Ich bin hin- und hergerissen. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass mich so unschlüssig zurück lässt. Hier haben sich tatsächlich Faszination und Langeweile abgewechselt. Die Schaffensphase eines Romanes und ein Schriftstellerleben in Worte zu fassen, sprich einen Text daraus zu machen, ist zu wenig für einen Roman. Molina peppt das Ganze jedoch um die Geschichte um den Attentäter von Martin Luther King auf. Diese Geschichte ist hochinteressant und wird durch die Erzählperspektive sehr besonders. Aber auch hier wäre weniger mehr gewesen. Denn insgesamt hat der Roman seine Längen, die auch durch stellenweise Endlos-Aneinanderreihungen noch länger erscheinen lassen.
Dann habe ich diesen Roman als "Matroschka"-Roman empfunden (ein neues Genre
). Ich habe ein Buch ("Schwindende Schatten") über ein Buch ("Ein Winter in Lissabon") gelesen. Dann habe ich ein Buch ("Schwindende Schatten") über ein Buch ("Schwindende Schatten" -Entstehung), über ein Buch (Rays Geschichte), in dem der Protagonist (Ray) ein Buch (im Gefängnis) schreibt, gelesen. Und ich bin sicher, dass ich irgendein Buch vergessen habe.
Was den Sprachstil angeht: Irgendwo, zwischen Endlos-Aneinander-Reihungen, Schachtelsätzen und überbordender Detailverliebtheit, blitzte immer mal das schriftstellerische Können von Molina durch. Es gab tatsächlich Sätze, die mich haben innehalten lassen. Daher werde ich noch mehr von ihm lesen. Am Ende des Buches werden 2-3 weitere Romane von ihm vorgestellt, die mich interessieren. Aber alles zu seiner Zeit.
@ulrikerabe @Anjuta Ihr seid doch auch schon durch. Wie ist es Euch mit dem Roman ergangen?