Kann das Leben einen so tiefen Riss bekommen, dass man durch ihn hinabstürzt und darin verschwindet? Ogi hat Schuld an dem Unfall, durch den seine Frau getötet wurde. Im Haus seiner Schwiegermutter vegetiert er nun schwer verletzt vor sich hin. Seine Welt schrumpft zu dem Bett, in dem er liegt. Im Inneren halten beunruhigende Gedanken an seine Frau ihn gefangen. Draußen verwandelt sich ihr üppiger Garten in einen welken Orten, entstellt von dunklen Löchern, die die Schwiegermutter wie besessen gräbt. Was verbirgt sich hinter der unheimlichen Obsession für den Garten? Ein so kafkaesker wie hypnotisierender Roman von den verstörenden Rissen, die Einsamkeit, Schuld und Entwurzelung im Leben hinterlassen können.
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Ogi ist ein absolut durchschnittlicher Mann Mitte 40. Nach dem Studium der Geografie hat er eine Fixanstellung an der Universität erhalten. Seine rau wollte eigentlich Journalistin werden, kümmert sich nun aber immer mehr um Haus und Garten. Bei einer Fahrt in den Urlaub, von dem nur Ogis Frau das Ziel kennt, verursacht er einen Unfall, den Ogis Frau nicht überlebt. Er selbst erlitt schwere Verletzungen, wird zum Pflegefall. Ogis Schwiegermutter übernimmt die Betreuung, doch dies nicht ohne Hintergedanken.
<cite>„Wie kann sich ein Leben von einer Sekunde auf die nächste so dramatisch verändern? Wie fällt es auseinander, bekommt einen Riss, wie schrumpft es einfach zusammen, bis es sich im Nichts auflöst?“</cite>
Ogis Leben erleidet einen solchen Riss. Vor dem Unfall war sein Leben nicht spektakulär. Nun als er unfähig ist, sich zu bewegen und zu artikulieren, beginnt er Resümee zu ziehen, über sein Leben, seine Ehe. Dabei ist er seiner Umwelt ausgeliefert. Die Schwiegermutter, die zunächst von der Trauer um ihre Tochter gezeichnet wird, verhält sich immer seltsamer. Die alte Frau wird übergriffig, beschämt den Patienten vor seinen seltenen Besuchern, schottet Ogi immer mehr von der Außenwelt ab. Die meiste Zeit verbringt die Schwiegermutter damit, den nach dem Tod von Ogis Frau verwilderten Garten wieder in Stand zu setzen.
Die südkoreanische Autorin Pyun Hye-young beschreibt in ihrem Roman „Der Riss“ nicht nur ein aufreibendes Spiel von Macht und Ohnmacht, erzählt nicht nur vom Angriff auf die Selbstbestimmung und Würde eines Kranken, sondern da gibt es noch etwas mehr, etwas Böses und Obsessives in dieser Geschichte.
Und wie so oft bei asiatischer Literatur, wirkt die Sprache und Haltung gefühlsarm und lapidar. Wie mit einer Teflonschicht bedeckt, an der alles abfließt, wirkt der Stil. Doch wenn man nur ein bisschen an dieser schützenden Oberfläche kratzt, kommt etwas ziemlich Ungesundes zum Vorschein, das ein ganz subtil ungutes, beklemmendes Gefühl hervorruft. Unter dem Riss, der sich in Ogis Leben auftut, birgt ganz viel menschlich Abgründiges, das noch eine Weile nach dem Lesen vor sich hin brodelt.
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