Rezension Rezension (4/5*) zu Willkommen in Lake Success: Roman von Gary Shteyngart.

MRO1975

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11. August 2018
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Geld regiert die Welt

Vom ersten Teil dieses Buches war ich fasziniert. Shteyngart hält der amerikanischen Gesellschaft mit der Figur des Barry Cohan den Spiegel vor.

Barry ist Hedgefondsmanger und allein auf Geld fixiert. Millionen oder eine 300 qm Etagenwohnung im Flatironbuilding zu haben, ist nicht genug, solange andere noch mehr Millionen oder gar Milliarden oder gar das Penthaus über einem haben. Sich auf Beziehungen zu anderen Menschen einzulassen fällt Barry dagegen eher schwer. Seine Ehe mit Seema läuft demgemäß auch gerade schlecht, nachdem die Cohans erfahren haben, dass ihr Sohn autistisch ist. Statt sich den Problemen zu stellen, flieht Barry. In seinem Gepäck befindet sich sein größter Schatz - ein Satz unheimlich teure Uhren.

Barrys fühlt, dass er den Boden unter den Füßen verloren hat und möchte zu sich und dem echten Amerika zurückfinden. Daher entschließt er sich eine Reise zu wiederholen, die er als junger Mann schon einmal gemacht hat. Mit dem Greyhoundbus will er durch Amerika touren und seine alte Jugendliebe wieder treffen und mit ihr ein neues Leben beginnen.

Auf seiner Reise trifft er viele, teils sehr arme Menschen. Diese Begegnungen rufen in Barry den Wunsch hervor, zu helfen. In Sozialismus darf die Hilfe nach Ansicht Barrys allerdings nicht ausarten. Schließlich hat er sich als Sohn eines Poolreinigers auch allein bis nach oben arbeiten müssen. Deshalb sieht er sich eher als Mentor, der anderen hilft, sich selbst zu helfen. Ein Mentoringprogramm hat Barry allerdings nicht. Sein Traum von einer Uhrenstiftung ist einfach nur absurd.

Barry hätte auf seiner Reise viel über seine Mitmenschen lernen können. Am Ende, als er nach New York zurückkehrt, scheint er für mich aber kaum verändert. Seinen privaten Problemen stellt er sich nach wie vor nicht. Für seine geschäftlichen Verfehlungen muss er auch nicht wirklich gerade stehen. Wer reich ist, bleibt reich. Der Teufel sch... immer auf den größten Haufen.

Das hat mich an der Botschaft des Buches am Ende zweifeln lassen. Daher vergebe ich in diesem Fall nur vier Sterne.