Hurra, ich bin wieder mit der Welt verbunden.
Ich habe den Roman ebenfalls beendet. Insgesamt habe ich ihn gern gelesen, bin aber nicht ganz so begeistert wie Ihr.
Zunächst das Positive:
Der Prozess war für mich eine Überraschung. Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommt. Ich bin eher davon ausgegangen, dass es vorher zur Aufklärung kommt, also ein anderer Mörder präsentiert wird.
Mit dem Ende des Prozesses hätte auch der Roman aufhören können. Stattdessen verwöhnt uns die Autorin mit dem weiteren Leben von Kya und Tate. Der Aspekt "Dichterin" und "Mörder von Chase" war natürlich eine zusätzliche Überraschung.
Und als kitschig habe ich den Aspekt "Dichterin" überhaupt nicht gefunden. Ich habe zwischendurch tatsächlich googlen wollen, ob es die Dichterin gegeben hat.
Unschlagbar war für mich auch die Beschreibung der Natur (ich wiederhole mich) und die damit verbundenen Stimmungen. Das habe ich als einzigartig empfunden, ob es nun an der besonderen Landschaft lag oder am Sprachstil der Autorin weiß ich noch nicht einmal.
Auch meine 15-jährige Tochter, die normalerweise eher Fantasy liest, war begeistert.
Das wundert mich ehrlich gesagt nicht. Der Roman geht als Jugendroman durch. Anfangs hat mich das nicht gestört, obwohl ich nicht darauf vorbereitet war. Doch mit Einsetzen der Pubertät von Kya und ihren Schwärmereien sowie dem Balzverhalten von Chase hat es mich ein bisschen genervt. Wahrscheinlich bin ich von meinem eigenen Pubertier geschädigt, dass ich empfindlich auf solche Szenarien reagiere.
Dann bin ich manchmal über Textstellen gestolpert, die ich merkwürdig fand.
"... und er beugte sich zu ihr und küsste sie, zuerst sanft und dann wie ein Mann." --> Ich weiß, was mit "wie ein Mann küssen" gemeint ist, finde diesen Ausdruck aber abgedroschen.
oder
"Chase nahm Kyas Hand, drückte den Zweifel aus ihren Fingern."
oder
"Warum sollten die Verletzten, die noch immer Blutenden, die Bürde des Verzeihens tragen?" --> Das ist ein bisschen dick aufgetragen.
Ich vermute, dass sich hier die Übersetzung ein wenig vergaloppiert hat. Das hoffe ich zumindest.
Letztendlich ist dies alles Jammern auf hohem Niveau, denn der Roman ist immer noch großes Erzählkino.