"Anfang" beschreibt Meyrinks Reise nach Berlin zum Auswärtigen Amt, um Hahn zu treffen und Näheres über den Roman in Erfahrung zu bringen, den er schreiben soll.
Sehr interessant fand ich, dass es das Kapitel "Hahn" zweimal gibt. Geht der Autor in seiner Recherche zunächst davon aus, dass es sich bei Hahn um Dr.Kurt Hahn handelt (vgl. 58), revidiert er diese Meinung, nachdem er im Bundesarchiv weiter recherchiert hat- hinter Hahn verbirgt sich der Karrierediplomat Bernhard von Hahn.
Wie im vorherigen Abschnitt bereits beschrieben, lässt uns der Autor am Schaffensprozess teilhaben, indem er das Kapitel mit den "neuen" Informationen noch einmal schreibt. Und das zweite ist extrem ironisch und witzig:
"Illuminaten? Kennt doch kein Mensch. Ein Buch über eine Verschwörung von Illuminaten kann ich mir im Leben nicht vorstellen. Wer will das lesen?" (75)
Wenn das Dan Brown liest...
Die ganze Idee erscheint als Witz, zurecht reflektiert Meyrink darüber, wie verzweifelt das Auswärtige Amt sein muss, dass sie "Vertrauen in die Kraft der schönen Literatur" (78) hegen. Doch die Marschroute ist eindeutig, die Freimaurer sollen den 1.Weltkrieg ausgelöst haben.
In der weiteren Recherchenotiz nimmt der Autor vorweg (genau genommen ist es eine vom Autor erdachte Autorenfigur, oder ist der Verfasser dieser Notizen in dem Fall tatsächlich mit dem Autor gleichzusetzen, das sprengt gerade meine Literaturwissenschaftswissen
- zumindest sind die Notizen bewusst platziert
), dass Meyrink nie eine Zeile dieses Romans geschrieben hat.
Statt dessen widmet er sich seinem eigenen Leben, wie in der Recherchenotiz (17) bereits angekündigt...
Er erzählt von seiner Herkunft, seinen Experimenten mit der Alchemie (kann man das ernst nehmen??) und von seinen jämmerlichen Versuchen als Bankier Geld zu machen.
Da die Erzählperspektive wechselt, könnte man diese Kapitel "Ich,..." als Buch im Buch ansehen - verzwickter Aufbau dieser Roman
Und eine weitere Recherchenotizen überzeugt uns davon, dass tatsächlich die Inhaftierung aufgrund der "krummen" Bankgeschäfte, den Künstler in Meyrink weckt und er sich neu erfunden hat (vgl. 111)
Inzwischen schreibt er trotz Eintreffen des Vorschusses nichts, auch auf die Aufforderung Hahns beginnt er nicht zu arbeiten, unternimmt statt dessen Ausflüge. Nachdem sein Automobil den Geist aufgegeben hat und er es per Kutsche zurück nach Starnberg bringen lassen muss, entschließt er sich, nun doch mit dem Roman zu beginnen. Wer´s glaubt