7. Aufl., S. Fischer, Frankfurt am Main, 1997. 758 S., Leinen - gutes Exemplar -Kaufen
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In Lübeck, wo der Roman hauptsächlich spielt, war man von dem Roman erstmal gar nicht angetan. Die Geschichte der Familie Mann liest sich in weiten Teilen ähnlich wie die der Buddenbrooks. Nach dem frühen Tod des Vaters wurde der Getreidegroßhandel verkauft. Die Söhne sind nicht in der Lage, das Geschäft weiterzuführen. Das Patrizierhaus der Manns wird für einen lächerlichen Preis verkauft, wofür Thomas dem Testamentsvollstrecker die Schuld gibt. Im Roman heisst der mit viel Boshaftigkeit geschilderte Mann Stephan Kistenmaker, soll aber dem Testamentsvollstrecker der Manns ähnlich sehen.
Für die Lübecker schien es jedenfalls deshalb nicht ausgeschlossen, dass die Triebfeder für das tausendseitige Epos des späteren Großschriftstellers und Nobelpreisträgers ein eher weniger edles Gefühl war: Rache. Und das ist Thomas Mann gelungen. Innerlich wird er gelacht haben - aus der sicheren Münchner Distanz -, als in Lübeck Listen kursieren, die seine Romanfiguren lebenden Personen zuordnen.
Wie sehr Thomas Mann der Niedergang der eigenen Familie und die frühe Demütigung gequält haben, wird in seiner Rede 1955 in Lübeck zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde deutlich. Über den früh verstorbenen Vater sagt er:
"...ich kann wohl sagen, sein Bild hat immer im Hintergrunde gestanden all meines Tuns, und immer habe ich es bedauert, daß ich ihm zu seinen Lebzeiten so wenig Hoffnung machen konnte, es möchte aus mir in der Welt noch irgend etwas Ansehnliches werden".
Im Rahmen unserer Reihe #leserunde weltliteratur starten wir mit der Lektüre gemeinsam ab dem 01.10.2019.
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