Außerhalb der Leserunde habe ich den Roman nun auch gelesen.
Die Ideen und Szenarien, die McEwan erschaffen hat, sind absolut bemerkenswert! 1982 mit schnellem Internet und Mobiltelefonen, teils reale politische Größen, deren Macht an fiktiver Stelle endet/anfängt, ein verlorener Falklandkrieg und dramatische gesellschaftliche Unruhen...
Da hinein setzt er die Geschichte um Adam, Charlie und Miranda, der er immer wieder neues Futter gibt, was die Handlung spannend macht und zu einem guten Lesefluss führt.
Dennoch kann ich eure Begeisterung nicht vollkommen teilen. Die Geschichte um die fingierte Vergewaltigung wirkte auf mich konstruiert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Frau damit durchkäme- zumal sie keine gewaltsamen Spuren am Körper hatte. Aber nun denn...
Die Auflösung rund um den Auslöser dieser Vortäuschung ( die reale Vergewaltigung der Freundin) war äußerst spannend. Dass der Täter am Ende reumütig und gläubig seine Taten bereut? Auch nicht so ganz glaubwürdig.
Am meisten gestört hat mich der Schluss: alles geht irgendwie den Bach runter. Miranda muss ins Gefängnis, der reuige Sünder auch nochmal, die Adoption platzt, das Kind wird nun endgültig verhaltensauffällig, das lebenswichtige Geld wird verschenkt, die Existenz in dieser fast dystopischen Welt schwer gemacht.
Ein bisschen too much für meinen Geschmack. Die von euch gelobten Ausführungen über die KI und ihre Grenzen fand ich ebenso spannend. Es gab interessante Fragestellungen, über die das Nachdenken lohnt.
Ich werde keine Rezension schreiben müssen, würde aber auf 4 Sterne kommen