Rezension Rezension (5/5*) zu Die einzige Geschichte: Roman von Julian Barnes.

G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Liebesglück und Liebesleid


Julian Barnes hat hier in meinen Augen ein für mich bisher unvergleichliches Buch über die Liebe geschrieben. Es ist dabei gespickt mit philosophischen Gedanken zum Thema Liebe und menschlichem Empfinden, diese Gedanken werden in Sätzen formuliert, die sich ins Hirn graben und den Leser zum Sinnieren bringen. Jeder, der schon einmal tief geliebt hat, den die Liebe umgehauen hat, wird sich hier wiederfinden.


Sätze und Gedanken wie folgende:
"Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? S.11"
"Meiner Meinung nach ist jede Liebe, ob glücklich oder unglücklich, eine wahre Katastrophe, sobald man sich ihr voll und ganz hingibt. S.293"
wühlen sich ins Hirn und lassen einen beim Lesen innehalten/erstarren. So etwas nenne ich Sprachgewalt. Sofort gleitet man ins Sinnieren. Und das Buch ist voll von solchen Teilen und ich habe einen neuen Lieblingsautor gefunden.


Dabei ist die Geschichte allgemein nicht so herausragend, es wird eine unkonventionelle Liebe beschrieben. In drei Teilen wird ein Blick auf die Liebe von Paul und Susan geworfen. Der junge 19-jährige Paul lernt in den 60er Jahren die 48-jährige eindrucksvolle Susan kennen. Beide verlieben sich tief ineinander, wobei das Bild dieser Liebe nicht dem Bild der älteren und erfahrenen Frau und des jungen unerfahrenen Mannes folgt. Beide sind hier unerfahren in der Liebe. Die Erzählstimme Paul zeigt in den drei Teilen welche Folgen diese Liebe für beide hat.


Durch den ungemein poetischen und philosophischen Ton ist man tief bewegt. Ein gewisser feinsinniger Humor lockert das Ganze dann wieder auf. Auch durch einen sehr ehrlichen Blick auf den Menschen zeichnet sich diese Geschichte aus. Es entsteht eine insgesamt sehr ausgewogene und stimmige Geschichte, die tief berührt und zum Sinnieren einlädt. Und diese Mischung aus der Geschichte und den dazu passenden poetischen/philosophischen Gedanken zum Thema Liebe und der Ehrlichkeit der gezeichneten menschlichen Charaktere machen diese Geschichte für mich zu etwas Besonderem und bedingen dadurch meine 5-Punkte Bewertung.


 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.321
19.035
49
48
Chapeau, Madame! Bravissimo :cool:. Es wird schwer sein, deine Rezension zu toppen :eek::D.
Lustig finde ich, dass in jeder Rezension zu diesem Buch stets die gleichen Sätze zitiert werden ha ha ha.
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.068
11.160
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Sehr schöne Rezension!!!
Wieder hast du das Schöne und Besondere an dem Buch herausgearbeitet, ohne zuviel vom Inhalt preiszugeben.
Ich finde es wichtig, dass man sich das Kernproblem zwischen den Beiden selber erlesen darf ;)
Das finde ich auch wichtig, wenn die Rezension alles verrät, muss ich den Roman nicht mehr lesen.
Du machst neugierig und lädst ein, den Roman zu lesen!
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Das finde ich auch wichtig, wenn die Rezension alles verrät, muss ich den Roman nicht mehr lesen.
Du machst neugierig und lädst ein, den Roman zu lesen!
Du hast mich ertappt. Genau dies ist mein Ziel. :) Ich möchte einen Teil beschreiben und die Leser meiner Rezis neugierig machen. :D
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich bin erleichtert, wenigstens bei dir erkenne ich die Intention - nur beim Vogelgott fällt es mir schwer :D.
Dann geht es uns sehr ähnlich. :D:p:D Aber ich lese den Vogelgott nochmal, im düsteren Herbst oder im Winter. Wenn mir da eine Intention auffällt/einfällt, ich melde mich. :);):p
 
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