Rezension Rezension (4/5*) zu Helle und die kalte Hand von Judith Arendt

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Helle und die kalte Hand von Judith Arendt
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Zweiter Fall für Helle Jespers

Es ist ein regnerischer Herbst in Skagen. Helle Jespers kann sich kaum noch an einen trockenen Tag erinnern. Der viele Regen hat eine Wanderdüne ins Rutschen gebracht und eine Frauenleiche freigeben. Es handelt sich um eine junge südostasiatische Frau ohne Papiere, die anscheinend nicht vermisst wurde. Doch der Leichnam ist unter dem Sand gut erhalten geblieben und eine Phantomzeichnung führt bald zu einer heißen Spur.

Allerdings scheinen Mitglieder der dänischen Nationalpartei damit zu tun zu haben und damit bekommt der Fall eine politische Dimension. Denn die neuen Rechten, die gegen Einwanderung und Flüchtlinge und offene Grenzen wettern, habe eine eigene Auffassung von Recht und Ordnung.

Helle Jespers, die nicht mehr ganz junge und nicht mehr schlanke Ermittlerin aus Skagen hat bereits mit ihrem ersten Fall (Helle und der Tote im Tivoli) überzeugt. Mit Spannung erwartete ich den zweiten Band und wurde auch hier nicht enttäuscht. Die Handlung überzeugt durch einen komplexen Kriminalfall, der überaus realistisch und aktuell ist. Arbeitssklaven aus Drittweltländern, die von skrupellosen Schleusern ins Land geschmuggelt und ausgebeutet werden – das ist inzwischen Realität in Europa. Mir gefiel, wie die Autorin hier Haltung zeigt.

Ein Gegengewicht bildet das Privatleben von Helle, die immer wieder von ihrem Mann Bengt aufgefangen und bekocht wird. Zwar hat auch sie genügend Stress und wird von Hitzewallungen geplagt, aber endlich wird mal das Stereotyp vom ausgebrannten und kaputten Polizisten beiseite gelassen.

Auch die anderen Figuren sind von der Autorin gut in Szene gesetzt. Amira, die Computerspezialistin mit Migrationshintergrund ist eine sympathische Frau und Freundin für Helle geworden. Wie überhaupt das Klima in der Polizeistation ziemlich ausgeglichen und freundschaftlich ist. Vielleicht liegt es am in Dänemark gebräuchlichen „Du“ für jedermann. Lediglich der alte Stationschef und Mentor von Ingvar darf ab und an ein wenig grummeln.

Mir hat dieser Krimi wieder gut gefallen, Spannung und Gesellschaftskritik haben hier eine gute Mischung ergeben. Judith Arendt hat einen flüssig und fesselnd zu lesenden Kriminalroman geschrieben, den ich gerne empfehle.



 

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