Rezension Rezension (3/5*) zu Mutter brennt von Sophie Reyer.

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Buchinformationen und Rezensionen zu Mutter brennt von Sophie Reyer
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Ein rätselhafter Roman

In dem Roman „Mutter brennt“ läßt die Autorin die Geschichte von zwei Kindern erzählen, die es gar nicht gibt. Clemens und Ina sind die beiden abgetriebenen Kinder von Luise, mit denen Luise spukhaft in ihrer Wohnung lebt. Von ihrem Mann hat sie sich schon lange getrennt.

Die handelnden Personen, Luise, die Mutter und Eva, welches die verstorbene Großmutter ist, und Elmira, die sich spät und spukhaft ins Geschehen schiebt und ein Geist aus der Vergangenheit ist, werden überlappend erzählt. Jede Frau könnte auch genau so gut die andere sein. Wie schreibt die Autorin im Epilog: „Sie ist die Summe aller Möglichkeiten, die sie gehabt hätte.“ So weit, so gut.

In Sophie Reyers Sprache, die eine verdichtete und seltsam luzide Atmosphäre vermittelt, drängen sich leider auch viele Wiederholungen, zu viel Seufzen, zu viel Beine an den Bauch ziehen, überhaupt ist der Bauch ein geliebter Erzählort, da wallt es, dass es eine Freude ist. Sexualität ist ein Heilmittel, läßt die Autorin ihre Figuren sagen. Schade, dass sich das Frauenbild der Autorin fast ausschließlich über Männer definiert. Da ist zwar auch immer eine beste Freundin, die aber verblasst, sobald was Männliches auftaucht. Am Ende stellt sich heraus, dass der Roman weit in die Zeit der Inquisition hineinreicht als irgendeine Vorfahrin Luises als Hexe verbrannt worden ist. „Bis der Schmerz geheilt ist, wird es viel Zeit brauchen.“

Zu Anfang entwickelt sich durchaus ein Lesesog. Warum hat Luise Panikattacken, wenn sie das Haus verläßt, warum will sie die Wohnung in Brand stecken, warum kann nur Clemens die tote Geistoma sehen und warum ist Ina magersüchtig. Aber man bekommt keine Antworten.

DIE EIGENTLICHE KRITIK:

Ich weiß nicht, was ich von der Idee halten soll, dass ein Geist aus der Vergangenheit sich fluchhaft in das Leben sämtlicher weiblicher Nachfahren drängt. Das mag man. Oder man mag es nicht. Zu kritisieren ist es im Prinzip nicht. Doch hätte man als Leser viel früher Erhellendes dazu geliefert bekommen müssen. Doch die Autorin läßt die Leserschaft bis zuletzt im Regen stehen. Und das mag man nicht! Zumal es nicht stimmig ist, dass der Geist lediglich die Frauen verfolgt und nicht die Männer, die ihr das Leid angetan haben und dieser Schmerz über das Leben Elmiras hinaus sämtliche Frauen der Ahnenreihe in den Wahnsinn treibt.

FAZIT: Eine undurchsichtige Geistergeschichte mit einem ebenso undurchsichtigen Frauenbild vermag nicht wirklich zu überzeugen, obwohl die Story an und für sich, wenn man von kleineren Schwächen absieht, ziemlich gut geschrieben ist.

Kategorie: Belletristik
Auf der Longlist des österreichischen Buchpreises 2019
Verlag: Edition Keiper, 2019

 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Danke für diese Rezension! Das Cover hat mich von jeher abgeschreckt. Nun habe ich Bestätigung, dass es auch inhaltlich nichts für mich ist. Skurrilitäten sind nicht meine Lesewelt ;)