Rezension Rezension (5/5*) zu Im Freibad von Libby Page.

evaczyk

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25. Juni 2019
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Buchinformationen und Rezensionen zu Im Freibad von Libby Page
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Generationsübergreifender, liebenswerter Sommerroman

"Im Freibad" ist ein liebenswerter Wohlfühlroman über eine ungleiche Freundschaft, über einen Reifeprozess, über Gentrifizierung und Kampf für den Erhalt kleiner Dinge gegen Kommerz und reines Gelddenken, Libby Pages Debütroman mag schlicht klingen, aber ihre Figuren wachsen dem Leser schnell ans Herz.

Ein wenig ähnelt dieses Buch einem modernen Großstadtmärchen - wobei das Aschenbrödel in diesem Fall die junge Journalistin Kate ist, eine zutiefst verunsicherte und unter Panikattacken leidende junge Frau. Keine besonders günstigen Voraussetzungen zum Vorwärtskommen in einer Branche, die nicht dafür bekannt ist, ihre Leute in Watte zu packen und in der ein oft gnadenloser Konkurrenzkampf herrscht.

In der Redaktion fallen für Kate denn auch nur die Art Artikel an, die eher als Textgarnitur um Werbeanzeigen benötigt werden und nicht gerade das berufliche Voirwärtskommen fördern. Bis sie auf einen eher unbeholfen gemachten Protestzettel stößt: Einwohner von Brixton wollen die geplante Schließung ihres Freibads nicht hinnehmen. Wo Generationen vor Kindern des Stadtteils schwimmen lernten, soll ein privates Fitnesscenter für die Bewohner exclusiver Eigentumswohnungen in einem neuen Apartmentblock entstehen.

Als Kate nach den Organisatoren des Protestes sucht, lernt sie die 87 Jahre alte Witwe Rosemary kennen, die seit ihrer Kindheit im Zweiten Weltkrieg Dauerbesucherin des Freibads ist, ihr ganzes Leben im Viertel verbracht hat und für die "kleinen Leute" steht, die durch Gentrifizierung den Verlust des Vertrauten hinnehmen müssten.

Rosemary wird, um beim Märchenvergleich zu bleiben, so etwas wie die gute Fee für Kate: Sie öffnet ihr den Blick für die Nachbarschaft, vernetzt sie mit Menschen, erzählt ihr ihre Geschichte aus dem Freibad, die auch die Geschichte einer großen Liebe ist. Rosemary überredet Kate, mit ihr schwimmen zu gehen, und was begann, um ein Interview zu bekommen, wird zu einem Wendepunkt in Kates Leben. Sie erregt nicht nur Aufmerksamkeit mit ihrem Artikel, sie beginnt zu leben, statt sich von ihren Ängsten und Unsicherheiten dominieren zu lassen. Sie entwickelt Selbstbewusstsein, findet etwas, wofür sich zu kämpfen lohnt, und sie findet neue Freunde.

Das könnte leicht kitschig geraten, aber Libby schafft es weitgehend, Klischees zu vermeiden. Es ist schwer, Rosemary und Kate nicht zu mögen und auch die vielen kleinen Randfiguren sind liebenswert und zum Gernhaben. Ein Mutmachbuch mit bittersüßem Ende

von: Henn, Carsten Sebastian
von: Julia Phillips
von: Bernard MacLaverty
 

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