Rezension Rezension (5/5*) zu Mörderisches Lavandou von Remy Eyssen.

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Mörderisches Lavandou von Remy Eyssen
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Mordfälle waren für Leon wie Puzzles.

Zum fünften Mal ermittelt der deutsche Rechtsmediziner Leon Ritter in Remy Eyssens „Mörderisches Lavandou“ in seiner Wahlheimat an der französischen Mittelmeerküste. Dieser 496-seitige Kriminalroman ist im Mai 2019 bei Ullstein erschienen.
Der Herbst hält Einzug in Le Lavandou – eigentlich eine beschauliche Zeit. Wenn da nicht das Verschwinden der jungen Françoise Bonnet wäre. Kurz darauf wird ihr Fuß, etwas später der Rest ihres Leichnams gefunden. Als dann auch noch eine weitere junge Frau verschwindet, erhärtet sich der Verdacht, es könnte sich um einen Serientäter handeln. Ritter unterstützt die Recherchen der Polizei nach bestem Wissen und Gewissen, verfolgt seine eigenen Spuren und bringt sich und seine Familie damit selber in Gefahr …
Wenngleich es sich hier um den fünften Band einer Krimireihe handelt, war es für mich kein Problem, mit diesem Fall in die Reihe einzusteigen. Dem Autor gelingt es geschickt, die Figur des deutschen Rechtsmediziners so einzuführen, dass man auch als Neueinsteiger/in in die Reihe dem Geschehen problemlos folgen kann, die Charaktere kamen mir von Anfang an vor wie alte Bekannte.
Der Roman ist von Anfang bis Ende spannend zu lesen, wobei der Spannungsbogen durchaus variiert. Bis kurz vor Ende tappte ich beim Lesen vollkommen im Dunkeln, was Motiv und Täter betrifft. Unterstützt wird dieser Effekt dadurch, dass wiederholt neue Verdächtige auftauchen, Zusammenhänge zwischen den Fällen aber über lange Zeit verborgen bleiben. Immer wieder werden die Beschreibungen der Ermittlungen und Szenen aus der Gefangenschaft der Entführten unterbrochen durch Schilderungen aus der Sicht „des Mannes“, der sich später als Täter entpuppt. So hat man als Leser/in reichlich Gelegenheit, sich beim Lesen den Kopf zu zerbrechen.
Sehr gut gefallen hat mir der Gegensatz zwischen den schönen Landschaftsbeschreibungen der provenzalischen Küste sowie dem immer wieder auftretenden „Savoir-vivre“ der Franzosen auf der einen und den doch recht brutalen Verbrechen auf der anderen Seite, wobei der Autor allzu voyeuristisch Darstellungen vermeidet. Auch etwas zarter besaitete Krimiliebhaber/innen sollten den Roman also lesen können. Zudem kommt ein feiner Humor nicht zu kurz, wenn dem Ermittler Didier z.B. die eine oder andere eher unangebrachte Bemerkung aus dem Mund rutscht.
Leon Ritter an sich erschien mir beim Lesen sehr sympathisch und menschlich. Geradlinig, doch nicht ohne Selbstzweifel, verfolgt er seine Spuren, auch wenn es für ihn nicht immer ein leichter Weg ist. Aufschlussreich, ohne belehrend zu wirken, sind auch die Einblicke in seine Arbeit als Rechtsmediziner. Alles in allem hat Eyssen hier einen sehr ansprechenden Protagonisten geschaffen, der unaufdringlich und ruhig auch schwierige Situationen meistert und trotz einiger Irrwege alles tut, um seinen ihm Anvertrauten in der Not zur Seite zu stehen. Doch auch alle anderen Charaktere sind liebevoll gestaltet.
Lediglich die Figur des Priesters Dumont fand ich beim Lesen etwas undurchsichtig, wenngleich auch sein Schicksal am Ende Mitleid erregt. Sehr gut dargestellt ist hier der Zwiespalt zwischen Wahrung des Beichtgeheimnisses und dem Wunsch, der Gerechtigkeit Genüge zu tun.
Insgesamt präsentiert Remy Eyssen mit „Mörderisches Lavandou“ einen Krimi, der spannend unterhält, logisch aufgebaut und von Lokalkolorit durchzogen ist. Bis auf die oben erwähnte Ungereimtheit hat mir das Buch sehr gut gefallen, weshalb ich es mit viereinhalb von fünf Lesesternen gerne anderen Krimiliebhaber/innen zur Lektüre weiterempfehle.


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