Die Sache mit der Wahrheit
„Hast du mal Hibiskus blühen sehen?“ […] „So ist die Wahrheit, Junge, wie Hibiskus. Irgendwann wirst du es sehen. In Ägypten findest du ganze Gärten. Wunderschön da. Ganze Gärten findest du. Und der Hibiskus blüht in tausend verschiedenen Arten.“ (S. 25)
Über „Stella“ von Takis Würger ist dieses Jahr schon eine hitzige Diskussion entbrannt…Ob Takis Würger genau diese Diskussion anfachen wollte, weiß ich nicht. Aber nach Ende der (kurzen) Lektüre kann ich sagen: mich hat er nicht für sich gewonnen.
Verpackt in eine fiktive Liebesgeschichte erfährt der Leser von der realen Stella Goldschlag – einer „Greiferin“ der Nazis, die (Mit-)Juden denunziert, verraten und so dem NS-Regime ausgeliefert hat. Und das „nur“, weil sie sich und ihre Eltern vor der eigenen Deportation schützen wollte. Ja, über das im letzten Satz in Gänsefüßchen gesetzte nur kann man sicher auch diskutieren. Keiner von uns weiß letztlich, was wir selber tun würden, um unser Leben und das unserer Lieben zu retten.
Aber hier geht es nicht um die Frage „Darf die das?“, sondern schlicht und ergreifend darum, warum Takis Würger es nicht geschafft hat, mich mit seinem Roman abzuholen. Das Einzige, was er geschafft hat, ist, dass ich mich in geraumer Zeit weiter mit Stella Goldschlag befassen werde.
Der fiktive Friedrich (Sohn reicher Eltern aus der Schweiz) kommt 1942 nach Berlin, um sich von den Gerüchten über die (Ab-)Transporte selbst ein Bild zu machen. Vorher erfährt der Leser von seinem (tragischen) Leben als Kind, warum er eine Narbe im Gesicht hat und farbenblind ist. So weit so gähn. Hat man schon oft in besser verpackten Geschichten zu lesen bekommen. Aber irgendwie muss man ja den Bogen zu dem naiven 20-jährigen schlagen.
In Berlin trifft er auf Kristin aka Stella und einen mir von vornherein unglaublich unsympathischen SS-Schergen namens Tristan von Appen, der mir mit seiner Attitüde (schön, reich und „Ich genieße das Leben, auch wenn Krieg ist.“) ziemlich auf die Nerven ging. Vielleicht wollte Takis Würger mit seinen (fiktiven) Charakteren genau das Erreichen: alle Schichten der (damaligen) deutschen Gesellschaft aufzeigen: Menschen, die blind vor Liebe oder Naivität ihre Augen (zwar nicht) vor dem offensichtlichen verschließen, dennoch aber wenig bis gar nichts unternehmen (ein zärtliches „Das muss aufhören.“ ist hier eindeutig zu wenig!!!) sowie schmierig-schleimige Anzugträger, die nur sich selbst lieben…Trotzdem oder gerade deswegen: nein, mit Reißbrett-Charakteren kriegt man mich nicht.
Die Original-Zitate aus den Prozessakten gegen Stella Goldschlag sind für sich gesehen durchaus interessant, machen auf mich aber eher den Eindruck, als wenn sie lieb- und ziellos ohne Bezug zum Text einfach der Authentizität wegen abgedruckt wurden.
Wie man neben historisch interessante (und für mich neue) Informationen wie „Die 10 Gebote für jeden Nationalsozialisten des Dr. Josef Goebbels“ banale und völlig uninteressante Dinge wie Fußballergebnisse stellen kann, ist mir schleierhaft und hat mich bei der Lektüre zunehmend geärgert.
Nur für die historisch wertvollen und wirklich interessanten Informationen gibt es von mir 2* - mehr kann ich beim besten Willen nicht geben.
„Hast du mal Hibiskus blühen sehen?“ […] „So ist die Wahrheit, Junge, wie Hibiskus. Irgendwann wirst du es sehen. In Ägypten findest du ganze Gärten. Wunderschön da. Ganze Gärten findest du. Und der Hibiskus blüht in tausend verschiedenen Arten.“ (S. 25)
Über „Stella“ von Takis Würger ist dieses Jahr schon eine hitzige Diskussion entbrannt…Ob Takis Würger genau diese Diskussion anfachen wollte, weiß ich nicht. Aber nach Ende der (kurzen) Lektüre kann ich sagen: mich hat er nicht für sich gewonnen.
Verpackt in eine fiktive Liebesgeschichte erfährt der Leser von der realen Stella Goldschlag – einer „Greiferin“ der Nazis, die (Mit-)Juden denunziert, verraten und so dem NS-Regime ausgeliefert hat. Und das „nur“, weil sie sich und ihre Eltern vor der eigenen Deportation schützen wollte. Ja, über das im letzten Satz in Gänsefüßchen gesetzte nur kann man sicher auch diskutieren. Keiner von uns weiß letztlich, was wir selber tun würden, um unser Leben und das unserer Lieben zu retten.
Aber hier geht es nicht um die Frage „Darf die das?“, sondern schlicht und ergreifend darum, warum Takis Würger es nicht geschafft hat, mich mit seinem Roman abzuholen. Das Einzige, was er geschafft hat, ist, dass ich mich in geraumer Zeit weiter mit Stella Goldschlag befassen werde.
Der fiktive Friedrich (Sohn reicher Eltern aus der Schweiz) kommt 1942 nach Berlin, um sich von den Gerüchten über die (Ab-)Transporte selbst ein Bild zu machen. Vorher erfährt der Leser von seinem (tragischen) Leben als Kind, warum er eine Narbe im Gesicht hat und farbenblind ist. So weit so gähn. Hat man schon oft in besser verpackten Geschichten zu lesen bekommen. Aber irgendwie muss man ja den Bogen zu dem naiven 20-jährigen schlagen.
In Berlin trifft er auf Kristin aka Stella und einen mir von vornherein unglaublich unsympathischen SS-Schergen namens Tristan von Appen, der mir mit seiner Attitüde (schön, reich und „Ich genieße das Leben, auch wenn Krieg ist.“) ziemlich auf die Nerven ging. Vielleicht wollte Takis Würger mit seinen (fiktiven) Charakteren genau das Erreichen: alle Schichten der (damaligen) deutschen Gesellschaft aufzeigen: Menschen, die blind vor Liebe oder Naivität ihre Augen (zwar nicht) vor dem offensichtlichen verschließen, dennoch aber wenig bis gar nichts unternehmen (ein zärtliches „Das muss aufhören.“ ist hier eindeutig zu wenig!!!) sowie schmierig-schleimige Anzugträger, die nur sich selbst lieben…Trotzdem oder gerade deswegen: nein, mit Reißbrett-Charakteren kriegt man mich nicht.
Die Original-Zitate aus den Prozessakten gegen Stella Goldschlag sind für sich gesehen durchaus interessant, machen auf mich aber eher den Eindruck, als wenn sie lieb- und ziellos ohne Bezug zum Text einfach der Authentizität wegen abgedruckt wurden.
Wie man neben historisch interessante (und für mich neue) Informationen wie „Die 10 Gebote für jeden Nationalsozialisten des Dr. Josef Goebbels“ banale und völlig uninteressante Dinge wie Fußballergebnisse stellen kann, ist mir schleierhaft und hat mich bei der Lektüre zunehmend geärgert.
Nur für die historisch wertvollen und wirklich interessanten Informationen gibt es von mir 2* - mehr kann ich beim besten Willen nicht geben.