Rezension Rezension (3/5*) zu Die Kollision von Pauliina Susi.

Anjuta

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8. Januar 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Kollision von Pauliina Susi
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Doch nur ein etwas plumper Thriller

„Die Kollision“ von Pauliina Susi habe ich in einer Leserunde gelesen, da mich die Thematik -Kreuzfahrschiff und Flüchtlingsboot auf gleichem Meer – interessiert und angesprochen hat und da der Roman nicht nur als Thriller, sondern auch als Gesellschaftsroman angekündigt war. Ansonsten bin ich eher keine Thrillerleserin und war gespannt, ob es hier, in dieser Kombination klappen kann.
Worum geht es?
Auf einem Superluxus-Kreuzfahrtschiff sind unter Hunderten von Gästen auch Leia und Ripsa, zwei Schwestern aus Finnland, die nicht nur im Leben unterschiedlicher nicht sein können, sondern die auch für die gemeinsam angetretene Reise auf diesem Kreuzfahrtschiff durch das Mittelmeer absolut divergierende Motive und Gefühle aufbringen. Ripsa, gerade in einer Ehekrise, möchte sich einfach nur für einige Tage in das Luxusleben und die Leichtigkeit des Seins an Bord stürzen und hat ihre Schwester Leia, eine Sozialwissenschaftlerin mit sozialem Gewissen und sowohl privat als auch beruflich eher erfolglosem Lebens, überredet mitzukommen, obwohl diese nur mit einer ganzen Horde von Ressentiments und Ängsten beladen eine solche Reise antreten kann.
Und so nehmen denn auch im ersten Teil des Buches die Diskussionen und inneren und äußeren Auseinandersetzungen rund um das Thema Reisen auf einem Kreuzfahrtschiff sowie Darstellungen über Ambiente und Publikum dieser Reise einen großen Raum ein. Daneben tauchen vermehrt Hinweise und Andeutungen dazu auf, dass irgendjemand etwas mit diesen beiden Frauen auf diesem Kreuzfahrtschiff plant. Marina und Timo, zwei Mitreisende, die ebenfalls aus Finnland stammen, werden als sehr undurchsichtige und geheimnisumwobene Personen, die unangemessen stark die Nähe von Leia und Ripsa suchen, immer verdächtiger. Aber was steckt dahinter?
Etwa in der Mitte des Buches bricht Ripsa die Reise ab und fliegt heim zu ihrem vorgeblich nach Versöhnung suchenden Ehemann und lässt Leia auf dem Schiff allein bzw. in den Fängen von Marina und Timo.
In einigen kurzen Zwischenkapiteln wird darüber hinaus die Situation einer syrischen Familie mit der Tochter Amira auf einem von kriminellen Schleppern gelenkten Flüchtlingsboots geschildert. Die Situation wird als absolut lebensbedrohlich und gewalttätig beschrieben.
Im zweiten Teil des Romans tritt dann die Auseinandersetzung mit den zwei durchaus interessanten Situationen in den Hintergrund und der Thriller tritt in den Vordergrund. In ihm geht es darum, dass Kreuzfahrtschiff und Flüchtlingsboot mit einem ganz speziellen, terroristischen Zweck aufeinander zu gesteuert werden und wie Leia in diesen Plan mit einbezogen wird.
Dieser zweite Teil hat mich eher gelangweilt, da ich generell für eine solchen Thrillerhandlung nur wenig Interesse aufbringen kann. Aber ich habe darüber hinaus die Befürchtung, dass auch echte Thrillerliebhaber eher enttäuscht sein dürften, denn die personellen Zusammenhänge (wer mit wem und warum) wirken hier doch eher konstruiert und sind mit ungenügender Glaubwürdigkeit der Handlung versehen.
Und so ist mein Fazit: Guter Start und starkes Abflachen zum Ende hin. Irgendwie erscheint mir der Roman wie eine verpasste Chance.
Für mich werden das deshalb nur dünne 3 Sterne.


von: Michael Ondaatje
von: Tommi Kinnunen
von: Takis Würger