Rezension Rezension (5/5*) zu Kleine Stadt der großen Träume: Roman von Fredrik Backman.

Jo Möhler

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25. Februar 2016
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Nürnberg
Buchinformationen und Rezensionen zu Kleine Stadt der großen Träume: Roman von Fredrik Backman
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Bewegender Roman über eine vergessene Stadt

„Kleine Stadt der großen Träume" ist der erste Teil einer Serie von Fredrik Backman, dem Erfolgsautor von „Ein Mann namens Ove“. Im schwedischen Original heißt das Buch "Björnstad", was definitiv weniger kitschig als die deutsche Übersetzung ist. Aber das tut dem Buch keinen Abbruch.

In Björnstadt ist nicht mehr viel los. Die fiktive Kleinstadt, irgendwo in den tiefen Wäldern Mittel- oder Nordschwedens gelegen, ist dem Untergang geweiht. Die Menschen ziehen weg. Die Fabriken verschwinden. Der Winter hat die Stadt über viele Monate hinweg eisig im Griff.

Björn ist das schwedische Wort für "Bär". Und das sind die Menschen aus Björnstadt: Bären. Sie kämpfen und geben nicht auf. Vor vielen Jahren ist das Hockeyteam ihrer Stadt Zweiter im ganzen Land geworden. Peter Andersson war ein Teil dieses Teams. Jetzt ist er als Sportchef des Hockeyclubs zurückgekehrt. Und das Juniorenteam ist gerade auf dem besten Weg, ein neues Wunder zu schreiben. Sie stehen im Halbfinale. Noch zwei Spiele bis zu einer rosigen Zukunft. Bis Björnstad wieder registriert wird, bis die Kommune das geplante Hockey-Gymnasium in der Kleinstadt baut, bis man wieder selbstbewusst sagen kann, dass man aus Björnstadt kommt.
Nur noch zwei Spiele.
Alles und jeder fiebert darauf hin. Die Zukunft der Stadt liegt in den Händen des Teams aus Jugendlichen und Halbstarken, aus Träumern und Hoffenden, aus Kämpfern und Angebern.
Und dann geschieht, was nicht geschehen darf. Einer der Stars aus dem Team wird zum Täter, ein junges Mädchen zum Opfer.
Die Zukunft der Stadt steht auf dem Spiel. Da wägt jeder ab, was es zu prioritieren gilt und wo Schuld zu suchen ist...

Der Erzähler widmet sich den Bewohnern der Kleinstadt mit viel Empathie. Auch die unsympathischen, egoistischen, kaltherzigen lässt er zu Wort kommen. Das macht es dem Leser nicht immer einfach. Denn auch wenn man diese Menschen nach wie vor nicht mag, zeigt es doch, dass jedes Handeln menschlich ist und jeder irgendwelche Beweggründe hat für das, was er tut und denkt. Es wird einem nicht so einfach gemacht, eine Figur simpel und undifferenziert in die gute oder böse Ecke zu stellen.

Nicht nur bei den Figuren ist es so: Der Roman zeigt die faszinierenden und tollen Seiten des Eishockey auf – und die zerstörerischen. Björnstad erscheint als miefiges Kaff – das dennoch (zumindest in Teilen) viel Herz hat. Dass die Eltern ihre Eishockey spielenden Kinder mit Leib und Seele unterstützen, wird als wundervolle Geste dargestellt – und als blinder Egoismus.
So kommt ein differenzierter und vielschichtiger Roman heraus, der oft sehr ernst, immer wieder traurig, aber oft auch komisch ist. Es ist ein Roman über Eishockey, der weit mehr erzählt als nur eine Eishockey-Geschichte. Er handelt von kleinen Städten in strukturschwachen Gegenden. Von Jugend und Pubertät und all den Kämpfen, Hoffnungen, Träumen und Rückschlägen, die man als Jugendlicher in dieser Zeit durchlebt. Von Erziehung, Freundschaft, Verantwortung und Schuld. Er ist eine Geschichte über das Schweigen und den Wert von Kommunikation. Letztendlich ist er damit ein Roman über die Gesellschaft und über die Art und Weise, wie wir zusammenleben (wollen).

Ein besonderes Buch, das wir daher ganz besonders empfehlen!

Die ganze Rezension kannst du auch auf elchkuss.de/bjoernstad-roman-ueber-eine-vergessene-stadt/ nachlesen.