Rezension Rezension (4/5*) zu Ein irischer Dorfpolizist von Graham Norton.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Irische Geheimnisse

Duneen ist ein kleines Dorf im Süden Irlands. Dort passiert nichts Aufragendes. Sergeant PJ Collins hat dort einen ruhigen Job. Bis eines Tages bei der Baustelle für eine Neubausiedlung menschliche Knochen ausgegraben werden. Denn dann wird rasch klar, dass hier so manches Geheimnis mitbegraben wurde.
Ein irischer Dorfpolizist ist (k)ein Kriminalroman. Das Rätsel der vergrabenen Knochen gilt es zwar zu lösen, ist aber dennoch nur ein Aufhänger für die Betrachtungen des kleinen Universums Duneen. Hier scheint jeder jeden zu kennen. Doch was unter der Oberfläche liegt, ist für viele verborgen. Graham Norton mag seine Figuren. Da ist beispielsweise die behäbige unattraktive Brid Riordan, Mutter zweier Kinder, Ehefrau von Anthony, Alkoholikerin. Vor vielen Jahren war sie die Verlobte von Tommy Burke. Bis sich dieser mit einer Reisetasche in den Bus setzte und nie wieder kam. Angeblich. Brids Straßenkampf mit Evelyn Ross ist legendär. Denn auch Evelyn liebte Tommy Burke, bis dieser…
Die alte Mrs. Meany, Haushälterin des Dorfpolzisten wiederum trägt schwer an der Last der Vergangenheit. Sergeant Collins, im Dorf von allen nur PJ genannt trägt auch schwer, vor allem an Leibesumfang. Sein Übergewicht ist sein Panzer, Essen seine Leidenschaft. Als er plötzlich im Dorf viel mehr machen muss, als hin und wieder den Verkehr zu regeln macht er dennoch eine großartige Figur, auch gegen über dem Arsch im Anzug, dem Superintendent Detective Linus Dunne.
Ein irischer Dorfpolizist ist sehr cosy, wenn man es als Krimi lesen mag, aber es ist vor allem ein wohltuendes Buch. Warmherzig, skurril, charmant, mit heiteren Zwischentönen. Ein bisschen fürs Herz ohne rührselig zu sein. Eigentlich ein Buch für Kuscheltage am Sofa mit Decke, Scones und Tee, auch wenn ich es gerade im Hochsommer genossen habe.



 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum