@Literaturhexle
Das habe ich tatsächlich ganz anders empfunden! Ich hatte das Gefühl, dass die Erzählstränge zwar im Verlauf der Geschichte nach und nach zusammenliefen, sich am Ende aber eher verzetteln oder einfach aufgegeben werden.
Warum wird ausgerechnet die Geschichte mit den Hüten auf so märchenhaft-unrealistische Art abgeschlossen, während so viele in meinen Augen interessantere Handlungsstränge einfach abbrechen? Felix und sein ungeborenes Kind, die beiden Obdachlosen, Edna und ihr Trauma, die Frage, ob Hannes jemals gestehen wird, dass er Manu ausgesperrt hat, was sie vielleicht aus der Psychiatrie bringen könnte, Astrid und ihre missglückte Ehe und so weiter. Das muss sich nicht alles in einem Happy End auflösen, aber vieles bleibt einfach im leeren Raum stehen.
Mit Werners Tod habe ich nicht gerechnet, frage mich aber nun, warum die Sache mit den Überraschungseiern dann so sehr ausgewalzt wurde, wenn auch das einfach im Leeren verläuft. Sollte dass den Schockmoment des plötzlichen Todes verstärken?
Ich kann offene Enden durchaus mögen, aber hier erscheint mir die Auswahl, was offen bleibt und was nicht, fast willkürlich.
Ich hatte es so verstanden, dass Manu versucht hat, der Polizei begreiflich zu machen, dass sie nur ausgesperrt wurde, dass man ihr aber nicht geglaubt hat, Blaser sei Dank...
@ElisabethBulitta
Ja, Manu kann definitiv Therapie brauchen, aber ich glaube, die Psychiatrie ist für sie der genau falsche Ort. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr eine betreute Kur, irgendwo im Grünen und mit viel Spaziergängen, sehr gut tun würde.
Ich denke auch, sie hat ganz bewusst gewartet, bis niemand mehr hinschaut und ist dann erst gesprungen, um den Gaffern die Befriedigung nicht zu gönnen.
Ich vermute, Egon konnte einfach nicht mehr glauben, dass ihm wirklich etwas Gutes passiert, einfach so. Er war lange sehr unglücklich mit seinem Leben, und dann kommt jemand und serviert ihm seinen Lebenstraum auf dem silbernen Tablett.
@Querleserin
Ich hätte es auch gut gefunden, wenn die Hüte weniger und andere Dinge mehr Raum bekommen hätten...
@KrimiElse
Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass diese Geschichte sehr viel Potential hat, das aber nicht voll ausschöpft. In manchen Dingen wäre weniger mehr gewesen, und in anderen umgekehrt. Im Endeffekt bleibt mir auch zu viel zu oberflächlich.
Auch bei den Personen stimme ich dir zu. Warum wird zum Beispiel der junge Obdachlose als Charakter eingeführt, wenn seine Geschichte dann doch nur angedeutet bleibt und in keinster Weise aufgelöst wird?
@claudi-1963
Das Buch hat überraschend viele "fast-Enden". Fast hätte Felix sich überwunden, Monique von Iggy zu erzählen. Fast hätte Finn Manu besucht. Fast hätte sich Astrid einen Ruck gegeben und ihrer Schwester beigestanden. Fast hätte sich noch aufgeklärt, dass Manu nur ausgesperrt wurde, so dass sie nicht in die Psychiatrie eingewiesen worden wäre.
Astrid hat mich auch sehr enttäuscht. Moralischer Ausverkauf auf jeder Ebene. Und ich fand es auch ein wenig zu viel des Zufalls, dass sie zufällig mit dem Mann fremdgeht, der ihre Schwester ausgesperrt hat.
@renee
Genau, mir fehlt da auch noch was. Wie gesagt, offene Enden sind gut und schön – aber das funktioniert für mich meist dadurch, dass an diesem Punkt die Botschaft des Buches schon klar genug vermittelt wurde, so dass nicht jeder Handlungsstrang zu Ende erzählt werden muss.
Ich wollte das Buch mögen, und es hat auch einige gute Aspekte, und die Charakter-Konstellation hat viel Potential... Aber die Mischung geht für mich nicht wirklich auf.
@Literaturhexle
Stimmt, du hast recht... Alles wird im Detail konstruiert, um am Schluss funktionieren die offenen Enden deswegen nicht, weil dieses Gerüst wegbricht, ohne dass die Geschichte selber bestehen kann.
@ElisabethBulitta
Nein, alles in Wohlgefallen auflösen, das will ich auch nicht, bloß nicht! Aber mir fehlte da einfach noch was. Bei Astrid zum Beispiel konnte ich keinerlei Entwicklung sehen, und Henrys junger Freund bleibt fast Staffage... Ja, ich glaube, das ist es, was mir vor allem fehlt: eine tiefergehende Entwicklung mancher Charaktere.