Thema "Der Klang der Zeit" von Richard Powers

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S. 180 ff. Frühjahr 1949
Der Vater unternimmt mit den Jungen einen Ausflug - erst zu einem jüdischen Bäcker, um Mandelbrot zu kaufen, dann in ein Kloster/Museum im Norden von New York. Das Gemäuer ist nicht original, seine Bestandteile wurde aus mehreren alten Gebäuden aus Europa zusammengesetzt (= amerikanische Bäutekunst). In dem Kloster erleben die Jungen ihr erstes Konzert.

Der Vater möchte den Ausflug nutzen, um seinen Söhnen sein Verständnis vom Wesen der Zeit zu vermitteln. Aufgrund der Relativität der Zeit gebe es kein Jetzt. Jeder befindet sich in seinem eigenem Knoten des Teppichs der Zeit.
 
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Ich empfand den Abschnitt sehr zäh. Aus meiner Sicht hat der Vater mit der Relativitätstheorie sein Steckenpferd, das ihn über Jahrzehnte begleitet. Der Gewinn als Leser war klein und lässt sich tatsächlich auf deine kleine Zusammenfassung komprimieren.

Ich bin auf S. 217 und gerade etwas genervt. Mir wird es zuviel musikalisches Fachgesimpel über Stilrichtungen, Sänger und Stimmen. Ich quäle mich sehr und habe das Buch erstmal zur Seite gelegt. Ich bin gespannt, wie du die Durststrecke überwindest;)
 
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Ich bin auf S. 217 und gerade etwas genervt. Mir wird es zuviel musikalisches Fachgesimpel über Stilrichtungen, Sänger und Stimmen. Ich quäle mich sehr und habe das Buch erstmal zur Seite gelegt. Ich bin gespannt, wie du die Durststrecke überwindest;)
Ich fand den Abschnitt auch anstrengend zu lesen, da ich auch für die Relativitätstheorie etwas übrig habe, war es aber erträglich und zumindest interessant. Ich frage mich nur, was Powers mit diesen Ausflüge vermitteln will. Er will uns damit doch irgendetwas sagen, oder etwa nicht?
 
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S. 198 ff. Mein Bruder als Orpheus

Die Jungen erfahren, wie ihre Mutter gestorben ist. Es war eine Explosion des Heizkessels. Ungläubigkeit ist das vorherrschende Gefühl neben der Trauer. Doch am Ende muss sich die Restfamilie den Fakten beugen: Delia ist nicht mehr da...

Die Jung kehren nicht an ihr Internat zurück. Stattdessen beginnen sie ihre Ausbildung an der Juilliard. Der Ausbildungsweg wird ausführlich beschrieben... mit allen Stücken... allen Lehrern...

Joey schließt Freundschaft mir Wilson Hart. Die erste Freundschaft, die er ohne Mitwirkung von Jonah selbst wählt und pflegt. Wilson bringt Joey persönlich und auch fachlich voran - ein echter Gewinn für beide. Das hat mich für Joey gefreut, der bislang eher wie ein Anhängsel von Jonah rüberkam.

Eines Tages sieht Joey auf der Straße, die Frau, die er einmal heiraten will. Hier haben mich zwei Dinge stark gewundert. Zum einen erinnerte Frau stark an Delia (blaues Kleid, altmodischer Schnitt). Zum anderen suchte Joey nach einer Frau, mit dem „richtigen“ Hautton. ???

Als Jonah sein Studium beendet hat, bewirbt er sich für den im ersten Kapitel beschriebenen Gesangswettbewerb. Joey soll ihn begleiten. Um sich angemessen vorbereiten zu können, muss Joey dafür seine Ausbildung unterbrechen. Tatsächlich hat Joey dann wohl nie sein Examen gemacht. Dennoch gibt er Jonah nicht die Schuld dafür.

Jonah hat bei den Proben „Anfälle“, nach denen seine Stimme aber noch klarer klingt. Ein weiterer Hinweis auf eine Erkrankung?

Am Ende des Abschnitts wir noch einmal der Auftritt beim Gesangswettbewerb erzählt. Hier schließt sich der Kreis zum ersten Kapitel.
 
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Ich frage mich nur, was Powers mit diesen Ausflüge vermitteln will. Er will uns damit doch irgendetwas sagen, oder etwa nicht?
Das ist die Frage. Für meine Begriffe ist der Gaul mit ihm durchgegangen. Die Auswüchse über die Zeit habe ich nicht verstanden, die haben mich aber auch nicht interessiert. Das konnte ich wegstecken.
In diesem letzten, 60 Seiten langen Kapitel, hat er es mit der Fachsimpelei über Musik übertrieben. Man bedenke, wir beide sind Musik-affin, wir wissen, was Akkorde, Dominanten, Terzen, Kadenzen usw. sind. Wie empfinden das Leute, die diese Kenntnisse nicht mitbringen?!?

Die Blues-Improvisationen mit seinem Freund Will Hart wurden wiederholt und endlos ausgebreitet.....:confused: Desgleichen die Sangesübungen bei den zwei Professoren.

Manu, ich war kurz vorm Aufgeben. Dank dieser schlafarmen Nacht bin ich durch und es scheint mit Delias Familiengeschichte weiterzugehen. Noch so einen Diskurs halte ich nicht aus. Dazu ist mir meine Lesezeit zu schade, zumal sich Powers ohnehin nur langsam lesen lässt....
 

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Am Ende des Abschnitts wir noch einmal der Auftritt beim Gesangswettbewerb erzählt. Hier schließt sich der Kreis zum ersten Kapitel.
Habe ich das richtig empfunden, dass sich da manche Sätze wiederholt haben? Interessantes Stilmittel. Ich habe zunächst gezweifelt, ob ich das Kapitel wiederholt lese.
 

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Habe ich das richtig empfunden, dass sich da manche Sätze wiederholt haben? Interessantes Stilmittel. Ich habe zunächst gezweifelt, ob ich das Kapitel wiederholt lese.
Den Eindruck hatte ich auch und wollte das eigentlich noch einmal nachblättern. Ich empfand das aber auch wie ein nach Hause kommen, irgendwie sind wir jetzt wieder am Anfang. Nun sollte irgendetwas Neues beginnen. Bin gespannt, ob meine Erwartung erfüllt wird.
 
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In diesem letzten, 60 Seiten langen Kapitel, hat er es mit der Fachsimpelei über Musik übertrieben. Man bedenke, wir beide sind Musik-affin, wir wissen, was Akkorde, Dominanten, Terzen, Kadenzen usw. sind. Wie empfinden das Leute, die diese Kenntnisse nicht mitbringen?!?
Für Nicht-Musiker oder Liebhaber ist das alles unverständlich/unlesbar und für mich war es zumindest nicht übermäßig interessant. Ich habe in einer Besprechung gelesen, dass Powers unheimlich faszinierend über Musik schreiben würde - wenn es die musiktheoretischen Ausführungen sind, dann naja...
 
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Das ist die Frage. Für meine Begriffe ist der Gaul mit ihm durchgegangen. Die Auswüchse über die Zeit habe ich nicht verstanden, die haben mich aber auch nicht interessiert. Das konnte ich wegstecken.
Er ist/war halt Physiker und offenbar fasziniert ihn das Zeitdilemma. Ich habe über Folgendes nachgedacht: Physik und Musik sind eigentlich zwei Fächer, in denen Leistung relativ objektiv messbar ist. Anerkennung müsste also eigentlich derjenige bekommen, der die beste Leistung erbringt - unabhängig von Rasse oder Religion. Dem Vater von Jonah und Joey bleibt diese Anerkennung offenbar versagt, wohl weil er Jude ist. Wird Jonah es schaffen? Selbst die Anerkennung von Marian Anderson hat allerdings nichts daran geändert, dass sie in den guten Hotels kein Zimmer bekommen hat.
 

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Manu, ich war kurz vorm Aufgeben. Dank dieser schlafarmen Nacht bin ich durch und es scheint mit Delias Familiengeschichte weiterzugehen. Noch so einen Diskurs halte ich nicht aus. Dazu ist mir meine Lesezeit zu schade, zumal sich Powers ohnehin nur langsam lesen lässt...
Nach Aufgeben war mir noch nicht, aber meine Aufmerksamkeitsspanne wird stetig kürzer...
 
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Musik sind eigentlich zwei Fächer, in denen Leistung relativ objektiv messbar
Beim Grundproblem Stimme ich mit dir überein: die Diskriminierung als Jude oder Farbiger ist ungerecht und nicht tolerierbar. Allerdings finde ich Leistung gerade in der Kunst nicht objektiv messbar. Das hat viel mit Geschmack zu tun, wie die unterschiedlichen Interpretationsansätze der beiden Professoren auch zeigen.
Aber darum geht es ja auch nicht, sondern um die generellen Vorbehalte ;)
 

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Allerdings finde ich Leistung gerade in der Kunst nicht objektiv messbar.
Da gehe ich immer nach dem Motto vor, solange keine Fehler gemacht werden, gewinnt, was gefällt. Das ist natürlich schon recht subjektiv, aber wenn es der Mehrheit gefällt, kann niemand behaupten, dass es schlecht wäre. Auch Jonahs Gesang konnte sich letztlich wohl niemand entziehen... auch wenn einige ihn wohl gern abgestempelt hätten.
 

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Da gehe ich immer nach dem Motto vor, solange keine Fehler gemacht werden, gewinnt, was gefällt. Das ist natürlich schon recht subjektiv, aber wenn es der Mehrheit gefällt, kann niemand behaupten, dass es schlecht wäre. Auch Jonahs Gesang konnte sich letztlich wohl niemand entziehen... auch wenn einige ihn wohl gern abgestempelt hätten.
Das liegt aber insbesondere daran, dass er umso viel besser ist als seine Konkurrenz. Wäre der Unterschied weniger signifikant, hätte man ihn bestimmt durchfallen lassen.
 
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S. 260 ff. Nicht ganz einer von uns

Die Geschichte kehrt zu Delia und David zurück - wie sie sich bei dem Konzert der Anderson auf der Mall getroffen haben. Wäre ihnen der einsame Ode nicht über den Weg gelaufen und hätte sie ihm nicht geholfen, seine verlorene Familie wiederzufinden, hätten sie sich wahrscheinlich danach getrennt und nie wieder gesehen. In Ode habe sie womöglich ein gemeinsames Kind gesehen?

Delia beichtet ihren Eltern schließlich, dass sie in einen weißen Mann verliebt ist. Nach viel Ärger folgt ein Antrittsbesuch, der besser läuft als erwartet.
 

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Nach viel Ärger folgt ein Antrittsbesuch, der
Das Buch hat mich erst einmal wieder!
Dieser Abschnitt war wieder so wunderbar geschrieben und greifbar. Die Angst um die Tochter und die jahrelange Erfahrung mit dem Rassismus. Trotzdem WOLLEN sie den Bräutigam mögen, sehen auch die tiefe Verbundenheit und Gemeinsamkeit der beiden Liebenden.

Auch hier taucht schon die Fabel von Vogel und Fisch auf, das Motiv kennen wir schon.

Das Familienĺeben empfand ich erfrischend. Die Dialoge teilweise fast komisch- allerdings tun die Anspielungen auch weh, wie "Charcoal" zum Beispiel.

David und William diskutieren über die Relativität der Zeit - Die Frauen reagieren ähnlich wie ich ;)

Am Ende der Donnerschlag des beginnenden Krieges.

Meine Frage:
Alles beginnt bei der Familienzusammenführung harmonisch. Was ist vorgefallen? Warum haben die Daleys mit der Tochter gebrochen?!?
 

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Meine Frage:
Alles beginnt bei der Familienzusammenführung harmonisch. Was ist vorgefallen? Warum haben die Daleys mit der Tochter gebrochen?!?
Das habe ich mich auch gefragt. Am Anfang wird uns ja der Eindruck vermittelt, die Familie habe sich von Delia losgesagt. Außer ihrem Bruder Michael ist auch niemand zu der Trauerfeier nach New York gekommen. Der räumliche Abstand war da nur als vermeintliches Argument vorgeschoben.
 
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Der räumliche Abstand war da nur als vermeintliches Argument vorgeschoben.
Absolut. Die Söhne kennen weder die Großeltern noch die Onkel und Tanten.
Da ist noch etwas passiert. Wir werden es später erfahren. Das macht Powers unglaublich geschickt, indem er hier und da einfach mal eine winzige Andeutung fallen lässt.
 
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Mein Bruder als Othello S. 285-322
Lisette Soer, eine weiße Musiklehrerin, tritt in Jonahs Leben. Sie lehrt ihm Bühnenpräsenz und Ausdruck. Er singt Lieder europäischer Komponisten, Ziel ist die Oper. Er wird immer besser und reifer.

Schnell wird klar, dass von Lisette Gefahr ausgeht. Sie scheint mit Jonah zu spielen. Obwohl sie 12 Jahre älter ist, entwickelt er eine Passion für diese Frau. Es entsteht ein Verhältnis. Sie ist seine erste Sexualpartnerin, als Leser spürt man das drohende Verhängnis. Linette scheint mehrere Liebhaber zu haben, Jonah erweitert ihre Sammlung um etwas Exotik.
Joey traut ihr nicht, wir erfahren aber ja auch nur seine Perspektive.

Sie wird schwanger. Jonah will Verantwortung übernehmen, sie lacht ihn aus, wendet sich ab. Offensichtlich treibt sie das Kind ab. Jonah droht daran zu zerbrechen. Er hat die Frau geliebt. Er unterbricht das Singen, nimmt Drogen. Es ist August 1963. Martin Luther King ruft zum Protest auf, der Rassismus eskaliert in Attentaten.

Wieder ein sehr bewegender Abschnitt, brillant geschrieben.Man spürt, wie einsam die Brüder außerhalb der Familie sind.
Schwester Ruth will Geschichte studieren, ist aber deutlich dunkler als die Brüder. Bin gespannt, ob sie das Ziel erreichen kann. Sie scheint politisch aktiver zu sein. Das kann gefährlich sein, zudem als junge Frau.
 
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August 1963
Martin Luther King hält seine legendäre Rede vor 200.000 Bürgerrechtlern. David und Ruth fahren hin. Ruth schämt sich ihres Vaters (!), "seine bloße Existenz ist ihr peinlich".
Es wird geredet, gesungen. Strom verliert sich in Erinnerungen, schließlich hat er hier auf diesem Platz seine Frau einst kennengelernt. Er leidet noch sehr unter ihrem Tod. Sie waren mit ihrem Optimismus dem Land Jahrzehnte voraus...

Ein Satz ließ mich aufhorchen: sie war gestorben, weil sie mit ihm leben wollte!
Ich war von einem Gasunfall ausgegangen. War es doch ein Attentat? Das vielleicht vertuscht würde?

Frühjahr 1940
Mit der Hochzeit von Delia und David geht es weiter. Eine kleine Feier, die Delias Eltern ausrichten. Der hohe Wert der Familie wird betont. Da stellt man sich erneut sie Frage, was zum Zerwürfnis geführt hat.

Auch drei Kollegen Davids kommen, was ihn sehr rührt.
Die Eltern schenken ihnen ein Spinett. Nach zwei gemeinsamen Monaten werden sie aus der Junggesellen-Wohnung Davids geworfen (!).

Ein Kind kündigt sich an. Was wird es sein: Vogel oder Fisch? Diese Frage beschäftigt das Paar.

Nettie möchte, dass das Kind getauft wird. Delia möchte es aber eines Tages selbst entscheiden lassen. Wird die Religion die Familie entzweien?!?
 
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