Dito!Ich muss gestehen, ich habe von Kempowski noch nichts gelesen.
Dito!Ich muss gestehen, ich habe von Kempowski noch nichts gelesen.
Es sind nun einmal Anwälte, die solche 'Jobs' erledigen - das hat für mich mit 'Klischee' auch eher wenig zu tun. Nicht jeder Anwalt übernimmt solche Aufträge, klar, aber that's life - da stimme ich unbedingt zu!... was mir allerdings in dieser Hinsicht aufgefallen ist, ist die Sache mit der Gentrifizierung (...) Alteingesessene aus den Wohnungen vertreiben (auch wenn sie Geld dafür kriegen), einen Kriminellen unterstützen, der einen auf Geschäftsmann macht ... Das wirft kein gutes Bild auf die Juristerei. Wobei ich mir allerdings insgesamt nicht so sicher bin, ob Sander nicht eben auch die Welt so darstellt, wie sie ist - mit einem Augenzwinkern?
Ich glaube zu denken, dass es NICHT so läuft, ist ziemlich blauäugig. Ich muss sofort an die Politiker im Europaparlament denken, die ihre Stellvertreter/Sekretäre usw. schicken, um ihre Prämien zu erhalten und oft nur die allernotwendigsten Pflichttermine selbst wahrnehmen. Ein krankes System, das aber gut subventioniert wird.Ob so etwas vor ein Kammergericht gehört, kann ich natürlich nicht sagen, aber das war natürlich schon ein Ding, dass Thomas dort nur seine Zeit absitzt, bis er das Honorar abkassieren kann. (Ich bekomme ein Gefühl für die Klischees)
Es sind nun einmal Anwälte, die solche 'Jobs' erledigen - das hat für mich mit 'Klischee' auch eher wenig zu tun.
Mein Eindruck ähnelt dem von dir, ich mag den Humor und die Leichtigkeit, mit der Sander den DDR-Alltag schildert, so als gäbe es das sozialistische System nicht, Ignoranz in der Drogistenfamilie, kleinbürgerlich elitäres Denken das sich vom heruntergekommenen und mindestens ebenso unsozialiatischem Hafenviertel abhebt. Und in kleinen Nebensätzen wird angeprangert, wie die Stasi-Tätigkeit von den Neues-Forum-Revoluzzern Rolf und Kuddel oder die Parteinanweisung zum Verlassen der Geliebten des Chefarztes. Irgendwie ist die Stimmung damals im ehemaligen Osten so richtig gut eingefangen, sowohl die Leichtigkeit und Lebenslust als auch der unterschwellige Druck. Ich habe mich damals mit knapp 20Jahren kurz vor denn Umbruch auch in Ralf-Rolf-Kuddel-Kreisen bewegt, unsere Kneipe hieß Jazzkeller und war illegal, in zwei Kellern eines Stadthauses. Natürlich wusste die Stasi von jedem Wort, das dort geredet wurde, unter den Konspirativen waren viele IM‘s, wie sich später herausstellte.Sander entführt uns hier in das Rostock der Vor- und Nachwendezeit und schafft dabei eine Reminiszenz an Kempowskis Witz und Humor, mit dem jener die dunkle Zeit des Nationalsozialismus in den Bürgerhäusern Rostocks geschildert hat. Bei Sander prägt eine ähnliche Stimmung nun die DDR-Zeit im Elternhaus des Helden Thomas. Das macht Sander ganz bewusst und offen und stößt uns Leser sogar mit der Nase drauf:
"... und was da unten am alten Hafen in den heruntergekommenen Häusern passierte, das ging uns nur etwas an, wenn es bei Kempowski stand. Uns ging es nämlich noch gold."
Dieses Kempowski-hafte prägt das Elternhaus von Thomas und prägt deshalb auch den ersten Teil des Buches, in dem wir uns hier im Erzählten befinden. Die Tonlage ändert sich dann im weiteren Verlauf, wenn Thomas das Haus für sein Studium verlässt und das Weite sucht. Das ist eigentlich schade. Ich hatte mich in dieser Stimmung sehr wohl gefühlt und habe das Humorige bei der Beschreibung eines DDR-Alltags sehr genossen, denn es hebt sich sehr stark ab von der Schwere und Tristesse, die sonst sehr häufig Literatur über die DDR bestimmen. Ich schaue noch mit Interesse darauf, wie sich die Tonlage weiter entwickelt.
Ich weiß gar nicht, ob der von ihm gewünschte Abstand tatsächlich Konservativismus ist, oder eher Selbstschutz davor, dass er die Probleme zwar im Rahmen seines Berufes versucht zu lösen, ansonsten aber ein eigenes andere Seite leben hat und seinen „Arbeitsmantel“ zu diesem Zweck nach denn Gerichtstag gerne wieder ablegt.Denn wenn man z.B. die Gerichtsszene betrachtet, scheint er auch leicht konservative Züge zu haben (was ich jetzt nicht schlimm finde).
Habe ich das überlesen? Gestohlen dachte ich eigentlich nicht...ich hatte gedacht, er benutzte ihn.und warum Daniel ihm den Pass gestohlen hat.
Oh ja, die allgegenwärtigen Kohlehaufen...anstehen war damals so normal, heute ist das (dort wo ich hingehe zumindest) nicht mehr üblich, und ich hatte das fast vergessen. Rauchen - ja, auch das gehörte fast zum guten Ton damals...Die Rückblende in die Schul- und Lehrzeit weckt bei mir auch viele Erinnerungen und finde, die damals herrschende Atmosphäre ist gut getroffen. An die riesigen Kohlehaufen auf dem Schulhof kann ich mich noch gut erinnern und auch an die Pausen und die wilden Diskotheken und das Anstehen davor und die Raucherei....
So hatte ich es auch verstanden.Dass der Pass gestohlen wurde, das habe ich so nicht in Erinnerung... Er benutzte ihn doch nur, oder?
Daniel macht für mich den Eindruck, als würde er sich durchaus auf halbseidene Dinge einlassen, fast problemlos. Ich denke, das war auch der Grund dafür, dass er den Pass von Thomas hatte. Denn untertauchen musste er, gesucht wird er offenbar auch noch in der Bretagne (zumindest machte er sich Sorgen) ob von den Behörden oder von Gangstern - tja, beides ist möglich glaube ich.Die beiden Freunde hatten sich 10 Jahre nicht gesehen. Haben sie sich nur aus den Augen verloren aufgrund der räumlichen Distanz oder gab es einen triftigen Grund dafür? Für Letzteres könnte die Tatsache sprechen, dass Thomas den Freund nicht mit nach Hause nehmen will. Außerdem erzählt er nichts über die Trennung von seiner Frau, die allerdings auch noch sehr frisch ist.
OMG, echt? War das eine Umfrage bezogen auf Berufsgruppen?Das meinte ich. Natürlich gibt es auch solche Anwälte, aber 99 Prozent machen andere Dinge und arbeiten auf anderen Gebieten. Auch Strafverteidigung ist nur ein kleiner Bereich. Nach einer Umfrage gehören Anwälte zu denjenigen Personen, denen am meisten vertraut wird. Vertrauenswürdiger sind nur Pfarrer.
ich denke, das ist dem ehemaligen Osten zu Wendezeiten geschuldet, da herrschte manchmal Wildwest und keiner interessierte sich für Regeln. Daniel taucht wieder auf und Thomas findet sich in der Vergangenheit versetzt wieder. Man sollte das vielleicht mit einem Augenzwinkern lesen.Das hat mich auch sehr, sehr irritiert. Das geht ja gar nicht.
Krankenschwestern kommen hier auch nicht gut weg. Immer diese Chefärzte.Leider werden hier auch einige Klischees bedient, wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob das Absicht ist. Anwälte kommen hier mal wieder nicht gut weg.
warum Daniel ihm den Pass gestohlen hat.
Obwohl ich in der Zeichnung der Person der Agneszka Lemocianka (ich liebe den Sprachklang dieses Namens ), in ihrer Herkunft und ihren Kontakten einen gewissen Kontrast zur Verteidigung eines Miethaies sehe. Da spricht ebenso ein gewisser Humor von Sander.Das sieht alles schon recht hemdsärmelig aus und scheinen Indizien zu sein, dass es der Kanzlei nicht wirklich gut geht, wie weiter oben schon gesagt wurde.
Geht mir genauso.Ich muss gestehen, ich habe von Kempowski noch nichts gelesen. Aber nun ja, es gibt so viele Bücher, die man vielleicht mal lesen sollte.