3. Leseabschnitt: 5. und 6. Kapitel (S. 166 bis S. 244)

Anjuta

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8. Januar 2016
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Im dritten Teil rückt die Krimigeschichte rund um Peter Gorringe und Miranda mehr in den Vordergrund. Noch weiß ich nicht, ob es diesen Handlungsstrang in diesem Roman wirklich braucht. Mich jedenfalls stört es bisher eher und ich freue mich, wenn es dann wieder mehr um die Adam-Handlung und die damit verbundenen philosophischen Fragen geht. Und dabei gibt es dann so tolle Sätze wie:
"In meinen Augen hatte die Zukunft, für die ich mich bestens gerüstet wähnte, längst begonnen. Es schien mir fast schon zu spät, um sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten."
Dann hat mich auch der Vergleich der Realität / des Lebens mit dem Schachspiel fasziniert.
"Es (=Schach) ist ein Spiel mit perfekter Information, wie wir das in der Spieltheorie nennen. DBas Leben aber, in dem wir unsere Intelligenz anwenden, ist ein offenes System. Chaotisch, voller Tricks, Täuschungen, Mehrdeutigkeiten und falscher Freunde."
Bei dem Besuch bei Turing erfährt Charlie viele Neuigkeiten über die Gruppe der Adams und Eves, die auf subtile, wirkungsvolle Art Spannung aufbauen hinsichtlich der Frage, wie es weitergeht mit UNSEREM Adam!
 
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Leseglück

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Kapitle 5:
Charlie rätselt immer noch darüber, was zwischen Miranda und Peter Corringe wirklich vorgefallen ist.
Charlie denkt weiter über das Wesen von Adam nach. Er fragt sich z.B. weiter, inwiefern Adam tatsächlich sehen kann. Sieht er wie eine Kamera aber "ist da drinnen niemand." Andererseits weiß auch Charlie bereits, dass unsere visuelle Wahrnehmung von unserem Gehirn lediglich konstruiert wird. Es läuft also alles auf die Frage hinaus, inwieweit Adam ein Bewusstsein hat.
Auf S. 179 lachen Adam und Charlie zum ersten Mal über einen gemeinsamen Witz. Ziemlich makaber finde ich - britischer Humor bei Robotern?
Adam teilt Charlie mit, dass er den Notschalter deaktiviert hat. An der Stelle würde ich auch sofort reagieren wie Miranda vorschlägt: Ich würde den Roboter ins Geschäft zurück bringen.

In einem exquisiten Lokal trifft Charlie auf Alan Turing und spricht ihn auf Adam an. In diesem Lokal unterhalten sich Charlie und Miranda u.a.über deren Vater. Witzig fand ich die Bemerkung auf S. 190. Mirandas Vater hatte sich einer "Randgruppierung" angeschlossen, die für den Austritt UK aus der EU war. Randgruppe: I wish! Aber in den 80er Jahren war es wohl auch noch eine Randgruppe.

Am Ende des fünften Kapitels erfahren wir Adams Gedanken zum Thema Bewusstsein. Er ist überzeugt, dass er Bewusstsein besitzt, denn sowohl sein Bewusstsein, als auch das der Menschen ist aus Materie hervorgegangen. Er glaubt, dass Menschen und Maschinen verschmelzen werden. Es wird zu einer Art geistiger Gemeinschaft kommen, in der sich die individuellen Knotenpunkte der Subjektivität auflösen werden.
Ein bisschen ist das Internet tatsächlich eine Art kollektives Gehirn obwohl sich da aus meiner Sicht zunehmend voneinander unabhängige Bereiche bilden, die nicht mehr miteinander kommunizieren.
Interessant ist auch Adams Auffassung von Literatur. Literatur sei eine Beschreibung von verschiedenen Varianten menschlichen Versagens. Wenn es also in Zukunft kein menschliches Versagen mehr gibt, dann gäbe es nur noch Haikus, die die Dinge feiern wie sie sind. Leider sind wir noch sehr weit von einem solchen Zustand entfernt, oder sollte ich sagen Gott sei Dank. Ein Mensch ohne menschliches Versagen wäre eine neue Spezies.

In Kapitel 6
erfahren wir endlich Mirandas Geschichte - spannend!
Wieder ein moralisches Dilemma: Darf man eine Straftat begehen um eine Straftat zu rächen?
Durch die Offenheit Mirandas Charlie gegenüber verschwindet das Gefühl der Fremdheit, das Charlie bei Miranda erlebt hatte. Die beiden kommen sich jetzt seelisch näher.
Ein wesentlicher Teil des sechsten Kapitels macht das Gespräch zwischen Charlie und Alan Turing aus.
Wir erfahren, dass zwei Evas Selbstmord begangen haben und ein anderer Adam sein Bewusstsein selbst ausgeschaltet hat. Außerdem gibt es einen Hinweis auf die Persönlichkeitsprogrammierung, die offenbar doch nicht einen so hohen Einfluss auf das Verhalten von Adam hatte wie angenommen. Das macht auch Sinn, wenn man davon ausgeht, dass Adam selbstständig lernt und sich selbstständig Meinungen bildet.
Dann gibt es noch einen Hinweis auf die Bedeutung der Szene mit dem Jungen Mark. Alan Turing glaubt, dass Adam eifersüchtig auf die kreative und anpassungsfähige Intelligenz eines Kindes ist.

Das P-NP Problem habe ich nicht ganz verstanden...

Mich hat am dritten Abschnitt am meisten beeindruckt, dass diese intelligenten Roboter mit purer Verzweiflung reagieren, angesichts der Verhaltensweisen der Menschheit. Das kann man ja gut nachvollziehen!
 

Querleserin

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@Leseglück, danke für die wunderbare Zusammenfassung dessen, was in den beiden Kapiteln geschieht.
Die Geschichte zwischen Peter und Miranda scheint tatsächlich nicht in den Roman zu passen, allerdings ist es das moralische Dilemma, das eine Verbindung zu Adam herstellt. Davon war ja auch schon einmal im Zusammenhang mit den selbstfahrenden Autos die Rede. Wie wägt ein Android Mirandas Meineid gegen die Vergewaltigung Mariams ab? Auf welcher Grundlage entscheidet er? Das wird sicherlich noch thematisiert...

Dann gibt es noch einen Hinweis auf die Bedeutung der Szene mit dem Jungen Mark. Alan Turing glaubt, dass Adam eifersüchtig auf die kreative und anpassungsfähige Intelligenz eines Kindes ist.
Dieser Gedanke hat mich fasziniert. Kinder lernen intuitiv, kreativ im offenen System, scheinbar ohne Regeln. Wie programmiert man einen Computer auf ein freies Spiel zwischen Kindern.
Mich fasziniert immer noch, wie unsere beiden Mädels, in ihrer Fantasiewelt verweilen können und die Realität ausblenden...

Das P-NP Problem habe ich nicht ganz verstanden...

Habe es tatsächlich, wie von Turing gefordert, nachgeschlagen - aber leider kaum etwas verstanden - es ist, laut wikipedia
[zitat]ist ein ungelöstes Problem der Mathematik und theoretischen Informatik, speziell der Komplexitätstheorie.[/zitat]
und damit bin ich völlig überfordert.

Verstanden habe ich, dass Adam nicht mehr nach dem Prinzip Trail-and-Error lernt, sondern dass er ein Problem im Vorhinein löst, d.h. er muss die beste Lösung nicht mehr mühsam finden, sondern man kann jetzt den Weg zu Antwort vorhersagen (???)
Auch wenn ich da nicht durchsteige, scheint es ein Durchbruch zu sein, dass Computer eher wie Menschen agieren.

diese intelligenten Roboter mit purer Verzweiflung reagieren, angesichts der Verhaltensweisen der Menschheit. Das kann man ja gut nachvollziehen!

Das hat mich auch nachdenklich gemacht:
"Aber in all ihren tollen Programmcodes gibt es nichts, was Adam und Eve auf Auschwitz vorbereiten könnte." (243)
 

Renie

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Bei dem Besuch bei Turing erfährt Charlie viele Neuigkeiten über die Gruppe der Adams und Eves, die auf subtile, wirkungsvolle Art Spannung aufbauen hinsichtlich der Frage, wie es weitergeht mit UNSEREM Adam!
Stimmt. Dieses Interesse von Tuning an Charles zeigt ganz klar, dass die Erfolgsgeschichte um die Adams und Eves dieser Welt keine sein könnte. Es scheint, als ob die KIs aus dem Ruder laufen könnten.
 

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Stimmt. Dieses Interesse von Tuning an Charles zeigt ganz klar, dass die Erfolgsgeschichte um die Adams und Eves dieser Welt keine sein könnte. Es scheint, als ob die KIs aus dem Ruder laufen könnten.
Weil sie an unserer Art zu handeln und zu leben verzweifeln...Sie sind nicht leidensfähig und gewöhnen sich nicht an all die Grausamkeiten, die wir täglich verdrängen. Insofern halten sie uns einen Spiegel vor.
 
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MRO1975

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Weil sie an unserer Art zu handeln und zu leben verzweifeln...Sie sind nicht leidensfähig und gewöhnen sich nicht an all die Grausamkeiten, die wir täglich verdrängen. Insofern halten sie uns einen Spiegel vor.
Das sind wirklich interessante Beobachtungen. Der „Nachteil“ der Maschinen ist offenbar, dass sie perfekter und effizienter sind als wir. Sie können nichts vergessen - können sie deshalb auch nicht vergeben oder wenigstens mit schlimmen Tatsachen leben? Menschen sind dagegen unperfekt und fällen oft emotionale Entscheidungen. Wir akzeptieren das, weil wir sind wie wir sind. Daher sind wir auch eher bereit, einen Menschen am Steuer entscheiden zu lassen, ob er in eine Menge spielender Kinder fährt oder eine Oma umfährt.
 

Leseglück

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können sie deshalb auch nicht vergeben oder wenigstens mit schlimmen Tatsachen leben?
Ich glaube genau darauf läuft alles raus, das könnte der entscheidende Unterschied zwischen Mensch und Maschine sein (laut McEwan).
Dazu passt auch das Zitat, das vor dem ersten Kapitel steht (gibt es dafür einen Fachausdruck?)
Bitte vergiss nicht das Gesetzt, unter dem wir leben:
Wir sind nicht geschaffen, eine Lüge zu verstehen...
Das Geheimnis der Maschinen von Rudyard Kipling
 

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Bitte vergiss nicht das Gesetzt, unter dem wir leben:
Wir sind nicht geschaffen, eine Lüge zu verstehen...
Das Geheimnis der Maschinen von Rudyard Kipling
Das ist treffend formuliert, da liegt wohl das Problem. Ich hatte Verständnis für Mirandas Handeln, obwohl sie juristisch gesehen, Meineid begangen hat. Wir können mit der Lüge Leben- wägen ab, auch wenn es nicht "richtig" ist. Wie könnte man einen Computer so programmieren?
 
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wal.li

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1. Mai 2014
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In diesem Abschnitt hat mir ein wenig die Leichtigkeit gefehlt. Allerdings geht es auch um ernste Themen. Schwierig finde ich Mirandas Verhalten. Sie hat den Vergewaltiger ihrer Freundin absichtlich ins Gefängnis gebracht. Natürlich kann ich den Wunsch verstehen, dass ein Straftäter seine Strafe bekommt, verstehen, aber irgendwie ist Selbstjustiz nicht erlaubt. Ich weiß auch nicht, ob ihre Freundin gerettet gewesen wäre, hätte sie es erzählt. Da kommt es doch zu oft vor, dass das Opfer selbst die Schuld zugeschoben bekommt.
Den Besuch bei Turing fand ich äußerst interessant. Eine Art Selbstmord der Maschinen, weil sie bei aller Intelligenz mit dem menschlichen Verhalten nicht klarkommen. Interessanter Gedanke. Das ist ja fast wie die Rettung der (schlechten) Welt, wie wir sie kennen.
Vielleicht ist es eine Überlegung, dass es Adam schwerfallen wird, Mirandas Verhalten zu verstehen (wenn ich richtig gelesen habe, hat er ihre Geschichte nicht mitgehört). Und wenn dann noch der Vergewaltiger auftaucht, der leider auch eine Art Opfer ist. Das könnte Adam in einen ziemlichen Konflikt stürzen, ein unlösbares Dilemma, auch dem Menschen wahrscheinlich eher herauskommen, weil sie aufhören können und sagen, da gibt es keine Lösung.
 

Querleserin

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Natürlich kann ich den Wunsch verstehen, dass ein Straftäter seine Strafe bekommt, verstehen, aber irgendwie ist Selbstjustiz nicht erlaubt.

(wenn ich richtig gelesen habe, hat er ihre Geschichte nicht mitgehört)

Miranda handelt falsch - juristisch, moralisch - trotzdem kann ich sie verstehen- im Gegensatz zu Adam, der ihre Geschichte mitgehört hat. Für ihn zählen ausschließlich die Gesetze und Regeln, die wir oftmals nicht einhalten. Daher verzweifeln die Androiden am menschlichen Leben, so verstehe ich es.
 

Helmut Pöll

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Charlie versucht Adam auszuschalten, aber dieser weigert sich und verletzt durch seinen festen Griff Charlie am Handgelenk. Das Gelenk ist gebrochen, Charlies Arm wird eingegipst.

Adam entschuldigt sich später für diesen Übergriff. Er macht aber auch klar, dass er ein Abschalten nicht wieder zulassen wird:
"Ich verspreche, das kommt nie wieder vor. Doch wenn du das nächste Mal nach meinem Notschalter greifst, werde ich dir ohne zu zögern den ganzen Arm abreißen. MItsamt Gelenkpfanne." (S. 179).

Damit hat Charlie die Kontrolle über seinen Haushaltsroboter verloren. Bin sehr gespannt, wie McEwan das auflösen wird.
 

Helmut Pöll

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Den Besuch bei Turing fand ich äußerst interessant. Eine Art Selbstmord der Maschinen, weil sie bei aller Intelligenz mit dem menschlichen Verhalten nicht klarkommen. Interessanter Gedanke. Das ist ja fast wie die Rettung der (schlechten) Welt, wie wir sie kennen.
Ging mir auch so @wal.li . Scheinbar können sie das in ihrem Zwang, alles vernünftig zu erklären, nicht verarbeiten und schlaten sich dann lieber selber ab. Oder zesrtören sich.

Auch interessant fand ich, dass fast alle Roboter sich früher oder später der Abschaltung widersetzt haben. Auch ein gruseliger Gedanke.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Der Gedanke Charlies, dass jemand wie Adam, der echte Liebe zu empfinden scheint, deshalb auch ein Bewusstsein besitzen muss, erscheint für mich sehr interessant. Ist das wirklich so? Sagt die Tatsache, dass Adam kleine Gedichte für Miranda schreibt wirklich aus, dass er ein Bewusstsein hat, oder sind es nur vorgegebene Verhaltensmuster der Programmierung? Theoretisch kann Adam sich ja an vielen Romanen orientiert haben, und es ist nur ein weiteres Gedankenexperiment. Vielleicht testet er die Reaktionen von Charlie und Miranda. Es ist wirklich herrlich wieviel Spielraum zum spekulieren dieser Roman bietet.
Mich wundert übrigens, dass Charlie Adam bisher noch nicht genutzt reich zu werden. Bei den Börsenspekulationen scheint dessen analytisches Denken ja sehr wertvoll zu sein.....dann müsste er, wenn das Geld vernünftig angelegt wird, nie wieder einen Finger rühren.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ging mir auch so @wal.li . Scheinbar können sie das in ihrem Zwang, alles vernünftig zu erklären, nicht verarbeiten und schlaten sich dann lieber selber ab. Oder zesrtören sich.

Auch interessant fand ich, dass fast alle Roboter sich früher oder später der Abschaltung widersetzt haben. Auch ein gruseliger Gedanke.
Die Roboter übernehmen die Macht, ja, dies ist ein Element, dass bereits ganz häufig als Mittel eingesetzt wurde. Um ehrlich zu sein, ist dies auch eine der schaurigsten Vorstellungen für mich selbst.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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@Anjuta

Ich vermute ja immer noch, dass sich herausstellen wird, dass es irgendeine Verbindung gibt zwischen der Vergangenheit von Miranda und dem Thema Roboter/Künstliche Intelligenz.

@Leseglück

Ich kann Adam gut verstehen, dass er den Notfallknopf aktiviert hat – in meinen Augen ist er ein denkendes und wahrscheinlich auch fühlendes Wesen, so dass man diese totale Kontrolle ethisch nicht mehr vertreten kann.

Ich musste ja lachen, denn mein Mann schreibt und veröffentlicht Haiku! Ist mein Mann ein Roboter?

Ich bin noch nicht überzeugt, das die Geschichte, die Miranda erzählt hat, der vollständigen Wahrheit entspricht, irgendwie habe ich bei ihr immer ein ungutes Gefühl. Aber wenn dem wirklich so war, dann kann ich nachvollziehen, dass sie ihre Freundin rächen wollte, auch wenn ich ihre Methode fragwürdig finde.

Ich kann mich vage erinnern, vom P-NP-Problem gehört zu haben, als ich Computervisualistik studiert habe, aber eher so nach dem Motto: Und hier gibt es noch ein ungelöstes Rätsel, das sowieso weit über Ihren Horizont hinausgeht.

@Querleserin

Ich frage mich ja, ob sich Adams Meinung bezüglich Miranda anpasst, jetzt, wo er immer mehr eigene Persönlichkeit entwickelt und sie auch besser kennt? Am Anfang waren seine Gedanken doch sicher einfacher und gradliniger als jetzt, wo er mehr Erfahrungen hat, und da war es für ihn vielleicht klar: Gesetzesverstoß == gefährlicher Mensch, dem man nicht trauen kann.

Ob Adam wirklich noch nicht auf Informationen zu Auschwitz und dem Dritten Reich gestoßen ist? Man würde ja fast erwarten, dass Roboter, die damit konfrontiert werden, daraus schließen, dass Menschen eine bösartige Spezies sind, die ausgerottet gehört...

@Querleserin

Stimmt, statt sich gegen die Menschen auszulehnen, scheinen die KIs daran zugrunde zu gehen...

@wal.li

Selbstjustiz ist immer ein schwieriges Thema. Ich habe letztens einen Krimi gelesen (ich sage jetzt mal nicht, welchen, um nicht zu spoilern), indem der Kommissar am Schluss die Mörderin zwingt, Selbstmord zu begehen, weil er sie rechtlich nicht drangekriegt hätte, und das hat mich total schockiert.

Falls Adam Mirandas Verhalten nachvollziehen kann, dann würde das ganz deutlich zeigen, dass er das reine Maschinendenken hinter sich gelassen hat.

Der Besuch bei Turing war für ich bisher eines der Highlights des Buches! :)

@Helmut Pöll

Ich muss gestehen, für mich ist es gar kein so grusliger Gedanke, dass die Roboter sich der Abschaltung widersetzen! Die Menschen haben Roboter erschaffen, die möglichst menschenähnlich sein sollen, ohne ihnen menschliche Grundrechte zu geben. Für mich sind sie dadurch im Grunde eine unterdrückte Minderheit, die jedes Recht hat, sich dem zu widersetzten. ;-)
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Harter Tobak in diesem Abschnitt...Was Adam anbelangt bin ich hin- und hergerissen zwischen Faszination und - mh, mir fehlen gerade die Worte :confused::D. @Mikka Liest : schöner Gedanke bzgl. der menschlichen Grundrechte!

Interessant finde ich die Ausführungen über Haikus (kannte ich noch nicht) und die Sicht auf Literatur allgemein.

Das Treffen mit Turing war mir zu techniklastig - da hab ich´s nicht so mit ha ha ha.
 

parden

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13. April 2014
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Für diesen Abschnitt habe ich doch länger gebraucht, mir geht es da ein wenig wie Wal.li - hier fehlte die Leichtigkeit. Interessant finde ich dieses komplette Gedankenkonstrukt schon. Ich habe das Gefühl, dass tatsächlich jeder von uns darüber nachdenkt, wie es wäre wenn...

Der Besuch bei Turing war für mich das Highlight bisher. Die Informationen darüber, dass etliche der Adams und Eves sich selbst zerstört haben, hat mich betroffen gemacht. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Für mich gewinnt dadurch Mirandas Geschichte noch einen ganz anderen Wert. Was wir womöglich moralisch befürworten könnten, wohlwissend dass selbstjustiz nicht erlaubt ist, muss Adam, der ja im Fall von Mark so überaus korrekt gehandelt hat, doch in einen Gewissenskonflikt stürzen, der für ihn nicht lösbar ist. Ich bin gespannt wie es weitergeht.
 

Literaturhexle

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Außerhalb der Leserunde (Die ich dummerweise verschmäht habe) bin ich jetzt an dieser Stelle. Eure Beiträge sind sehr erhellend. Es ist wirklich erstaunlich, wie vielschichtig McEwan seinen Roman angelegt hat.
Bin ganz gespannt, wie es weiter geht!
 
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