Rezension Rezension (4/5*) zu Ein perfider Plan: Hawthorne ermittelt von Anthony Horowitz.

ElisabethBulitta

Bekanntes Mitglied
8. November 2018
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Eine Hommage an Sherlock Holmes und Dr. Watson


Zum ersten Mal ermitteln Daniel Hawthorne und Anthony Horowitz zusammen in „Ein perfider Plan“. Dieser 363-seitige Kriminalroman ist im März 2019 im Insel Verlag erschienen.
Eine wohlhabende Witwe, Diana Cowper, betritt ein Bestattungsinstitut, um die Modalitäten für ihre eigene Beerdigung zu treffen. Sechs Stunden später ist sie tot – erdrosselt. Die Polizei zieht bei ihren Ermittlungen den Ex-Polizisten Hawthorne hinzu. Dieser wird begleitet von Anthony Horowitz, der gerade ein Buch über den Polizeiberater schreibt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche, was Horowitz fast zum Verhängnis wird.
Die Perspektive, aus der das Buch geschrieben ist, ist ohne Frage interessant: Ein Schriftsteller schreibt ein True Crime-Buch über einen Kriminalfall, die Leserinnen und Leser begleiten ihn dabei sowohl während der Recherche als auch des Schreibprozesses. Man erlebt das Entstehen des Buches sozusagen mit.
Dabei liegen Vergleiche mit Horowitz‘ großem Vorbild, Sherlock Holmes, förmlich auf der Hand. Hawthorne brilliert immer wieder mit logischen Schlussfolgerungen, die andere ins Staunen versetzen, und gleich zu Beginn ist man von ihnen fasziniert, wenn der ehemalige Ermittler z.B., Holmes gleich, aus dem Anblick seines Gegenübers, Anthony Horowitz, Details aus dessen Leben zutage fördert. Auch seine Probleme im Umgang mit seinen Mitmenschen und seine Unnahbarkeit lassen ihn dem Original sehr nahe kommen. Der Autor selbst übernimmt die Rolle Watsons, wenn er bspw. am Ende resümiert: „… de facto könnte man sagen, in meinem Notizbuch fanden sich mindestens fünfundsiebzig Prozent der wichtigsten Hinweise. Nur ihre Bedeutung hatte ich nicht erkannt.“ Obwohl er mit denselben Hinweisen konfrontiert wird wie Hawthorne, hinkt er diesem immer mehrere Schritte hinterher.
Der Fall der toten Witwe kommt unblutig daher, immer neu hinzutretende Motive und Verdächtige laden die Lesenden ein, sich an der Suche nach dem Täter zu beteiligen und erhalten den Spannungslevel aufrecht. Nach einem etwas langatmigen Mittelteil, bei dem ich zeitweise den Eindruck hatte, Horowitz wolle sich einfach nur selbst hofieren, wird der Fall logisch und, zumindest für mich, überraschend aufgeklärt.
Der Roman ist zudem amüsant zu lesen, wenn z.B. die „zur Farce verkommene Trauerfeier“ geschildert wird. Die Sprache an sich mutet eher etwas altmodisch an, ist aber schnörkellos und leicht zu lesen. Die Ich-Perspektive und detaillierte Beschreibungen sowohl der Charaktere als auch der Schauplätze lassen die Leser/innen hautnah am Geschehen beteiligt sein.
Das Cover kommt schlicht und antiquiert daher, erinnert an klassische englische Krimis und bildet mit dem Inhalt ein harmonisches Ganzes. Leider wollte sich mir der Sinn des Titels in der deutschen Übersetzung nicht erschließen, zeugt das Verbrechen an sich doch kaum von einem „Plan“, erst recht nicht von einem „perfiden“. Hier hätten die Herausgeber/innen einen angemesseneren wählen können.
Insgesamt legt Horowitz hier einen ansprechenden Reihenauftakt vorhin, der mich in seinem Mittelteil wegen der oben genannten Punkte nicht vollends überzeugen konnte, der es aber dennoch wert ist, gelesen zu werden. Von mir gibt es daher dreieinhalb Lesesterne von fünf.



 
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