Rezension Rezension (4/5*) zu Brennendes Grab (Kate Burkholder ermittelt) von Linda Castillo.

ElisabethBulitta

Bekanntes Mitglied
8. November 2018
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Ein Wolf im Schafspelz übelster Art

Zum zehnten Mal ermittelt Kate Burkholder in „Brennendes Grab“ von Linda Castillo in der Welt der Amish-People. Erschienen ist dieser 352-seitige Thriller im Juli 2019 als Fischer-Taschenbuch.
Der 18-jähige Daniel Gingerich verbrennt eines Nachts in einer Scheune auf dem väterlichen Hof. Als sich herausstellt, dass es sich um Brandstiftung handelt und der junge Mann in der Scheune eingesperrt wurde, beginnt Kate zu ermitteln. Das Rätselhafte: Daniel war ein beliebtes, fleißiges und treues Gemeindemitglied. Doch je tiefer Kate bohrt, je weiter ihre Ermittlungen voranschreiten, desto bröckeliger wird dieses Bild. Wer war Daniel wirklich? Und wer hat ihn so gehasst, dass er seinen Tod wünschte?
Wer Castillos Burkholder-Thriller kennt, wird feststellen, dass sie stets nach demselben Schema ablaufen: In einer Amisch-Gemeinde wird ein Verbrechen begangen, und im Laufe der Recherchen stellt sich heraus, dass auch in dieser äußerlich frommen Gemeinschaft nicht alles Gold ist, was glänzt. Doch im Gegensatz zu anderen Kreisen, stoßen die Ermittler/innen hier auf eine besonders standhafte Mauer des Schweigens. Gerade der letzte Punkt hat zur Folge, dass es in diesen Thrillern auch viel zu lernen und erfahren gibt über diese doch etwas geheimnisumwitterte Glaubensgemeinschaft. Und trotz der tiefen Abgründe, die sich immer wieder auftun, kommen die Amish-People am Ende nicht schlecht weg. Die Thriller sind, wie das Leben selbst, nicht schwarz-weiß-gemalt, sondern eben grau. Schwarze Schafe gibt es überall.
Dieser Roman beginnt mit einem Selbstmord, der einige Monate zurückliegt. Nach einem Sprung in die Gegenwart werden dezidiert die Brandstiftung und der Mord geschildert. Hier baut sich ein Spannungsbogen auf, der während der Ermittlungsarbeiten durchgängig zu spüren ist und durch sich langsam offenbarende Motive sowie entsprechende Überraschungsmomente immer wieder neue Impulse erfährt. Je mehr Leser/innen und Ermittlerin über Daniel erfahren, desto deutlicher wird das Mordmotiv, und der Bezug zum Prolog wird ersichtlich. Auch wenn die Hintergründe der Tat bald darauf ersichtlich sind und der Täter festzustehen scheint, gelingt es der Autorin noch einmal durch eine nervenaufreibende Szene gegen Ende, die Lesenden zu überraschen und somit für einen unvorhergesehenen Ausgang zu sorgen.
Im Zentrum dieses Thrillers steht das Leben der Heranwachsenden mit seinen Höhen und Tiefen, die Zeit des „Rumspringa“ und den damit zusammenhängenden ersten sexuellen Erfahrungen sowie der Suche nach Liebe. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Da es sich um eine Reihe handelt, spielt auch immer wieder das Privatleben der Protagonistin eine Rolle. Dabei gelingt es Castillo aber gut, Bekanntes für die Kenner/innen so einzuflechten, dass sie sich nicht langeweilen, und Neulingen gleichzeitig alles Wissenswerte zu unterbreiten. Beide Kreise sind also gut bedient.
Castillos Sprache ist auch dieses Mal wieder flüssig und schnörkellos zu lesen, sodass man beim Lesen flott voranschreitet und sich voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren kann. Das Besondere an diesem Buch sind ein weiteres Mal die Wendungen, die im Pennsylvania Deitsch verfasst sind, und die mir immer wieder Freude bereiten. Aber keine Sorge: Die Übersetzung folgt stets auf den Fuß, auch wenn vieles für Deutsche verständlich ist.
Für Krimi- und Thriller-Fans ist auch dieser Band wieder zu empfehlen, ist er doch solide gebaut und spannend zu lesen.


 
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