In diesem letzten Leseabschnitt "reisen" wir zusammen mit Dutertre und Kahn zusammen nach China, das Ersterem ganz und gar nicht gefallen hat. Das Land scheint damals noch ein wenig "rückständig" gewesen zu sein, wobei Kahns Ziel ja auch war, Traditionen zu bewahren. Wobei neben dem "Dreck" auch die Begriffe "garçon, boy" (S. 228) bei Dutertre negative Assoziationen wecken, wobei er dort wohl das "Standesdenken" kritisiert.
Ein wenig bedauere ich die beiden ja, dass sie nicht mit der Transsib zurückgefahren sind, denn damit zu fahren lohnt sich wirklich und es wäre eine tolle Studie in Bezug auf Russland gewesen.
Die Rahmenerzählung handelt von Kahns Tod. Als sehr realitätsnah empfand ich die Badeszene und die Beschreibung des knochigen Körpers unter der Decke. Das weckt Erinnerungen. Allerdings fand ich den "Todesschrei" am Ende dann doch ein wenig ... "pathetisch" (ist das falsche Wort, aber mir fällt kein besseres ein)? Von wahrer Freundschaft allerdings kann man sprechen, da Dutertre bis zum Schluss bei Kahn blieb und sich wirklich um ihn gekümmert hat. Das geht weit über ein Arbeitsverhältnis hinaus.
Beeindruckend ist, dass Kahn über 72.000 Autochrome gesammelt hat. Vor allem, wenn man bedenkt, mit was für einem Aufwand das verbunden war und dass noch Filme und SW-Aufnahmen hinzukommen. Das kann man wirklich als Lebenswerk bezeichnen. Ich habe mir auch noch auf Wiki ein paar Bilder angeschaut, ebenso auf Pinterest und muss zugeben, dass da wirklich wunderschöne Bilder dabei sind. Leider war Kahns Intention, zur Verständigung der Völker beizutragen, nur bedingt von Erfolg gekrönt. Allerdings ist es ihm bzw. seinen Mitarbeitern sehr gut gelungen, frühere Lebensweisen und -umstände präsent zu halten. Schon allein deshalb lohnt es sich, sich mit Kahn auseinanderzusetzen.
Ein wenig durcheinandergebracht haben mich in der "Rahmenerzählung" ein paar Bemerkungen zur aktuellen politischen Situation. Doch war es trotz allem eine gute Idee, Kahns Ziel vor dem Hintergrund des Zeiten Weltkriegs Revue passieren zu lassen.
Aus dem Epilog finde ich den Satz "öffentliche Bildung, um liberales Gedankengut zu verbreiten" (S. 244) sehr wichtig. Ich denke, das ist das A und O.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, da es mich mit einem beeindruckenden Mann bekannt gemacht hat, den ich vorher noch nicht kannte, Stoff zum Nachdenken bietet, sprachlich gut gemacht ist und mich in eine bis dato unbekannte Welt entführt hat.