Rezension Rezension (5/5*) zu Maschinen wie ich von Ian McEwan.

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Maschinen wie ich von Ian McEwan
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Mensch oder Maschine? Oder Menschmaschine?

„Vor uns saß das ultimative Spielzeug, der wahrgewordene Traum vieler Jahrhunderte, der Triumph des Humanismus – oder sein Todesengel.“ (S. 13)

Ian McEwan – ein Autor, den ich schon lange mit Interesse verfolgt, aber bisher nichts gelesen hatte. Auch wenn bereits drei Bücher auf dem häuslichen BuB (Berg ungelesener Bücher) lagen, von denen ich eins (Am Strand) mittlerweile befreit und für großartig befunden habe.

Nun habe ich mit seinem neuesten Opus „Maschinen wie ich“ innerhalb von 5 Wochen das zweite Buch von Ian McEwan gelesen und dieses wird (hier sei das Fazit bereits genannt) ein definitives hochrangiges Highlight auf des Königs Best of 2019-Liste werden.

Heuer befasst sich Ian McEwan mit Künstlicher Intelligenz und der Frage „Haben Maschinen ein Bewusstsein? Können sie echte „Gefühle“ entwickeln?“

Dafür hat er seine Handlung in eine alternative Vergangenheit (1982) verlegt. Über den Sinn und Zweck des Ganzen kann man streiten – für mich ist es im Nachhinein betrachtet eine durchaus kritische Beschäftigung mit dem Thema „Fake News“ und „Alternative Fakten“. In jedem Fall lässt er England den Falkland-Krieg verlieren, die Beatles veröffentlichen ein erfolgloses neues Album und sein Held Charlie spricht mit Alan Turing (Mathematiker und Informatiker, gestorben 1954). Die beschriebenen (politischen) Szenerien sowie einige technikrelevante Ingredienzen dieses Romans könnte man 1:1 auf heute (2019) übertragen.

Sie alle sind aber (bzw. zwar) nur winzige Glieder in der Kette, die die Rahmenhandlung festhalten – dennoch kommt man als Leser nicht umhin, sich mit der „Was wäre wenn…“-Frage zu beschäftigen.

In der Rahmenhandlung wird ein menschenähnlicher Roboter namens Adam (das weibliche Pendant heißt – richtig: Eve *g*) für seinen „Besitzer“ Charlie und seine Freundin Miranda zu einem – nun, ich nenne es jetzt mal so - Spielball der Gefühle inklusive tragikomischen Verwicklungen, im Laufe dessen die Leser*innen immer wieder über ethische Fragen stolpern und für sich beantworten müssen. In mancherlei Hinsicht kein leichtes Unterfangen, wenn man nicht in die ethisch-moralische Falle tappen will…

Warum Adam Fluch und Segen zugleich ist für Charlie und Miranda, ob Adam wirklich Gefühle hat oder nicht – nun, das sollten alle Leser*innen, die an hochklassig intelligenter Literatur Interesse haben, bitte selbst herausfinden.

Ich zücke ohne schlechtes Gewissen 5* für diesen großartigen Roman!

„Wenn wir unser eigenes Innerstes nicht begreifen, wie sollten wir da ihres gestalten und erwarten, dass sie mit uns glücklich werden?“ (S. 395)