Rezension Rezension (3/5*) zu Milchzähne: Roman von Helene Bukowski.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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49
Wien
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Zeit- und ortlos

Skalde lebt mit ihrer Mutter irgendwo im Nirgendwo. Mutter und Kind versorgen sich selber. Skalde lernt die Welt aus Büchern kennen. Nach und nach stellt sich heraus, dass es wohl eine Klimakatastrophe gegeben hat und dass die beiden wohl in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen leben, von diesen aber nur geduldet werden. Dann findet Skalde im Wald ein Kind. Von diesem Zeitpunkt an kippt die Gemeinschaft, es beginnt ein zähes Verhandeln ums Überleben.
Milchzähne ist der Debütroman der jungen Autorin Helene Bukowski. Die Schriftstellerin hat um sich auf dieses Buch vorzubereiten, selbst einige Zeit zurückgezogen in einer Hütte verbracht.
Es ist eine zeit- und ortlose Geschichte, die aus Skaldes Perspektive erzählt wird. Es gibt keine konkreten Anhaltspunkte, was mit der Welt, mit den Menschen passiert ist. Edith warnt ihre Tochter Skalde, als diese noch klein war, vor einer diffusen Gefahr.
»Geh nicht weiter als bis zur Brombeerhecke«, schärfte Edith mir ein. Für sie selbst galt diese Regel nicht. Sie ging, wenn sie glaubte, dass ich schlief.“
Als Skalde ihren ersten Milchzahn verliert, ändert sich das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter. Skalde beginnt gegen die Mutter aufzubegehren, ihren Radius zu erweitern. Die Gefahr, vor der Edith gewarnt hat mag vielleicht im Unbekannten, im Fremden existieren. Doch die viel größere Gefahr lauert im Inneren, bei der restriktiven Mutter und der verblendeten, sektoiden Gemeinschaft.
Milchzähne ist ein Roman über das Erwachsenwerden, verpackt in eine Dystopie. Skalde erzählt oft sehr bruchstückhaft, die Jahre vergehen von ihrer Kleinkindzeit zur jungen Frau schnell und übergangslos. Es sind viele Lücken, die sich mir aufgetan haben, viele Fragen, die ich mir beim Lesen gestellt habe. Es wird nicht viel davon beantwortet. Ratlos stehe ich am Ende des Buches da, weiß eigentlich nicht genau, was die Autorin mitteilen wollte. Mir ist nicht danach, Lücken in einem Roman selbst zu füllen. Könnte ich das, würde ich vielleicht selber schreiben.