Das Ziel Irland ist dabei von Sanders nicht zufällig gewählt. Er hat es aus verschiedenen Analogien zur DDR-Situation gewählt, wie er uns wohl über Gary vermittelt:
"und Gary erklärte, die Iren würden denken, die Ostdeutschen seien wie sie. Schließlich hätten sie auch einen großen Bruder, der sie übers Ohr hauen würde, wo er könne, ihre Arbeitslosigkeit sei hoch, sie würden viel saufen, und ob unsere Straßen nicht auch so Scheiße seien wie ihre?" (S. 124)
So finden Tagesnachrichten zum Oderhochwasser und zu Jan Ullrich durch Thomas individuellen Blick und seine Vermittlung Eingang in den Roman und schaffen für den Leser eine authentische und ihn/sie betreffende Atmosphäre. Ich finde mich/meine Lebenswirklichkeit einfach irgendwie wieder in dem Roman, auch wenn ich nicht aus Ostdeutschland stamme und einen deutlich anderen Lebensweg gegangen bin als die Protagonisten. Es ist halt unsere deutsche Alltags-Geschichte, die hier sehr stark im Vordergrund steht. Klasse!
Kann mir eigentlich jemand die Titel der Buchkapitel erklären? Die meisten heißen nach Wochentagen, die dann aber in dem Kapitel, so wie ich es verstehe, keine Rolle spielen und auch in der Regel einen wesentlich längeren Zeitabschnitt zum Inhalt haben als nur einen einzigen Tag. Hat jemand eine Idee, was dahinter stecken könnte?
Das hast du schon geschrieben, und ich freue mich gerade, dass es jemand aus dem ehemaligen Westen so sieht wie ich als ehemaliger Ossi.Ich finde mich/meine Lebenswirklichkeit einfach irgendwie wieder in dem Roman, auch wenn ich nicht aus Ostdeutschland stamme und einen deutlich anderen Lebensweg gegangen bin als die Protagonisten. Es ist halt unsere deutsche Alltags-Geschichte, die hier sehr stark im Vordergrund steht. Klasse!
Um ehrlich zu sein habe ich kurz gerätselt und es dann aus dem Fokus verloren, weil es für mich auch nicht wirklich Sinn ergab. Danke für diese Erklärung, das ist nachvollziehbar.Ich verstehe es folgendermaßen (und hoffe damit nicht allzu falsch zu liegen): Die mit Wochentagen betitelten Kapitel spielen in der Gegenwart, sie sind auch im Präsens verfasst. Nur zwischendurch erinnert sich der Erzähler immer wieder an Phasen/Begebenheiten aus der Vergangenheit, die dann in das gegenwärtige Geschehen eingewebt sind.
Die anderen Kapitel ereigenen sich komplett in der Vergangenheit, dort wird Davids und Thomas' Geschichte "aufgedröselt" und blitzlichtartig dargestellt. Und diese Kapitel zwischen den Wochentagen sind dabei auch schwerpunktmäßig bestimmten Jahrzehnten zugeordnet.
Beim googeln von Neo Rauch, den ich ehrlicherweise nicht kannte (wobei ich auch zugeben muss, dass seine Bilder mir nicht gefallen), habe ich festgestellt, dass es die Galerie "EIGEN + ART" unter Lybke in der Auguststraße tatsächlich gibt.
Mir ergeht es leider nicht so. Ich kann den ganzen Schauplätzen nicht viel abgewinnen, obwohl sie gut beschrieben sind. Der dritte Abschnitt hat in meinen Augen an Spannungskurve eingebüßt.ich freue mich gerade, dass es jemand aus dem ehemaligen Westen so sieht wie ich als ehemaliger Ossi.
So unterschiedlich kann das Empfinden seinEs ist großartig, wie der Autor die Spannung aufzubauen versteht, wenn man Thomas durch seine Erinnerungen folgt und ein Puzzleteil zum anderen kommt.
Mir ergeht es leider nicht so. Ich kann den ganzen Schauplätzen nicht viel abgewinnen, obwohl sie gut beschrieben sind. Der dritte Abschnitt hat in meinen Augen an Spannungskurve eingebüßt.
Die Zeit ist sicher gut eingefangen, wenn man studiert, gejobbt, nach sich selbst und seinen Fähigkeiten in Berlin gesucht hat...
Ich finde mich und mein Umfeld da nicht wieder
So unterschiedlich kann das Empfinden sein
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Er beschreibt wirklich lebhaft.Mir geht es beim Lesen so, dass sich bei der Nennung von manchen Örtlichkeiten ein Lächeln in mein Gesicht stiehlt.
Das hast du schon geschrieben, und ich freue mich gerade, dass es jemand aus dem ehemaligen Westen so sieht wie ich als ehemaliger Ossi.
Obwohl durch und durch Wessi fühle auch mich im Roman heimisch. Das mag damit zusammenhängen, dass eine gute Freundin in Berlin studiert hat und ich zwischen 1993-2000 mindestens einmal im Jahr dort war - auch zum Feiern Es sind aber auch die zeitgeschichtlichen Ereignisse, die Erinnerungen wachrufen, nicht zuletzt dass ein pausbäckiger Rostocker die Tour de France aufmischtDenn genau das ist es, was mir an dem Buch auch so gut gefällt, der Geist der Zeit ist sehr gut eingefangen und man fühlt sich darin zuhause und wohl.
Ja, Stephanie würde vom Lesegeschmack her zu uns passenUnd mir ist aufgefallen, dass auch immer wieder Romane in dem Roman vorkommen - witzig, dass Stephanie die "Wassermusik" von Boyle gelesen hat - das war doch auch eine Leserunde hier?
Tut er auch nicht, er hat am Verfassungsentwurf für die DDR am Runden Tisch 1990 mitgearbeitet (beratend) und war später ab Anfang der 1990er in Berlin an der Humboldt-Uni Professor und Lehrstuhlinhaber.Ja, Stephanie würde vom Lesegeschmack her zu uns passen
Geschmunzelt habe ich auch, weil die Studenten eine juristische Vorlesung bei Bernhard Schlink hören wollten ...
Ich wusste zwar, dass er Jurist ist, nicht aber, dass er aus Ostdeutschland stammt.
Danke dir für die schnelle AufklärungTut er auch nicht, er hat am Verfassungsentwurf für die DDR am Runden Tisch 1990 mitgearbeitet (beratend) und war später ab Anfang der 1990er in Berlin an der Humboldt-Uni Professor und Lehrstuhlinhaber.
Das geht mir genauso. Ich empfinde dieses suchen und finden der eigenen Wünsche, diese Blicke auf zurückliegende Lebensabschnitte als einen Blick zurück. Und fühle mich bei diesem Blick zurück sehr gut.Ich finde mich/meine Lebenswirklichkeit einfach irgendwie wieder in dem Roman, auch wenn ich nicht aus Ostdeutschland stamme und einen deutlich anderen Lebensweg gegangen bin als die Protagonisten. Es ist halt unsere deutsche Alltags-Geschichte, die hier sehr stark im Vordergrund steht. Klasse!
Die Romane, die hier erwähnt werden, geben ja auch in gewisser Weise Erfahrungen wieder, die man macht Aber nicht nur die Romane, die erwähnt werden, gefallen mir, auch die musikalische Untermalung trifft mich mitten ins Herz. Hier ist eine mir sehr bekannte Entwicklung zu sehen.Und mir ist aufgefallen, dass auch immer wieder Romane in dem Roman vorkommen - witzig, dass Stephanie die "Wassermusik" von Boyle gelesen hat - das war doch auch eine Leserunde hier?
Diese Anspielungen haben sicherlich ihre Bedeutung, da müsste ich jetzt noch einmal die einzelnen Stellen nachschauen...