Rezension Rezension (4/5*) zu Als ich jung war: Roman von Norbert Gstrein.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Als ich jung war: Roman von Norbert Gstrein
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Die Braut

In seiner Jugend war Franz der Fotograf. Sein Vater richtete Hochzeiten in seinem Restaurant aus und Franz war für die Fotos zuständig. Spaß hat es ihm nicht gemacht. Oft dachte er, diese Ehe wird nicht halten, warum macht sie das. Dann stirbt eine Braut an ihrem Hochzeitstag und Franz hat die Fotos gemacht. Es heißt nachher, sie habe sich selbst umgebracht, aber richtig klar wird nie, was tatsächlich geschehen ist. Später lebt Franz lange Zeit in den USA, wo er als Skilehrer arbeitet. Nach einem Unfall kehrt er zurück nach Österreich und ist überrascht, dass sein Bruder das Restaurant leitet und Hochzeiten ausrichtet.

Was passiert, was bildet man sich selbst ein und welche Gerüchte glauben die anderen. Das beschäftigt einen bei der Lektüre dieses Romans. Franz ist ein Typ, der eigentlich alles eher nicht macht bis auf einmal, wo er Grenzen überschreitet. Obwohl es so aussieht als habe er nichts gemacht, fragt man sich und wenn doch? Mit nur zwei Selbstmorden kommt er in Berührung und doch ist er beide Male recht nah am Geschehen. Zu nah, etwa? Er beschwört Fragen herauf, die er dann zu umgehen versucht. Und daheim wartet der Kommissar.

Es bleibt schön spannend in diesem Buch. Während des Lesens fragt man sich, was Franz für sich behält. Ist er tatsächlich so unschuldig, wie er es darstellt? Wie der Kommissar fragt man sich, was ist das Verborgene. Der Autor lässt einen herrlich im Unklaren und regt gerade damit das Gedankenkarussell an. In einem Krimi hätte man eine Tat, eine Ermittlung, eine Lösung. Hier ist es schon ähnlich, aber doch ganz anders. Man hat die Erzählung eines noch jungen Mannes, der nach einem Unfall von seinem Leben erzählt, von Dingen, die er getan oder nicht getan hat, von denen, die er zugeben muss und denen, die nichts mit ihm zu tun haben. Man fliegt durch die Geschichte und je weiter man fliegt, desto mehr beginnt man zu grübeln. Dieser Roman schleicht sich an, um zu bleiben.