Erst wegen ihres Glaubens ausgegrenzt und dann wurde so getan als seien sie seelenlose Dinge.
Das hatte nicht wirklich was mit dem Glauben zu tun. Vielleicht für den "kleinen Mann auf der Straße" (noch meine Oma hat gesagt, die Juden hätten unseren Herrgott ans Kreuz genagelt, was allerdings historisch Quatsch ist), aber die Alex Beer auf S. 15 schreibt: "Minderwertige, Volksverderber und Reichsfeinde" - im Prinzip war es eine "wissenschaftliche" Begründung. "Survival of the Fittest" - dem haben die Nazis u.a. nachgeholfen. Und zu denen, die diesen Prozess gestoppt haben, gehörten neben den Kranken und Behinderten auch die Juden. Es hat ja auch nichts genützt, zum christlichen Glauben zu konvertieren.
Jedenfalls gelingt es Alex Beer sehr gut, die Atmosphäre einzufangen. "Sie (also die Gestapo-Männer) hätten alles Mögliche sein können." (S. 9) - das macht das Grausame umso grausamer, weil die Nazischergen erschienen wie Menschen wie du und ich. Und schon das Eintreten dieser Männer ließ mir die Nackenhaare hochstehen.
In diesem ersten Leseabschnitt (und den ersten beiden Tagen des Romans) werden im Prinzip drei Szenerien gezeichnet: das Schicksal der Rubinsteins, der Mordfall an der Schauspielerin und das Schicksals Weissmanns.
Dass der Portier Hildebrandt verdächtigt wird, war mir gleich klar, da schwante mir schon Böses. Obwohl die "Befragungs-/Folterszene" jetzt an sich nicht allzu grausam geschildert ist, wurde mir doch schon wieder anders. Ich weiß, warum ich mit Büchern über diese Zeit oft Probleme habe, weil nämlich gerade die Nähe und somit das Reale so bedrückend sind.
Bade und Oberhausner werden wegen "Befangenheit" von dem Fall abgezogen. Mich würde es ja nicht wundern, wenn Nosske hinter dem Mord an Lotte Lanner steckte. Nun ja, man möchte den schönen Schein halt wahren.
Insgesamt hat mir dieser erste Leseabschnitt sehr gut gefallen und ich hoffe, dass es so bleibt.