2. Leseabschnitt: Seite 73 bis 152 (Kapitel 13 - 24)

ulrikerabe

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14. August 2017
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Mariken nimmt wieder Konatkt zu Leo auf, informiert ihn über die vorläufigen Ermittlungsergebnisse. Bei dem Toten im Wasser handelt es sich offenbar um einen Polen. Leo bietet Mariken an, sich bei den polnischen Arbeitern zu erkundigen. Dort erfährt er auch den Namen eines Mannes, der sich immer wieder über die schlechten Bedingunngen beschwert hat und dann plötzlich verschwunden ist.

Wir erfahren auch etwas mehr von Mariken, ihren verkorksten Männerbeziehungen. Aber auch von Leo, seiner Familie, seiner Exfrau.
Leo hat einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn, schon als Jugendlicher.

Leo fährt nach Polen, um dieser Spur nachzugehen.
In Polen bedient Leo alle Schubladen eines männlichen Kurzbesuchers in Polen, er betrinkt sich und hat Sex mit einer Unekannten aus einer Bar. Alles in allem eine bschämende Situation. Aber immerhin spricht er auch mit einem Freund des Opfers.

Verantwortlich für den Tod des polnischen Arbeites ist Nils. Er und Rino waren von Klavenes beauftrag den Polen etwas aufzumischen und die Situation lief aus dem Tuder. Überhaupt scheint Nils der unberechenbare Teil des Duos zu sein. Bei Rino melden sich Gewissensbisse. Aber er ist auf den Job angewiesen. Auch über Rinos Kindheit erfahren wir mehr. Über einen Vater, der als "Wrack im Keller" vor sich hin vegetierte, dass Rino sich selbst überlassen war. Eigentlich stamt Rinos Familie aus dem Norden Norwegens. Irgendwann will Rino dort hin zurück.

Klavenes ist richtig übel, will sich die Hönde in Unschuld waschen, will mit dem Mord nichts zu tun haben. Als er von Mariken und ihrem Assisteneten einvernommen wird, ist er herablassend chauvinistisch. Natürlich spricht er Mariken als Sekretätrin des Polizisten an, dabei ist Mariken die Vorgesetzte. Außerdem kennen sich Terje und Mariken von früher, als Klavenes noch Klavstad hieß und der Sohn des Hausmeisters war.

Landgangen, der Sprecher der betrogenen Investoren, wurde von Nils und Rino endgültig gefügig gemacht, indem er brutal mit Elektroschocks gefoltert wurde. (Natürlich war mir klar dass die beiden brutale Schläger sind, aber die gewalt in der Szene hätte ich jetzt so icht gebraucht).
Dafür steht jetzt noch ein Vogelschützer dem Bauprojekt im Weg. Ich hoffe, dass er nicht ein ähnliches Schicksal erleiden muss wie Landgangen oder gar der Pole.

Was ich jetzt auch nicht so dringend wissen musste sind die Ausführungen über Größe und Funktionalität des Geschlechtsteils von Terje Klavenes und sein Waschritual auf der Herrentoilette.

Aber sonsten finde ich das Buch seinem Titel entsprechend sehr schräg, schwarzhumorig und voller Seitenhiebe. Gleichzeitig aber auch gesellschaftspolitisch kritisch (..acht von zehn norwegischen Kindern..glauben das Wort Pole bedeutet Schreiner...) und pro Umwelt.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Leo fährt nach Polen, um dieser Spur nachzugehen.
In Polen bedient Leo alle Schubladen eines männlichen Kurzbesuchers in Polen, er betrinkt sich und hat Sex mit einer Unekannten aus einer Bar. Alles in allem eine bschämende Situation. Aber immerhin
Kam es dir auch so vor, als ob hinter allem eine persönliche Krise von Leo steckt? Es wurde zwar nicht direkt angesprochen, aber auf mich wirkte es so, als ob seine Unbeholfenheit beim Sex nicht nur darauf zurückzuführen ist, dass er einige Jahre keinen hatte. Vielleicht hängt es mit seiner Ehe zusammen, die er wegen der Kinder lange nicht beendet hat.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Kam es dir auch so vor, als ob hinter allem eine persönliche Krise von Leo steckt? Es wurde zwar nicht direkt angesprochen, aber auf mich wirkte es so, als ob seine Unbeholfenheit beim Sex nicht nur darauf zurückzuführen ist, dass er einige Jahre keinen hatte. Vielleicht hängt es mit seiner Ehe zusammen, die er wegen der Kinder lange nicht beendet hat.
Ganz bestimmt. Leoes Leben scheinte eine einzige Krise zu sein. Das hat vielleicht schon zu Schulzeieten begonnen, als er den Lehrer verprügelt hat. Auch dass er ein Überflieger im Studium war und danach als "Hippie" zurückhegommen ist und keine Karriere macht und machen will. Die Ehe mit Ragna hat sicher auch dazu beigetragen, dass er so ist wie er ist, auch der reiche Schwiegervater. Er scheint mir aber generell nicht unzufrieden zu sein mit seinem Leben. Seine sozialen Kontakte sind zwar knapp, aber ich glaube er braucht auch nicht mehr. Mir kam vor, dass er in Polen probieren wollte "zu sein wie man es erwartet" und damit selbst nicht glücklich war.

Ich meine, dass man einem anderen aber auch sich selbst gegenüber zugestehehn kann, nicht der Menge zu entsprechen. Wenn man den Punkt erreicht zu sagen, was ich habe ist ausreichend, ich will mich nicht für mehr abstrampeln, nur weil das alles so machen,hat man schon sehr viel erreicht.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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In diesem Abschnitt wird der Schurke Rino näher vorgestellt. Mein Bild von ihm hat sich nun doch gewandelt. Er distanziert sich von Nils, kommt mit der Gewalt nicht klar. Er träumt von einem Haus, dass er selbst instand setzt, er möchte sich auf ehrliche Art finanzieren. Der Gedanke seinem Sohn etwas bieten zu können, leitet ihn, auch wenn er bedenken hat, dass diese Art zu leben seinen Sohn nicht reizt, zeigt es aber doch wie wichtig er ihm ist. Zu Beginn der Lektüre hätte ich so eine Entwicklung nicht erwartet.

Insgesamt gefällt mir der Roman sehr gut, an den Humor und die derben Szenen habe ich mich ein wenig gewöhnt, auch wenn ich nach wie vor darauf verzichten könnte. Der Reiz liegt für mich mehr darin, was der Autor mit den Charakteren zelebriert. Die Handlung um den Toten Polen und Klavenes ist fast schon Nebensache
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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I Der Reiz liegt für mich mehr darin, was der Autor mit den Charakteren zelebriert. Die Handlung um den Toten Polen und Klavenes ist fast schon Nebensache
So ging es mir, als ich mich an der Zusammenfassung probiert habe. Irgendwann dachte ich mir, hoppala, da ist doch noch ein Kriminalfall im Hintergrund.
Aber das Buch ist ja auch kein Krimi, zumindest nicht als solcher verlegt.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Der Autor nimmt sich für alle seine Personen Zeit, auch die nicht so sympathischen. Manche wie Rino kann man dadurch etwas besser verstehen, andere wie Terje werden schlimmer. Leo hat ab und zu mal diese Panikattacken, ich weiß jetzt nicht, ob das schon geklärt wurde. Leos Lebensweg ist schon ungewöhnlich. Wenn er im Studium so ein Überflieger war, wieso hat er seine Möglichkeiten nicht genutzt. Hat er sich freiwillig so entschieden oder gab es ein Ereignis.
Schade eigentlich, dass es damals mit Leo und Mariken nicht geklappt hat. Irgendwie waren sie beide nie gleichzeitig am rechten Ort.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Wenn er im Studium so ein Überflieger war, wieso hat er seine Möglichkeiten nicht genutzt. Hat er sich freiwillig so entschieden oder gab es ein Ereignis.

Nun ja, ich kann ihn verstehen. Und ich denke, es hat auch was mit der "Dramaturgie" des Buches zu tun. Wenn du auf der Seite der Ausgebeuteten und Rechtlosen stehst (in diesem Fall repräsentiert durch die polnischen Arbeiter), ist dieses vielleicht nicht gerade ein Antriebsmotor für die Karriere. Und vielleicht (oder sicher) ist die Welt der "Schönen und Reichen" nichts für ihn. Wobei Leo mir auch ein bisschen so scheint, als sei es ihm wichtiger zu leben, als sich abzurackern. Eine Einstellung, gegen die man nichts sagen kann, wenn derjenige, der ihr folgt, auch nicht allzu sehr meckert.


Schade eigentlich, dass es damals mit Leo und Mariken nicht geklappt hat. Irgendwie waren sie beide nie gleichzeitig am rechten Ort.

Was nicht ist, kann ja noch werden!
 

ElisabethBulitta

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Was ich jetzt auch nicht so dringend wissen musste sind die Ausführungen über Größe und Funktionalität des Geschlechtsteils von Terje Klavenes und sein Waschritual auf der Herrentoilette.

Ich muss sagen, an sich gefällt mir das Buch auch. Der Humor über weite Strecken, die kritischen Aspekte, das Schrägsein ... aber was ich nicht so nachvollziehen kann (und was mir teils das Lesen auch ein bisschen vermiest) sind diese doch recht häufigen Abspielungen aufs Sexuelle und vermeintlicher Humor, der unter die Gürtellinie geht (jetzt nicht nur im übertragenen, auch im direkten Sinne). Aber mir scheint, als kämen Bücher ohne solchen heute nicht mehr aus (oder zumindest scheinen das viele zu glauben).

Rino finde ich übrigens fast schon rührend, wie er diese Jobs nur annimmt, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen. Auf jeden Fall ist er von den Gangstern mir immer noch am sympatischsten, auch wenn er wirklich ein bisschen dumm und naiv zu sein scheint.

Der Ausflug nach Polen hat mir übrigens sehr gut gefallen, nach Krakau möchte ich auch mal gerne. Bitterböse finde ich auch Leos Gedanken während des Flugs über diejenigen, die in Norwegen eher "kleine Größen" sind und nach Polen fliegen, um dort als die Kings aufzutreten. Das ist ein Gedanke, den ich auch oft hege, wenn ich höre, wo alle so ihren Urlaub verbringen, sich dort (und auch hier) aufführen und im Prinzip von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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In diesem Abschnitt wird der Schurke Rino näher vorgestellt. Mein Bild von ihm hat sich nun doch gewandelt. Er distanziert sich von Nils, kommt mit der Gewalt nicht klar.
Diese Entwicklung finde ich auch interessant und so nicht vorhersehbar, wenn man bedenkt, wie dümmlich die beiden zu Beginn in der Briefkasten-Szene dargestellt werden.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Ganz bestimmt. Leoes Leben scheinte eine einzige Krise zu sein. Das hat vielleicht schon zu Schulzeieten begonnen, als er den Lehrer verprügelt hat. Auch dass er ein Überflieger im Studium war und danach als "Hippie" zurückhegommen ist und keine Karriere macht und machen will. Die Ehe mit Ragna hat sicher auch dazu beigetragen, dass er so ist wie er ist, auch der reiche Schwiegervater. Er scheint mir aber generell nicht unzufrieden zu sein mit seinem Leben. Seine sozialen Kontakte sind zwar knapp, aber ich glaube er braucht auch nicht mehr. Mir kam vor, dass er in Polen probieren wollte "zu sein wie man es erwartet" und damit selbst nicht glücklich war.

Ich meine, dass man einem anderen aber auch sich selbst gegenüber zugestehehn kann, nicht der Menge zu entsprechen. Wenn man den Punkt erreicht zu sagen, was ich habe ist ausreichend, ich will mich nicht für mehr abstrampeln, nur weil das alles so machen,hat man schon sehr viel erreicht.
Mit der Krise von Leo sehe ich genauso. Es hätte für ihn doch echt gut laufen können. Mit dem tollen Abschluss den er abgeliefert hatte. Nun frage ich mich, was ist schief gelaufen? Das er den Lehrer so verprügelt hat, dafür gab es ja eine plausible Erklärung. Aber was lief da noch schief?
 

Xanaka

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In diesem Abschnitt wird der Schurke Rino näher vorgestellt. Mein Bild von ihm hat sich nun doch gewandelt. Er distanziert sich von Nils, kommt mit der Gewalt nicht klar. Er träumt von einem Haus, dass er selbst instand setzt, er möchte sich auf ehrliche Art finanzieren. Der Gedanke seinem Sohn etwas bieten zu können, leitet ihn, auch wenn er bedenken hat, dass diese Art zu leben seinen Sohn nicht reizt, zeigt es aber doch wie wichtig er ihm ist. Zu Beginn der Lektüre hätte ich so eine Entwicklung nicht erwartet.
Mir gefällt neben dem Humor an diesem Buch, dass man die einzelnen Protagonisten doch relativ gut und genau kennenlernt. Und das ganze wird so unaufdringlich rübergebracht und passt immer genau ins Geschehen. So war das, was wir über Rino erfahren haben, doch sehr aufschlussreich und legt vielleicht eine völlig neue Spur in eine andere Richtung. Ich bin gespannt.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Wenn sich Brutalität mit Dummheit paart, dann kommen Rino und Nils raus. Obwohl Rino immer noch Träume hat, ein Haus, ein Boot, eine Familie - aber nichts davon wird ihm gelingen.

Leo hat irgendwann den richtigen Abzweig verpasst, das ist ihm wohl selbst immer öfter bewusst. Besonders als Mariken wieder in sein Leben tritt. Die Beziehung hatte wohl ein ganz schlechtes Timing, wenn ich an Marikens Erinnerungen denke.

Dagegen ist Klavenes ein gerissener Dummkopf, irgendwann fliegt ihm sein ganzes Leben in die Luft - und ich denke und hoffe, es dauert nicht mehr allzu lang.

Deprimierend fand ich Leos Ausflug nach Polen und die Nacht mit der polnischen jungen Frau. Was hat sie sich erhofft, wenn sie einen einsamen Mann an der Hotelbar aufgabelt? Jedenfalls war sie über das Geld sehr gekränkt.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Auch über Rinos Kindheit erfahren wir mehr. Über einen Vater, der als "Wrack im Keller" vor sich hin vegetierte, dass Rino sich selbst überlassen war.

Aber er hat schließlich seinen Vater im Keller eingesperrt und quasi gefangen gehalten, also hat er dafür gesorgt, dass er sich selbst überlassen hat. Rino träumt zwar von einem besseren Leben, aber er ist völlig ohne Empathie oder ein funktionierendes Gewissen.
Dass er von Nils Brutalität abgeschreckt ist, ist der erste annähernd menschliche Zug an ihm.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Bitterböse finde ich auch Leos Gedanken während des Flugs über diejenigen, die in Norwegen eher "kleine Größen" sind und nach Polen fliegen, um dort als die Kings aufzutreten. Das ist ein Gedanke, den ich auch oft hege, wenn ich höre, wo alle so ihren Urlaub verbringen, sich dort (und auch hier) aufführen und im Prinzip von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.

Oh ja und furchtbar weit verbreitet. Besonders wenn dann noch herausgestellt, was man alles für kleines Geld bekommen hat.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Deprimierend fand ich Leos Ausflug nach Polen und die Nacht mit der polnischen jungen Frau. Was hat sie sich erhofft, wenn sie einen einsamen Mann an der Hotelbar aufgabelt? Jedenfalls war sie über das Geld sehr gekränkt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Autor auch hier wieder Klischees bedienen will: Der "reiche" Westen, der dem "zurückgebliebenen" Osten auf die Sprünge helfen muss. Das würde dann auch gut zu den Gedanken über den Flug passen. Man muss einfach zugeben, dass, und das wird in Norwegen nicht anders sein als in Deutschland, die ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten oft noch als Staaten zweiter Klasse gesehen werden. Obwohl ich sagen muss, dass mir Leo ansonsten sehr sympathisch ist.