2. Leseabschnitt: Seite 60 bis Seite 123

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.858
12.454
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Ich will mich jetzt gar nicht so sehr auf die Wiedergabe des Inhalts konzentrieren. Stattdessen schreiben ich hier die Dinge nieder, die mir bei der Lektüre durch den Kopf schwirren:

Fotografie als Handwerk
Mir wird wieder einmal bewusst, wie einfach es heutzutage ist, ein Foto zu schießen. Handy raus und knips.
Anhand der Beschreibungen von D. erhalten wir einen Eindruck, dass Fotografie harte Arbeit war und natürlich ein Handwerk. Allein das Equipment und die Vorbereitung, um überhaupt ein einziges Foto zu erhalten, ganz zu schweigen von der Entwicklungsarbeit, lassen mich in Ehrfurcht erstarren, wenn ich an den Umfang dieses Archivs denke.

Beziehung zwischen D. und Kahn
Hier zeichnet sich eine Entwicklung in der Beziehung zwischen D. und Kahn ab. Zu Beginn ihres Arbeitsverhältnisses war D. sehr unsicher in seiner Rolle als Angestellter. Er hatte Angst, dass er es seinem Chef nicht Recht machen kann. Dabei hat er sich auch mit seinen Meinungsäußerungen Kahn gegenüber sehr zurückgehalten.
Mit den Jahren scheint er mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln, zumindest scheut er sich nicht, Kahn die Stirn zu bieten oder ihn in seine Grenzen zu weisen. (s. die Szene in Hawaii, als Kahn den Inhalt seines Portemonnaies unters Volk bringt, dafür auf Befremdlichkeit bei den Mitreisenden stößt und D. ihm eine Ansage macht). Vermutlich brauchte Kahn jemanden, der ihn ein bisschen zügelte. Da ihm die Meinung der Gesellschaft schnuppe war, und er nur das getan hat, wonach ihm der Sinn stand.


Ich würde mich schwer tun, den Inhalt dieses Leseabschnittes wiederzugeben. Dafür werden wir hier viel zu viele Aspekte beleuchtet:
- natürlich "das Archiv". Man bekommt einen Eindruck über die Entstehung und die Motive Kahns, wobei diese einhergehen mit
- der Philosophie Kahns: der Mann hatte eine Vision, die er zur Realität machen wollte. Glücklicherweise hatte er die finanziellen Mittel für sein Projekt. Die Vision, Menschen und Kulturen einander näher zu bringen und somit Kriege zu vermeiden (mal ganz platt runtergebrochen;)), ist ehrenwert und steckt voller Charme. D. stand nicht hinter dieser Philosophie, da er im Krieg anderes gesehen hat. Dadurch liefert D. eine andere Sichtweise zu Kahns Vision. Und ich ertappe mich dabei, dass in meinem Kopf die Gedanken zu diesem Thema kreiseln. Ich liebe Bücher, die mich auf Trab halten.;)
 

ElisabethBulitta

Bekanntes Mitglied
8. November 2018
1.316
2.369
49
52
Ich finde es ja immer wieder interessant, wer zu wem welche Beziehungen pflegte, wenn man Bücher über mehr oder weniger prominente Menschen liest - besonders solche aus der Geschichte.

Ein wenig seltsam ist der gute Kahn ja schon. Wobei ich nicht so ganz verstehe, warum Hunde keine Birnen fressen sollten. Äpfel fressen sie ja auch. Zumindest hat mein Hund das getan. Aber den Kindern Geld zuwerfen? Ich weiß nicht ... Hat, ob gewollt oder nicht, schon etwas Arrrogantes an sich. Auch wenn's gut gemeint sein mag.

Bei der Beschreibung von San Francisco musste ich so denken, dass es damals bestimmt noch besonderer war als heute, fremde Städte und Länder zu erkunden.

"nicht umsonst wurde Adam als Erstem das Leben eingehaucht. Die Kraft von Gottes Atem (...) stecke (...) hauptsächlich in Adam." (S. 118): Da musste ich doch glarr grinsen beim Lesen.

Den Ausdruck "Lumpenpack" auf S. 123 finde ich doch reichlich deplatziert. Aber ok, vor hundert Jahren hat man vieles noch anders gesehen als heute.

Mir wird wieder einmal bewusst, wie einfach es heutzutage ist, ein Foto zu schießen. Handy raus und knips.

Nur ist die Frage, ob wir dadurch a) glücklicher und b) offener sind. Wenn man sich die heutige Entwicklung anschaut, kann man wirklich an Kahn Mission zweifeln. Schade, sehr schade.
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.858
12.454
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Nur ist die Frage, ob wir dadurch a) glücklicher und b) offener sind. Wenn man sich die heutige Entwicklung anschaut, kann man wirklich an Kahn Mission zweifeln. Schade,
Zu den Zweifeln tragen auch die Sichtweisen von D. bei, der ja durch den Krieg geprägt, das Vorhaben Kahns und dessen Wirkung auf die Menschheit nüchterner betrachtet. Aber der Wille zählt. Kahn hat von einer besseren Welt geträumt und versucht, dazu beizutragen.
 

ElisabethBulitta

Bekanntes Mitglied
8. November 2018
1.316
2.369
49
52
Zu den Zweifeln tragen auch die Sichtweisen von D. bei, der ja durch den Krieg geprägt, das Vorhaben Kahns und dessen Wirkung auf die Menschheit nüchterner betrachtet. Aber der Wille zählt. Kahn hat von einer besseren Welt geträumt und versucht, dazu beizutragen.

Das war von mir jetzt keinesfalls negativ gemeint. Eher ratlos, frustriert? Nun ja, jedenfalls widerspricht meine tägliche Erfahrung diesem Wunsch.
 
  • Like
Reaktionen: kingofmusic und Renie

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.245
18.659
49
48
Fotografie als Handwerk
Mir wird wieder einmal bewusst, wie einfach es heutzutage ist, ein Foto zu schießen. Handy raus und knips.
Anhand der Beschreibungen von D. erhalten wir einen Eindruck, dass Fotografie harte Arbeit war und natürlich ein Handwerk. Allein das Equipment und die Vorbereitung, um überhaupt ein einziges Foto zu erhalten, ganz zu schweigen von der Entwicklungsarbeit, lassen mich in Ehrfurcht erstarren, wenn ich an den Umfang dieses Archivs denke.
Hier fand ich die Ausführungen Beers interessant, der eher ein Verfechter von S/W-Fotografie ist. Richtig gut gemachte S/W-Fotos haben in der Tat etwas faszinierendes an sich - auch heute noch. Auch wenn die Fotografie heutzutage (wie du schon gesagt hast) an "Anspruch" verloren hat, da jede*r, der sich halbwegs mit irgendeinem Bildbearbeitungsprogramm auskennt, Fotos verfremden, ver(schlimm)bessern oder manipulieren kann. Eine fragwürdige Entwicklung...
 

ElisabethBulitta

Bekanntes Mitglied
8. November 2018
1.316
2.369
49
52
Hier fand ich die Ausführungen Beers interessant, der eher ein Verfechter von S/W-Fotografie ist. Richtig gut gemachte S/W-Fotos haben in der Tat etwas faszinierendes an sich - auch heute noch.

Ha, gut dass du das schreibst. Das hatte ich total vergessen, aber es stimmt: Gut gemacht S/W-Fotos sind etwas ganz Besonderes.
 
  • Stimme zu
  • Like
Reaktionen: Renie und kingofmusic

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
1.538
3.981
49
48
Hier fand ich die Ausführungen Beers interessant, der eher ein Verfechter von S/W-Fotografie ist. Richtig gut gemachte S/W-Fotos haben in der Tat etwas faszinierendes an sich - auch heute noch. Auch wenn die Fotografie heutzutage (wie du schon gesagt hast) an "Anspruch" verloren hat, da jede*r, der sich halbwegs mit irgendeinem Bildbearbeitungsprogramm auskennt, Fotos verfremden, ver(schlimm)bessern oder manipulieren kann. Eine fragwürdige Entwicklung...
Dieses Gespräch hat mich auch nachdenklich gemacht. Ich glaube nicht, dass Beer grundsätzlich etwas gegen technische Fortschritte hat. Er ist aber ein Verfechter der These, dass nur das, was Mühe macht, auch künstlerisch wertvoll ist. Darüber kann man ja trefflich streiten. In Bezug auf Fotografien ist daran sicherlich richtig, dass heutzutage praktisch jeder ohne großen Aufwand brauchbare Fotos machen kann. Richtig gute, künstlerisch ansprechende Fotos sind (bei Amateuren) aber entweder ein seltener Glücksfall oder Ergebnis eines geschulten Blicks, gepaart mit der Beherrschung der technischen Einstellungsmöglichkeiten einer richtigen Kamera.
 

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
1.538
3.981
49
48
Ich frage mich die ganze Zeit, warum K. nicht auch selbst fotografiert. Ist es für ihn nur ein Handwerk, das er deshalb auf seine Mitarbeiter delegiert? Und warum „hofft“ D., das seine Fotos nichts geworden sind?
 

ElisabethBulitta

Bekanntes Mitglied
8. November 2018
1.316
2.369
49
52
Und warum „hofft“ D., das seine Fotos nichts geworden sind?

Ich hatte das so verstanden, dass D. ja nicht von sich auch seine Erfüllung in der Fotografie gefunden hatte und geehofft hat, dass, wenn die Fotos nicht würden, ein anderer diesen Posten übbernehmen würde. Wobei ich denke, dass er eher den Eindruck hatte, dafür (also fürs Fotografieren) nichts gut genug zu sein.