Rezension Rezension (5/5*) zu Lügenmeer: Roman von Susanne Kliem.

Ilary

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25. April 2019
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Buchinformationen und Rezensionen zu Lügenmeer: Roman von Susanne Kliem
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Hoch spannend, intensiv, dramatisch und packend

Der 24. Oktober 1998 ist der schicksalhafte Tag um den sich alles dreht. Eine Clique Jugendlicher wollte am Abend den 18. Geburtstag von Svenja im Schwimmbad feiern, obwohl sie aufgrund vorheriger Vorkommnisse Hausverbot hatten. Die Fete endete mit Millas Todessprung vom Turm. Die Aussagen zu dem Unglück sind zum Teil sehr wage, weil die Clique alkoholisiert und vom Chlorgas beeinträchtigt war. Einzig Enno macht eine klare Aussage und benennt Magnus als Schuldigen.

Im Jahr 2018 kommt Magnus nach 19 Jahren als Rechtsanwalt zurück nach Schwanbek, um eine Kanzlei zu eröffnen. Er wird sofort angefeindet als Mörder von Milla. Der frühere Hausmeister des Hallenbades, Lütjes will ihm sein Boot nicht verkaufen, obwohl er das Geld dringend benötigt und die Buchhändlerin Mechthild Wagemann sagt ihm klipp und klar, daß er an der alten Sache nicht rühren soll. Aber Magnus weiß, daß er unschuldig ist und will die Vorgänge nochmals aufarbeiten, deshalb bittet er seine alten Freunde einzeln, den Ablauf des Abends aus der jeweiligen Sicht, mit ihm gemeinsam zu rekonstruieren. So kommen im weiteren Verlauf seine frühere enge Freundin Svenja, ihr Ehemann Enno und Annik zu Wort. Enno hat vor Gericht als entscheidender Zeuge gegen Magnus ausgesagt.

In einem weiteren Strang wird die Geschichte Millas hoch spannend und dramatisch erzählt. Es beginnt 15 Tage vor dem Sprung bis hin zum Moment des Sprungs.

Was dabei herauskommt, ist eine psychologisch packende, bedrückende und fesselnde Geschichte mit sehr vielen Lügen und Geheimnissen, die nach und nach ans Licht kommen.

Ich kenne bereits alle anderen Bücher der Autorin und auch dieses hat mich sofort wieder in den Bann gezogen. Der Schreibstil ist eindringlich und aufgrund der Spannung habe ich das Buch in einem Rutsch gelesen. Was mir besonders gut gefällt, man kann mitfiebern und miträtseln bis zum Ende und wird doch noch überrascht.

Die einzelnen Figuren mit ihren Charakteren fand ich sehr gut ausgearbeitet. Milla, die Pfarrerstochter, die sich gerne in den Vordergrund spielte und die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich gezogen hat. Magnus, der seine Ausbildung in der Werft und damit seinen Traumberuf aufgrund des Unglücks aufgeben musste und jetzt unbedingt seine Unschuld beweisen will. Svenja, die gerne die Fäden in der Hand hielt und hält. Sie tendiert zum Dreiergespann. Früher gab es eine magische Dreierbeziehung Magnus, Svenja und Milla und aktuell manipuliert und unterstützt sie alles dafür, daß es eine Freundschaft Magnus, Svenja und Annik geben wird. Außerdem kümmert sie sich intensiv um ihren kranken Vater. Er möchte aber lieber eine polnische Pflegerin, warum wohl? Hier fragt man sich als Leser, kann es so einen selbstlosen Menschen wie Svenja wirklich geben, der sich ständig um andere sorgt und keine eigenen Bedürfnisse hat? Enno, der eifersüchtige Ehemann, der womöglich mit seiner Falschaussage einen Konkurrenten aus dem Weg geräumt hat und jetzt jedem Gespräch mit Magnus aus dem Weg geht. Annik ist nach ihrer Scheidung zurück im Ort und renoviert die Buchhandlung ihrer Tante Mechthild und entdeckt ihre Sympathie für Magnus. Tante Mechthild und Svenjas Mutter waren Freundinnen und hier erfahren wir von Geheimnissen in der Kindheit von Svenja.

Aufgrund der detaillierten Beschreibungen hatte ich Bilder vor Augen und damit konnte ein echtes Kopfkino ablaufen. Nicht nur die Personen hatte ich bildlich vor mir, sondern speziell das marode, verfallene Hallenbad.

Ein Highlight und von mir eine absolute Leseempfehlung