Rezension Rezension (4/5*) zu Der leuchtend blaue Faden von Anne Tyler.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
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Familienbande

In diesem nicht chronologisch aufgebauten Roman von Frau Anne Tyler geht es um die Familie Whitshank aus Baltimore in Maryland. Die Eltern Abby und Red Whitshank bilden hier das Zentrum in der Familie. Dazu kommen dann noch die Kinder Amanda, Jeannie, Dennis und Douglas (Stem) samt ihren Angetrauten und Kindern. Ebenfalls mit einbezogen werden Reds Eltern Jurvis Roy (Junior) und seine Frau Linnie Mae und Reds Schwester Merrick. Das wären soweit die Hauptcharaktere der Familie Whitshank in diesem Roman. Tja, um was geht es hier in diesem Buch. Um nichts Aufregendes oder Spektakuläres. Es geht um das alltägliche Leben der Menschen, ihre alltäglichen Sorgen und Nöte eben. Es geht ums Altwerden und was das mit den Menschen macht, es geht um die Liebe zwischen den Menschen, ganz besonders bei den verheirateten Exemplaren und die Veränderung dieser Empfindung über die Jahre und ebenso geht es auch um Probleme zwischen den Ehepartnern, es geht um Probleme zwischen Eltern und Kindern, es geht um die positiven und negativen Seiten der Empathie, es geht um Geschwisterrivalität und Geschwistermachtkämpfe, es geht auch um die Abgrenzung von Personen innerhalb der Familie, es geht um die Geltungssucht des Menschen und ihre Auswirkungen auf nahestehende Personen, es geht um die Durchsetzungskraft des Menschen, es geht um das Kinderaufziehen und um das Kindererziehen, es geht um die Demenz und deren Auswirkungen auf den Betroffenen und das Umfeld (absolut wunderbar und sehr einfühlsam beschrieben), es geht ums Sterben und das darauffolgende Alleinsein für den Überlebenden. Es geht um die ganzen interfamiliären Beziehungen, wie bereichernd, aber auch anstrengend Familie sein kann. Dabei versucht die Autorin die Charaktere immer aus verschiedenen Sichten heraus und auch zu verschiedenen Thematiken zu beleuchten und schafft so bei mir öfters mal einen Meinungswechsel ihren Charakteren gegenüber, genau dies hat sie bei diesem Roman ganz besonders schön und überaus interessant hinbekommen, wie ich meine.


Und das von einer Autorin, die Menschen und ihre Beziehungen außergewöhnlich gut beobachten und erfassen, aber auch wiedergeben kann. Und das mit diesem ganz gewissen Sarkasmus, der dich schmunzeln lässt, der dir aber manchmal auch das Schmunzeln erstarren lässt. Und das Ganze geschieht über sehr komplexe Charakterzeichnungen, die auch überaus authentisch daherkommen. Ich liebe ihren Schreibstil! Ein schöner Stil mit genau dem richtigen Lesesog. Dies war das zweite Buch von ihr, welches ich gelesen habe, wird aber ganz gewiss nicht das Letzte gewesen sein.