Alle sind sie untereinander und schicksalhaft mit dem ehemals roten Wedding verbunden, diesem ärmlichen Stadtteil in Berlin. Mit dem heruntergekommenen Haus dort in der Utrechter Straße. Leo, der nach 70 Jahren aus Israel nach Deutschland zurückkehrt, obwohl er das eigentlich nie wollte. Seine Enkelin Nira, die Amir liebt, der in Berlin einen Falafel-Imbiss eröffnet hat. Laila, die gar nicht weiß, dass ihre Sinti-Familie hier einst gewohnt hat. Und schließlich die alte Gertrud, die Leo und seinen Freund Manfred 1944 in ihrem Versteck auf dem Dachboden entdeckt, aber nicht verraten hat. Regina Scheer, die großartige Erzählerin deutscher Geschichte, hat die Leben ihrer Protagonisten zu einem literarischen Epos verwoben voller Wahrhaftigkeit und menschlicher Wärme. Kaufen
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Gott wohnt im Wedding von Regina Scheer
In diesem Roman erfahren wir, wie es einigen Menschen über Jahrzehnte in einem Haus an der Utrechter Straße des Berliner Stadtteils Wedding ergangen ist.
Leo Lehmann suchte zur Zeit des Krieges häufiger Unterschlupf dort. Er und sein Freund Manfred Neumann sind jüdischer Herkunft, sie mussten sich häufig verstecken. Gertrud Romberg, die mit beiden eng befreundet war, wohnte damals bereits in dem Haus und half den beiden oft, vor allem da sie für Manfred mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegte.
Manfred hat es nicht geschafft damals, aber Leo konnte viele schöne Jahre in einem Kibbuz verbringen, wo er seine Frau Edith kennenlernte. Nun ist er wegen eines Rechtsstreits wieder in Berlin, gemeinsam mit seiner Enkelin will er die alten Orte besuchen, und dazu gehört auch das mittlerweile alte Haus. Wer weiß, vielleicht führt sein Weg ihn ja auch zu Gertrud?
Laila, entstammt einer Sintifamilie, sie hat eine kleine Wohnung im Haus. Ihr ist klar, dass sie bald ausziehen muss, wie alle anderen auch. Das Haus soll verkauft werden, keiner weiß mehr woran er ist, die Wohnungsgesellschaft scheint aus unseriösen Leuten zu bestehen. Viele Sinti und Roma wohnen hier, haben kaum eine Perspektive, können sich so eben die geringe Miete in dem baufälligen Haus leisten. Laila hat studiert, eine Seltenheit mit ihrem familiären Hintergrund, sie versucht vielen Familien dort zu helfen, sie weiß, dass es nicht leicht ist, wenn man mit Vorurteilen zu kämpfen hat und wenig Geld hat.
Gertrud ist nun schon ihr Leben lang in dem Haus und merkt, dass ihr Ende bald da ist. Sie trauert immer noch ihrer Jugendliebe Manfred hinterher. Im Haus wird sie oft von den Sintifrauen besucht, auch Laila ist ein häufiger Gast in ihrer Wohnung, alle versuchen der alten Frau zu helfen. Gertrud selbst hilft, indem sie zuhört und einfach da ist.
Die Idee anhand der Geschichte eines Hauses die Schicksale mehrerer Menschen über fast 1 Jahrhundert lang zu erzählen, hat mir gut gefallen. Die Probleme und auch die Sorgen und Ängste werden deutlich. Doch nach kurzer Zeit wurde es mir stellenweise etwas zu viel. Ich hätte mir eher gewünscht, dass die Autorin sich auf wenige Schicksale konzentriert und diese dann detailliert erzählt. Hier spielten bei den Hauptcharaktere noch viele weitere Personen hinein, die ihre eigenen Probleme mitbrachten. Weniger wäre da in meinen Augen mehr gewesen.
Alles in allem hat mir der Roman durchaus gefallen. Die Idee, das Haus seine Eindrücke erzählen zu lassen, hat mir gut gefallen. Die Thematik hinter allem und die Botschaft,die mir der Roman vermittelt hat, macht es lesenswert.
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