Rezension Rezension (4/5*) zu Bell und Harry von Jane Gardam.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Light Trees

Grandpa ist zu den Kindern gezogen als seine Frau verstarb und seitdem wird Light Trees verpachtet. Die Londoner kommen in den Sommerferien ins nordenglische Yorkshire, um Ruhe zu finden. Sie haben allerdings nicht damit gerechnet, dass das Land bewirtschaftet wird und es dann schnell vorbei sein kann mit der Ruhe. Kleine Missverständnisse können zum Glück ausgeräumt werden. Und so werden aus den beiden Jungen Bell und Harry dicke Freunde. Mit der Zeit scheint es beinahe so als gehörten die Batemans aus London zur Familie.

Gerade für Harry sind die Aufenthalte in Yorkshire etwas Besonderes. Wann hätte er in London schon die Gelegenheit, die Berge zu erkunden, sich die alten Geistergeschichten erzählen zu lassen, mit dem Rad durch Berg und Tal zu fahren. Für ihn ist auf dem Land mehr los als in der Stadt. Als Einheimischer versteht Ben das nicht immer, aber so ist es halt. Selten weiß man zu schätzen, was man hat. Gemeinsam gehen Bell und Harry durch dick und dünn, begehen so manche Eselei und werden über die Jahre erwachsen.

Bereits im Jahr 1981 erschien die englische Erstausgabe dieses Buches und aus einigen Äußerungen lässt sich schließen, dass die Handlung Ende der 1960er bis Anfang der 1970er einsetzen muss. Die Autorin verfolgt den Weg ihrer Jungs bis in die späten 1990er und wagt damit einen prophetischen Blick in eine Zukunft, die so nicht eingetreten ist, die aber so hätte eintreten können. Unabhängig davon schafft sie es, einen leichten Sommerwind über die Felder wehen zu lassen, ebenso wie klirrende Kälte. Im Wechsel der Jahreszeiten erleben Bell und Harry ihre Kindheit und Jugend. Ihre Abenteuer sind manchmal typische Jungsabenteuer, bei denen sie von Glück reden können, wenn sie alles heil überstehen. Doch manchmal haben die Ereignisse eine Zartheit, mit der man nicht gerechnet hat. Die im deutschsprachigen Raum spät entdeckte Autorin schafft mit ihrem knapp zweihundertseitigen Sommerroman eine Möglichkeit aus dem Alltag in eine Sommerfrische abzutauchen und eine ähnliche Ruhe zu finden, wie die Londoner. Ein Buch, das man immer wieder lesen kann.


 
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