Der Schutzgeist des jungen Chinonso ruft die Götter an. Hat sein Schützling nicht alles für seine große Liebe Ndali getan? Hat er ihr auf der Brücke nicht das Leben gerettet? War es nicht ihre Familie, die Chinonso, den ungebildeten Farmer, mit Verachtung reizte? Erst diese Verachtung trieb ihn doch nach Zypern, fort von der Heimat, in der Hoffnung auf Bildung, Aufstieg und eine Zukunft mit Ndali. Und wurde nicht erst während dieser Reise Hoffnung zu Wut und Liebe zu Schuld?
Fest in der nigerianischen Tradition verwurzelt, erzählt Chigozie Obioma eine universelle Geschichte, von einem, der sich gegen sein Schicksal stemmt – und gegen die gesellschaftlichen Barrieren, die seiner Liebe im Weg stehen.Kaufen
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Die Idee dieses Buches klingt großartig. Eigentlich war ich mir sicher, ein Highlight zu erwischen.
Ein Chi, ein Schutzgeist, steht vor dem Göttertribunal und berichtet vom Leben seines Schützlings Chinonso, der ein Unrecht begangen hat, der aber auch viel Pech im Leben hatte.
Um darzulegen, wie es so weit kommen konnte, rollt es Chinonsos ganzes Leben auf.
Das ist sinnvoll und könnte interessant sein, wäre dieses Chi nicht so unfassbar geschwätzig, obwohl es ständig behauptet, sich kurz zu fassen. Seine Rede ist gespickt mit afrikanischen Lebensweisheiten oder Anekdoten aus den Leben seiner früheren Schützlinge, was unterhaltsam sein soll, den Leser aber auf eine harte Geduldsprobe stellt.
"die altehrwürdigen Väter sagen, der kommende Tag ist schwanger, und niemand weiß, was er gebären wird. So wie die alten Väter (mit Ausnahme der Eingeweihten, deren Augen mehr sehen als die der Menschen) nicht wissen konnten, was sich im Mutterleib einer Frau befand, so verhält es sich auch mit dem kommenden Tag. Niemand ahnte, was er bringen würde. Ein Mann mag den Kopf voller Pläne und Ideen haben, und doch kann es sein, dass nichts davon in Erfüllung geht. Die großen Väter haben verstanden, was den Kindern der Väter fremd ist: dass der Chi eines Menschen sich jeden Tag erneuert. Deshalb verstanden die Väter jeden neuen Tag als Geburt, die Entstehung von etwas aus etwas anderem"
Chinonsos Geschichte wirkt wie die afrikanische Version von Hans im Glück. Er ist ein junger Mann, der damit zufrieden ist, die Hühnerfarm seiner Familie weiterzuführen, bis man ihm einredet, er brauche eine Frau, die ihm klar macht, er wäre zu ungebildet, müsse seine Farm verkaufen und im Ausland studieren, wo es dann auch nicht läuft wie erwartet, bis er irgendwann gar nichts mehr hat, damit dann allerdings ganz und gar nicht glücklich ist.
Selbst wenn man das Ganze als Parabel sieht, in der das traditionelle Nigeria der modernen Welt gegenübergestellt wird muss man feststellen, Chinonso ist ausgesucht naiv und vertrottelt und bestätigt jedes Vorurteil, das man über Afrikaner haben kann: naiv, triebgesteuert, leichtgläubig, abergläubisch, seine Welt ist desorganisiert, korrupt und brutal.
Dieses Buch hat mich gelangweilt und verärgert. Es kratzt an interessanten Themen, macht aber Gemeinplätze daraus, die dann auch noch in nervtötender Weitschweifigkeit präsentiert werden. Je länger ich darüber nachdenke, desto ärgerlicher werde ich.
Eigentlich ist es auf ganzer Linie Zeitverschwendung.
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