Rezension Rezension (4/5*) zu Unbarmherzig: Kriminalroman (Ein Gina-Angelucci-Krimi, Band 2) von Inge Löhnig.

Amena25

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23. Oktober 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Unbarmherzig: Kriminalroman von Inge Löhnig
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Ein Cold Case, der einen nicht kalt lässt


In dem idyllischen Dorf Altbruck werden die Gebeine eines Mannes und einer Frau gefunden, die wohl schon vor Jahrzehnten verscharrt worden waren. Offenbar sind die Knochen durch Bauarbeiten freigelegt worden.
Gina Angelucci, Lebenspartnerin von Tino Dühnfort, den so mancher Leser aus der Dühnfort-Reihe der Autorin kennen wird, ist Spezialistin für alte, ungelöste Fälle und kehrt gerade aus der Elternzeit zurück. Voller Elan, aber auch voller Empathie für die Opfer und deren Familien, widmet sich Angelucci dem Fall, stößt dabei aber auf allerlei Vorbehalte seitens des Oberstaatsanwalts, aber auch einiger Dorfbewohner. Allen voran der Bürgermeisters und natürlich auch der Besitzers der beteiligten Baufirma versuchen, Gina Angeluccis Arbeit zu behindern. Immerhin müssen die Bauarbeiten für das örtliche Gewerbegebiet ruhen, bis die Ermittlungen angeschlossen sind.
Durch spezielle Analysen kann die Gerichtsmedizin feststellen, dass es sich um die sterblichen Überreste eines jungen Mannes, der aus der Region stammt, und einer jungen Frau aus dem Baltikum handeln muss. Schnell rückt die ehemalige ,,Heeresmunitionsanstalt“, die sich zur Zeit des 2. Weltkriegs in Altbruck befunden hatte, in den Fokus. Dort wurden u.a. Strafgefangene, aber auch Zwangsarbeiter aus dem Baltikum eingesetzt. Diese Vergangenheit wollen aber die meisten lieber ruhen lassen.
In relativ kurzen Kapiteln rücken immer wieder verschiedene Personen in den Fokus. Neben den Personen der Gegenwart wie z.B. Ella Loibl, die die Gebeine gefunden hat, gibt es zahlreiche weitere Familienmitglieder, die seit Jahrzehnten miteinander zerstritten sind. Diese Familiengeschichte wird geschickt mit dem Schicksal der baltischen Zwangsarbeiterin Kairi verknüpft. In einzelnen Kapitel darf auch sie, mit Hilfe eines aufgefundenen Tagebuchs, zu Wort kommen. Dadurch wird ihr Schicksal besonders eindrücklich und anrührend geschildert.
Auch das Privatleben Angeluccis und Dühnforts mit ihrer Tochter Chiara, die das Down-Syndrom hat, kommt nicht zu kurz.
Löhnig versteht es, Vergangenes anschaulich und spannend mit aktuellen Themen zu verknüpfen und dies durch einen lockeren, unanstrengenden Stil unterhaltsam zu vermitteln.
Das Ende bleibt, nicht für den Leser, aber für einige Beteiligten, offen. Dies empfinde ich aber als durchaus realistisch.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass manches aktuelle Thema etwas zu bemüht eingebaut wird, z.B. die Stalkerin, die an Gina Rache üben will, oder der der Opferschutz-Beauftragte Seidl, der nicht nur konservativ, sondern auch noch Anhänger der Identitären Bewegung ist. Diese Nebenstränge sind meiner Meinung nach unnötig.


von: Elbel, Thomas
von: Angelika Svensson
von: Patricia Holland Moritz
 

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