemeinsamen Lesen 2020 gerne dabei, Termin meistens kein Problem, nur zwischen 10. Februar und 10. März geht nicht, da bin ich buchstäblich und real auf der anderen Seite der Weltkugel.
Das freut mich :cool:. Terminlich bin ich auch flexibel - viel Spaß beim Reisen :cool:. Wenn sich noch mehr finden, stimmen wir einfach ´nen Termin ab, der allen (mehr oder weniger) passt. Lesen soll ja Spaß machen und keinen Stress bereiten. ;)
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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War ich zunächst recht angetan von der Sprache, der Thematik und von der ungewöhnlichen Komposition, flaut meine Begeisterung ab...es plätschert so dahin. Recherchenotizen wechseln sich ab mit der „eigentlichen“ Geschichte um den zu schreibenden Roman und den Ich-Passagen, die letztlich Meyrinks Autobiografie darstellen. So ergibt sich zwar in der Summe ein Ganzes, aber Spaß kommt nur noch aufgrund ironischer Sätze auf.
„Der Schmerz brachte mich zum Schreiben. Der Rückenschmerz, nicht der Weltschmerz. Wenn es Letzterer gewesen wäre, hätte ich nicht zur Satire tendiert, sondern zum Poem.“ (178)
Mir ging es mit diesem Abschnitt wie dir. Sprachliche Perlen, aber es plätschert mir jetzt auch ein bisschen zu sehr, und obwohl ich mit vielen Namen etwas anfangen kann hoffe ich auf Straffung. Dass Meyrink eine Schreibblockade hat habe ich jetzt verstanden.

interessant ist allerdings der Beginn des Abschnittes, Erich Mühsams Gedanken (und seine Konkurrenz) zu Kurt Eisner, die Räumung des Bezirks Schwabing von der Boheme - hat das tatsächlich so stattgefunden? Vermutlich...
Und der Austausch über die Schuldfrage zum Ersten Weltkrieg, mit ein paar Randnotizen zum Thronfolger Rudolf. Das hält mich doch sehr bei der Stange!
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Wobei ich diese Ich-Einschübe, die ja Biographisches vermitteln, selbst auch in der Funktion des Hinausschiebens des Schreibens sehe: Neben seinen Ausflügen etc., die Meyrink am Schreiben hindern, kommt er ganz nebenbei vom Hölzchen aufs Stöckchen, verliert sich in Nebensächlichkeiten und Erinnerungen, um sich ja nicht der Sache widmen zu müssen, die er eigentlich in Angriff nehmen sollte, um an sein Geld zu kommen. Und dann der Satz: "Erst hat Meyrink es nicht gewollt, jetzt, wo er will, geht es nicht." (S. 187) ... Wobei ich persönlich bezweifle, dass Meyrink es wirklich versucht. Ein echter Luftikus. Und wie schon geschrieben: Dieses Ineinanderweben der Freimaurerroman-Geschichte und des Verlierens in Erinnerungen ergeben ein interessantes Bild.
Oh, das hast du sehr gut ausgedrückt...das Verlieren in Nebensächlichkeiten um das echte Schreiben nicht tun zu müssen.
Ja, Meyrink sehe ich auch als Luftikus, ich denke, man kann da Poschenrieders Worten durchaus glauben. Er hat so vieles probiert, hat auf so vielen Hochzeiten getanzt, wollte sich sogar umbringen, bis er seinen Lotsen fand. Und für mich besonders erstaunlich: dass der sehr bodenständige und realitätsnahe Mühsam ihn bewundert. Trotz seiner Bürgerlichkeit...