2. Leseabschnitt: Kapitel 11 bis 22 (S. 77 bis S. 178)

wal.li

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1. Mai 2014
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Die Idee Rubinstein bei den Nazis einzuschleusen, fand ich echt genial. Allerdings ist es wieder sehr bedrückend, ihn durch die Reihen der Feinde zu begleiten. Clara rettet ihn nicht aus uneigennützigen Gründen, verstehen kann ich sie schon, aber ihn so ins kalte Wasser zu stoßen. Dass ihr Verlobter sich nicht sicher ist, ob sie eine Verräterin sein könnte, hat mich erschreckt. Oder ist es einfach ein Zeichen dieser Zeit, dass niemand niemandem vertraut?
Isaak muss eigentlich eine Quadratur des Kreises hinkriegen und das macht er nicht schlecht. Jedenfalls ist er mit Geschick an Kraus herangekommen und hat auch noch neue Informationen im Mordfall der Schauspielerin aufgedeckt.
Die Autorin hat es ausgesprochen gut geschafft, diese elende Zeit zu schildern und das mit einem fesselnden Kriminalfall zu garnieren, ohne dass es aufgesetzt wirkt.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Ganz so überzeugend wie den ersten fand ich den zweiten Leseabschnitt nicht, da mir z.B. Isaak viel zu schnell an Arthur Krauss kam. Das ging einfach zu glatt.

Trotzdem gibt es vieles, was beeindruckt:

Isaak kann nun nachvollziehen, dass Menschen Gefallen an Macht finden. Er denkt, dass Schmitt und er, hätten sie sich unter anderen Umständen und zu anderen Zeiten kennengelernt, durchaus hätten Freunde werden können. Dieses zeigt mal wieder, wie schwer der Umgang mit dem Dritten Reich und die Erklärung für die Entwicklung desselben sind. Und es macht auch Angst. Niemand weiß, wozu man wirklich fähig ist.

Dass Clara Isaak und seiner Familie hilft, ist lobenswert. Dennoch hinterlässt das „Spiel“, das sie mit ihm treibt, einen bitteren Beigeschmack. Aber auch sie nutzt jede Gelegenheit, die sich bietet, was man ihr nicht verdenken kann. Als Isaak Arthur kennenlernt, wird deutlich, dass er doch noch an Clara hängt. Aber andererseits kann ich sehr wohl verstehen, dass Clara sich inzwischen neu orientiert hat. Isaak schlägt sich wacker, ich hoffe, er kommt damit durch. Toll finde ich, wie er sich an literarischen Figuren orientiert. Da sieht man mal, wozu das Lesen alles nutzen kann.

Auf die Idee mit dem Geheimgang hätte ich auch selber kommen können. Aber diese Idee hatte ich schon gleich ausgeschlossen, nachdem anfangs gesagt wurde, es gäbe keine Möglichkeit, in die Burg zu kommen. Da habe ich den Nazis doch mehr Umsicht zugetraut. Jetzt ist jedenfalls wieder offen, wer für Lotte Lanners Tod verantwortlich ist.

Die Erfolgsserie der deutschen Armee ist unterbrochen, was dem Tod der Schauspielerin neue Brisanz verleiht: Es ist wichtiger denn je, in Deutschland ein gutes Bild zu bewahren und das Volk bei Laune zu halten. Dieses ist auch sehr realistisch. Medien wie Ton und Film sind für Diktatoren einfach ein gutes Mittel. Schon die Römer wussten: Brot und Spiele, Hitler hat den Film genutzt und Stalin auch.

Dass Ursula von Rahn sich an den vermeintlichen Weissmann heranmacht, ist nicht gerade gut. Nicht zuletzt besteht auch auf dieser Ebene die Gefahr für Isaak, enttarnt zu werden.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Claras Idee Isaak als Weissmann ins kalte Wasser zu stoßen ist schon sehr mutig. Ihre Beweggründe, warum sie es ihm nicht gleich gesagt hat, sind sehr gut nachvollziehbar.

Und obwohl es schwer für Isaak ist in die Rolle zu schlüpfen macht er seine Sache doch gut. Ich musste schmunzeln an den Stellen, wo er Sherlock Holmes zitiert und Schmitt alles begierig aufgreift und notiert. Gerade Sherlock Holmes hatte eine einmalige Art die Verbrechen aufzuklären und Isaak als ehemaliger Antiquar mit den Werken vertraut, kann dieses Wissen nun gut verwenden. Auch dass er oft und viel andere Dichter zitiert passt an den verschiedenen Stellen perfekt.

Ist es glaubhaft, wie es ihm gelungen ist an die für ihn und auch für Clara notwendigen Informationen zu kommen? Wahrscheinlich kann einiges unter dem Aspekt schriftstellerischer Freiheit verbucht werden. Aber Hildenbrand und auch Krauss hatten ja wiederum nicht mehr so viel zu verlieren.

Gefährlich kann Isaak als Wissmann auf jeden Fall Ursula von Rahn werden, die ist schon sehr aufdringlich. Und dann bin ich auch mal auf die Begegnung zwischen Nosske und Isaak gespannt.

So wie Isaak den Wissmann gibt, aus der Not heraus und mit einiger Angst, kommt er aber mit seinen Wortkargheit und seiner Unnahbarkeit doch ganz gut und glaubhaft herüber.

Ich bin mal gespannt, ob alles so klappt und ob er sogar den Fall lösen kann. Denn die Idee mit den verborgenen Tunneln war doch genial.
 

Xanaka

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Clara rettet ihn nicht aus uneigennützigen Gründen, verstehen kann ich sie schon, aber ihn so ins kalte Wasser zu stoßen.

Ich denke, so kam er auf jeden Fall sehr viel glaubhafter herüber. Diese Vorsicht und Zurückhaltung geben ihm in seiner Haltung auch etwas Erhabenes und Unnahbares und so ist gezwungen so wenig wie möglich mit anderen zu reden.
 
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Xanaka

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Die Erfolgsserie der deutschen Armee ist unterbrochen, was dem Tod der Schauspielerin neue Brisanz verleiht: Es ist wichtiger denn je, in Deutschland ein gutes Bild zu bewahren und das Volk bei Laune zu halten. Dieses ist auch sehr realistisch. Medien wie Ton und Film sind für Diktatoren einfach ein gutes Mittel. Schon die Römer wussten: Brot und Spiele, Hitler hat den Film genutzt und Stalin auch.
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Gerade die Medien sind immer in jeder Gesellschaft ein absolut wichtiges Mittel gewesen. Hier kann man gezielt seine Propaganda streuen und den Menschen die "Wahrheiten" zutragen die für die eigene Zielerreichung notwendig sind.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Clara überlässt Isaak also völlig unverbereitet in die neue Rolle. Es ist natürlich das Um und Auf des ganzen Romans. Aber kann das wirklich gut gehen? Isaak muss improvisieren, er hat absolut keine Kennntisse über Weissmann. Jede Kleinigkeit könnte ihn verraten. Es geht um Leben und Tod im wahrsten Sinne, es wirkt ein bisschen unwahrscheinlich, dass das so gut funktioniert.

Das war doch gleich am Bahnhof die Szene, wo ein vermeintlich Toter aus dem Lazarettzug noch lebt. Mir kam sofort in den Sinn: Weissmann!? (bin gespannt, ob da noch was kommt)

Ich frage mich auch wenn Isaak Krauss als Verdächtigen konstruiert, in dem er ihn sich holen lässt, ob er damit nicht dessen Todesurteil fällt. Beweise und Fakten waren ja nicht so gefragt damals...
 
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Amena25

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Dass Clara Isaak und seiner Familie hilft, ist lobenswert. Dennoch hinterlässt das „Spiel“, das sie mit ihm treibt, einen bitteren Beigeschmack.

Isaak schlägt sich wacker, ich hoffe, er kommt damit durch. Toll finde ich, wie er sich an literarischen Figuren orientiert. Da sieht man mal, wozu das Lesen alles nutzen kann.

Clara erscheint mir auch etwas undurchsichtig. Geht es ihr wirklich um ,,die Sache"? Selbst ihr Verlobter scheint ihr ja nicht hundertprozentig zu trauen.
Isaak wächst nach der ersten Panikstarre so langsam in seine Erittlerrolle, macht sich Gedanken zum Fall.... Seine Imitation von literarischen Ermittlern ist originell, witzig auch, wie Schmitt die Zitate eifrig notiert.
Ursula von Rahn könnte sehr gefährlich werden. Ebenso der ,,Studienfreund" Erich Gauger. Für Isaak gibt es immer noch mehr Stolperfallen! Im heutigen Zeitalter mit Handy, Fotos usw. würde so etwas sicherlich nicht mehr funktionieren.
 

Amena25

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Die Autorin hat es ausgesprochen gut geschafft, diese elende Zeit zu schildern und das mit einem fesselnden Kriminalfall zu garnieren, ohne dass es aufgesetzt wirkt.
Da kann ich nur zustimmen. Gerade dadurch, dass Isaak in seiner Rolle als Wissmann das Geschehen von beiden Seiten betrachten und erleben kann, kann man die Zeit noch viel besser nachvollziehen.
 

ElisabethBulitta

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Clara erscheint mir auch etwas undurchsichtig. Geht es ihr wirklich um ,,die Sache"? Selbst ihr Verlobter scheint ihr ja nicht hundertprozentig zu trauen.

Ich denke, es gibt Zeiten und Umstände, da traut niemand niemandem so richtig. Da verraten Kinder ihre Eltern und umgekehrt, Ehepartner einander etc. Das war im Dritten Reich so, während des Stalinismus etc.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Clara hat sich ihrer Sache verschrieben, deshalb ergreift sie die Gelegenheit Isaak als Weissmann auszugeben. Ich frage mich aber, ob sie auch geholfen hätte, wenn die Ähnlichkeit nicht da gewesen wäre und sie Isaak nicht hätte brauchen können?

Dass sie ihn ins kalte Wasser schmeißt, war gut von ihr beobachtet. Hätte sie ihm alles vorher gesagt, hätte er die Rolle nie so spielen können. Ich finde, er laviert sich nicht schlecht durch.

Interessant seine Gedanken zur Macht. Jetzt sieht er die andere Seite und beginnt zu verstehen, welche Faszination Macht ausüben kann.

Ob er den Fall Lanner lösen kann? Intelligent ist er, Schlüsse kann er auch ziehen und er ist unvoreingenommen, dass könnte der Weg zum Erfolg sein, falls überhaupt die Zeit dafür reicht.

Dass er allerdings so schnell an Arthur Krauss kommt, ist verwunderlich und wahrscheinlich wirklich der Dramaturgie des Romans geschuldet.

Ansonsten fand ich den zweiten Abschnitt gut lesbar und spannend
 
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Bibliomarie

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Claras Idee Isaak als Weissmann ins kalte Wasser zu stoßen ist schon sehr mutig. Ihre Beweggründe, warum sie es ihm nicht gleich gesagt hat, sind sehr gut nachvollziehbar.

Mutig, aber auch klug, denn sie hat Isaak richtig eingeschätzt. Und er hat ja im Lauf der nächsten Stunden gezeigt, dass er sich zu helfen weiß, und wenn er nur Sherlock Holmes zitiert.
 

Bibliomarie

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ch frage mich auch wenn Isaak Krauss als Verdächtigen konstruiert, in dem er ihn sich holen lässt, ob er damit nicht dessen Todesurteil fällt. Beweise und Fakten waren ja nicht so gefragt damals...

Genau diese Frage stelle ich mir auch und wenn Hildebrandt einknickt, dann ist Isaak enttarnt.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Jetzt ist also klar was Carla die ganze Zeit mit Isaak geplant hatte, nämlich ihn als Adolf Weissmann bei den Nazis einzuschleusen. So kurios finde ich das ja schon, einen Antiquariaten als Kommiassar einzuschleusen. Was wenn er irgendwann vielleicht schießen muss, er hat ja nicht mal eine Waffe.
Wie gut das er wenigstens diesem Weissmann ähnlich sieht, ich fürchte nur das der was sich da bei den Toten gereckt hat womöglich unser Kommissar ist. Und was wenn ihn jemanden als Juden erkennt oder gar weiß das er nicht Weissmann ist? Gut das er Weissmanns Studienkollegen aus dem Weg gehen konnte, aber wer weiß wie lange noch?

Im Gefängnis macht er allerdings seine Sache sehr gut, ich frage mich nur wie er den beiden jetzt da raushelfen möchte.
Das er Arthur Krauss so schnell vernehmen kann, finde ich schon suspekt, den er hatte ja mit dem Fall der toten Lanner nichts zu tun. Trotzdem schein Schmidt es ihm abzunehmen, das er was von Geheimgängen gesagt hat. Das Isaak vorsichtig sein muss mit den Unterlagen kann ich gut verstehen, jedoch wie soll Isaak herausfinden wem er vertrauen kann? Und das Arhur selbst seiner Verlobten Clara sowas zutraut finde ich schon grotesk.
Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, das jemand durch so einen Geheimgang in das Zimmer gekommen ist. Ich hatte das irgendwie gar nicht mehr im Kopf, das es eine Burg war wo die genächtigt hatten, sonst wäre mir die Idee auch gekommen. Nur gut das Isaak so belesen ist was Sherlock Holmes anbelangt und so einiges an Weisheiten vortragen kann.

Trotzdem verläuft mir das bisher bei Isaak alles zu aufgeräumt und glatt, dafür das er eigentlich keine Ahnung hat. Komisch fand ich auch das sich Clara nochmal blicken hat lassen. Hat sie nicht dem einen gesagt, das sie verschwinden wird? Hat sie vielleicht doch was mit dem Maulwurf zu tun und spioniert noch für andere?
Trotzdem liest es sich immernoch sehr gut und ich bin gespannt was uns noch erwartet.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Dass ihr Verlobter sich nicht sicher ist, ob sie eine Verräterin sein könnte, hat mich erschreckt. Oder ist es einfach ein Zeichen dieser Zeit, dass niemand niemandem vertraut?
Ich weiß nicht ob es ein Zeichen der Zeit ist, aber mich hat das auch verwundert, das er nicht mal Carla traut.
Isaak kann nun nachvollziehen, dass Menschen Gefallen an Macht finden. Er denkt, dass Schmitt und er, hätten sie sich unter anderen Umständen und zu anderen Zeiten kennengelernt, durchaus hätten Freunde werden können. Dieses zeigt mal wieder, wie schwer der Umgang mit dem Dritten Reich und die Erklärung für die Entwicklung desselben sind. Und es macht auch Angst. Niemand weiß, wozu man wirklich fähig ist.
Ja das fand ich auch gut geschrieben und könnte ich mir auch gut vorstellen Isaaks Gedanken. Gut fand ich auch als er Schmidts sagte das wenn man denen die Sterne wegmachen würde niemals sehen würde das sie Juden sind. Das kannte man ja, es haben ja einige Juden unter den Deutschen gelebt ohne erkannt zu werden. Ich finde Nürnberg ist da schon ein schlimmes Pflaster, wie die sofort die Juden attackieren.
Gefährlich kann Isaak als Wissmann auf jeden Fall Ursula von Rahn werden, die ist schon sehr aufdringlich. Und dann bin ich auch mal auf die Begegnung zwischen Nosske und Isaak gespannt.
Ich hoffe es nicht, jedoch diese Frau ist schon sehr aufdringlich, ich könnte mir schon vorstellen das sie einfach vor seiner Hoteltüre steht.
Ich denke, so kam er auf jeden Fall sehr viel glaubhafter herüber. Diese Vorsicht und Zurückhaltung geben ihm in seiner Haltung auch etwas Erhabenes und Unnahbares und so ist gezwungen so wenig wie möglich mit anderen zu reden.
Das stimmt, da muss ich auch Clara recht geben, wenn Isaak gewusst hätte das er in die Hölle des Löwen muss als Kommissar, dann hätte er sicher nicht mitgemacht.
Genau diese Frage stelle ich mir auch und wenn Hildebrandt einknickt, dann ist Isaak enttarnt.
Kann man nur hoffen, das Isaak was für ihn tun kann damit er schnell frei kommt.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Clara überlässt Isaak also völlig unverbereitet in die neue Rolle. Es ist natürlich das Um und Auf des ganzen Romans. Aber kann das wirklich gut gehen? Isaak muss improvisieren, er hat absolut keine Kennntisse über Weissmann. Jede Kleinigkeit könnte ihn verraten. Es geht um Leben und Tod im wahrsten Sinne, es wirkt ein bisschen unwahrscheinlich, dass das so gut funktioniert.

Das war doch gleich am Bahnhof die Szene, wo ein vermeintlich Toter aus dem Lazarettzug noch lebt. Mir kam sofort in den Sinn: Weissmann!? (bin gespannt, ob da noch was kommt)

Ich frage mich auch wenn Isaak Krauss als Verdächtigen konstruiert, in dem er ihn sich holen lässt, ob er damit nicht dessen Todesurteil fällt. Beweise und Fakten waren ja nicht so gefragt damals...
Bei der Bahnhofszene musste ich auch direkt an Weissmann denken. Die ganze Maskerade wäre für Isaak um vieles schwieriger, wenn er wüsste das Weissmann nicht tot ist. Ich bin gespannt, wann er dahinterkommt....