Ich hatte nie vor, meinen Bruder zu töten.
Ich hatte nie die Absicht, meinen Vater zu hassen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich meinen eigenen Sohn beerdigen würde. Und ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass ich den Kindheitsfreund betrügen würde, der mir das Leben rettete, oder dass ich für eine Lüge den Pulitzerpreis bekommen würde.
All diese Dinge habe ich getan, und doch würden mich die meisten Leute, die mich kennen, als ehrenwerten Mann bezeichnen. So weit würde ich nicht gehen. Aber ich versuche, ein guter Mensch zu sein, und ich glaube, dass es mir meistens gelingt. Wie ist das nur möglich? Wir leben in komplizierten Zeiten.
Und es ist nicht einfach, ein guter Mensch zu sein.Kaufen
Kaufen >
Der preisgekrönte Journalist Marshall McEwan lebt wieder in seiner Heimatstadt Bienville, Mississippi. Sein Vater ist schwer erkrankt und McEwan unterstützt seine Mutter bei der Betreuung. Auch Leitung der kleinen Lokalzeitung seines Vaters hat er übernommen. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist schon lange nicht mehr gut. Marshall war dabei als sein Bruder Adam als Jugendlicher bei einer Mutprobe ertrank. Der Archäologe Buck Ferris war immer eine Art Ersatzvater für Marshall. Und ausgerechnet Buck wird tot am Fluss aufgefunden. Marshall will unbedingt herausfinden, wieso Ferris sterben musste. Doch schnell gerät er dabei mit den heimlichen Herrschern der Stadt, den Mitgliedern des sogenannten Poker-Clubs aneinander.
Ein undurchsichtiges Beziehungsgeflecht beherrscht den kleinen Ort Bienville. Jeder kennt jeden und alle haben privat oder geschäftlich miteinander zu tun. Viele wittern das große Geld, das eine Papierfabrik, finanziert durch chinesische Investoren, bringen soll. Es wird befürchtet, dass Ausgrabungen, die Buck getätigt haben könnte, das Projekt stoppen könnten. Außer Bucks engsten Angehörigen und Freunden hat niemand ein Interesse daran, Licht ins Dunkel zu bringen. Doch Marshall ist es seinem großen Vorbild Buck Ferris einfach schuldig. Es muss Gerechtigkeit herrschen. Dass er sich möglicherweise selbst in Gefahr bringt, kann ihn nicht abhalten.
Wir schon einige der spannenden Geschichten des Autors kennt, wird auch hier nicht enttäuscht sein. Zwar ist der vorliegende Band nicht ganz so mitreißend wie einige andere Werke, doch für so einen doch recht umfangreichen Roman liest er sich sehr schnell weg. Dies soll nicht respektlos sein, es wird einfach so viel Spannung aufgebaut und Neugier geweckt, dass man immer weiterlesen möchte. Marshall McEwan ist ein aufrechter Charakter, er kommt vielleicht mehr nach seinem Vater als er selbst wahrhaben möchte. Seine Rückkehr ist auch ein Rückkehr in die Vergangenheit. Er trifft alte Bekannte und Freunde und überdenkt sein ganzes Leben. Die Aufklärung der Hintergründe um Bucks Tod tritt dabei manchmal etwas in den Hintergrund, nur umso gewaltiger wieder an Fahrt aufzunehmen. Was Marshall enthüllt, kann die ganze Stadt verändern. Auch wenn typisch amerikanisch die handelnden Personen das Recht manchmal zu sehr in die eigene Hand nehmen, ist die Geschichte um die Heimkehr eines verlorenen Sohnes, seine Zerrissenheit und sein Streben nach Gerechtigkeit ausgesprochen lesenswert.
Lesern von "Verratenes Land: Thriller" gefiel auch...
Lady Midnight:
von: Cassandra Clare
Die im Dunkeln sieht man...
von: Götz
Küstenmorde
von: Nina Ohlandt