Rezension Rezension (5/5*) zu Gefangene der Festung: Historischer Roman von Rolf Hentzschel.

utaechl

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28. Mai 2014
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Bremen, Germany
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Buchinformationen und Rezensionen zu Gefangene der Festung: Historischer Roman von Rolf Hentzschel
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Eine Hochgebirgsfestung und wie sie die Menschen beeinflusst

Ein interessanter und spannender Roman über den Bau einer Festung im österreichisch-italienischen Grenzgebiet, deren Besatzung und die Bewohner des benachbarten Dorfes. Ein lesenswerter Ausflug in die Zeit zweier Weltkriege und deren Auswirkungen auf die Menschen vor Ort.

Inhalt:
Österreich und Italien haben ihre Grenzen vor dem ersten Weltkrieg durch Hochgebirgsforts gesichert. Jetzt wollen die Österreicher ein weiteres Fort namens Martinella in der Nähe des Gebirgsdorfs Palera bauen. Während der Bauzeit ergeben sich reichlich Möglichkeiten für die Dorfbewohner vom Bau zu profitieren. Doch dann verschwindet einer vor ihnen spurlos am Vorabend des ersten Weltkriegs. Während des Krieges kommt es sowohl bei der Besatzung als auch im Dorf zu Verlusten und das Gebiet wird danach Italien zugewiesen, so dass wir die Nachkriegszeit und den zweiten Weltkrieg aus italienischer Sicht erleben, wobei das Fort inzwischen nur noch eine Ruine ist. Schließlich machen sich in den 60er Jahren Hobby-Forscher daran herauszufinden, wie es zum Tod der drei Soldaten während des ersten Weltkriegs auf dem Fort kam. Doch das ist nicht das einzige Geheimnis, das sie lösen werden.

Cover:
Eine Hochgebirgsfestung zu ihren besten Zeiten, davor ein Automobil. Der bewölkte Himmel passt zum Rest und stimmt hervorragend auf das Buch ein.

Setting und Stil:
Mit diesem Buch gelingt es sich in die Zeit der beiden Weltkriege zurückversetzen zu lassen und mitzuerleben, wie eine einfache Dorfbevölkerung durch die schicksalhafte Entscheidung, in ihrer Nachbarschaft eine unterbewaffnete Festung zu errichten, einen völlig anderen Lebensweg nimmt. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt und man kann hautnah miterleben, wie die Menschen sich damals gefühlt haben.

Charaktere:
Für mich die zentrale Person ist Silvano Longhi, der als Kind den Aufbau der Festung erlebt, dessen Vater verschwindet und der danach immer noch fest im Dorf verwurzelt ist. Hinzu kommen natürlich viele weitere Personen, die alle ein interessantes Leben führen und in ihrem Leben weit mehr erleben und erleiden, als man irgendjemand wünschen würde.
Hervorragend ist es gelungen, dass alle offenen Fragen am Ende des Buches geklärt werden, alle Fäden zusammenlaufen und wir alle noch lebenden Charaktere in den 60er Jahren wiedersehen.

Geschichte:
Ich wusste bisher nicht viel über die in den Bergen gebauten Festungen, die eigentlich keinen Zweck hatten, da Österreich und Italien vor dem ersten Weltkrieg Verbündete waren. Trotzdem wurde in dem unwirtlichen Gebiet aufgerüstet. Es ist spannend mitzuerleben, wie so eine Festung gebaut wird, welche Betrügereien dabei geschehen können, wie es Kriegsgewinner und -verlierer gibt und wie sehr die Zeit doch die Menschen prägte.

Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es zeigt die Unsinnigkeit von Kriegen, normale Menschen, deren Leben von äußeren Einflüssen verändert werden und erweckt eine Zeit zum Leben, die so nie wieder passieren darf. Ich würde mich freuen, wenn viele dieses Buch lesen würden, kann es aber auf jeden Fall denjenigen empfehlen, die sich für die Region zwischen Österreich und Italien interessieren. Jeder, der sich für Geschichten interessiert, die weitab von den eigentlichen Schlachtfeldern der Kriege stattfanden, ist hier richtig aufgehoben. Man merkt auf jeder Seite, dass sich der Autor als Wissenschaftler 30 Jahre mit der Thematik des Festungskrieges in den Hochalpen beschäftigt hat. Wobei hier der menschliche Aspekt Vorrang hat und auf einem soliden Fundament wissenschaftlicher Erkenntnisse ruht.