Rezension Rezension (5/5*) zu Thanksgiving von Tracy Barone.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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Glückliche Familie

5. August 1962
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…und ein kleines Mädchen wird geboren. Es ist schon ein turbulenter Start ins Leben für die spätere Protagonistin. Die jugendliche und drogenabhängige Mutter lässt ihr Baby in der Klinik zurück. Der Arzt Solomon Matzner wickelt einen Adoptionsdeal ab, nachdem seine Frau Cici und er ihren Sohn kurz nach dessen Geburt verloren haben.
Es ist ein turbulentes Leben, das Cheri Matzner fortan lebt. Cheri revoltiert gegen ihre Eltern, den jüdischen Arzt Solomon und die temperamentvolle italienischstämmige Mutter Cici.

Cheri erfüllt keine Erwartungen, ihr Lebensweg ist keineswegs geradlinig. Mit 40 scheint sie an der Seite ihres um einiges älteren Mannes Michael zur Ruhe zu kommen. Ein Status, der Cheri so gar nicht liegt, doch das Schicksal weist Cheri in ihre Schranken.

„Das wilde Leben der Cheri Matzner“ von Tracy Barone ist ein amerikanischer Roman, der besser nicht geschrieben sein könnte. Nur der Originaltitel ist ein bisschen russisch. Über die „Happy Family“ hatte Tolstoi schon einiges zu erzählen. Das berühmte Zitat aus Anna Karenina ist diesem Roman als Motto voran gestellt.
Die Protagonistin Cheri ist ein sehr vielschichtiger Charakter. Mal mochte ich sie, mal nervte sie mich ungehörig, ich liebte, litt, lachte, trauerte, fluchte und freute sich mit ihr. Cheri ist auf der ständigen Suche, nach ihrer Herkunft, ihrem Platz im Leben ihrer Identität. Man möchte manches Mal glauben, John Irving hat seine weibliche Seite endlich rausgelassen und schickt nun Cheri Matzner ins Rennen mit all seinen herrlich suchenden Charakteren.

Tracy Barone schreibt ohne rührseligen Kitsch, sogar beim Sterben findet sie den richtigen Ton. Von dieser Autorin möchte ich mehr, viel mehr lesen!


 

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