Sechster Teil: Wieder in Christminster

Literaturhexle

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2. April 2017
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Hier diskutieren wir den sechsten Teil des Romans: "Wieder in Christminster", Kapitel 1 - 11.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Was soll man zu diesem Ende sagen? Ich bin geschockt!

Die tragische Rolle von little Jude habe ich nicht ansatzweise vorhergesehen. Erst als er dieses unrühmliche Gespräch mit Sue am Abend vorher führte, schwante mir Schlimmes. Aber dass er nicht nur sich selbst, sondern auch die beiden Mädchen töten würde.... Das ist zu grausam und am liebsten hätte ich das Buch an dieser Stelle für immer zu gemacht.

Aber das war ja noch nicht alles! Sue muss ob des Verlusts den Verstand verloren haben. Sie sieht die Schuld bei sich bzw. an ihrer „unmoralischen“ Beziehung mit Jude. Aber dass sie dann Richard noch einmal heiratet, um Buße zu tun und Jude noch einmal in die Fänge von Arabella gelangt - das war mir dann doch zu viel.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Für Sätze wie diesen LIEBE ich die Literatur und dieses Buch:

[zitat]Nicht weit gegenüber warfen die Außenmauern des Sarcophagus College - schweigend, schwarz und fensterlos - ihre vier Jahrhunderte Düsternis, Heuchelei und Verfall in das kleine, von ihr gemietete Zimmer, hielten nachts das Mondlicht ab und tagsüber die Sonnenstrahlen.[/zitat]

Allein der Name des College drückt meiner Meinung nach viel über die Haltung und Einstellung Hardy´s gegenüber der Kirche aus. Und die Abneigung von Vermietern gegenüber Familien mit Kindern erlebt man heutzutage (leider) immer noch - erschreckend, dass sich da in fast 2 Jahrhunderten nicht wesentlich was verändert hat...
 

Tiram

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Die tragische Rolle von little Jude habe ich nicht ansatzweise vorhergesehen. Erst als er dieses unrühmliche Gespräch mit Sue am Abend vorher führte, schwante mir Schlimmes. Aber dass er nicht nur sich selbst, sondern auch die beiden Mädchen töten würde....

Ich kannte ja vor dem Buch den Film und war an genau dieser Stelle so erschrocken. Das war schon heftig.

Allein der Name des College drückt meiner Meinung nach viel über die Haltung und Einstellung Hardy´s gegenüber der Kirche aus.

Spätestens hier kann man sich dann denken, warum das Buch damals nicht ankam.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Was soll man zu diesem Ende sagen? Ich bin geschockt!

Die tragische Rolle von little Jude habe ich nicht ansatzweise vorhergesehen. Erst als er dieses unrühmliche Gespräch mit Sue am Abend vorher führte, schwante mir Schlimmes. Aber dass er nicht nur sich selbst, sondern auch die beiden Mädchen töten würde.... Das ist zu grausam und am liebsten hätte ich das Buch an dieser Stelle für immer zu gemacht.
:eek: Was für eine Dramatik im letzten Teil. Hätte ab der Stelle des Todes der drei Kinder bis zur Totgeburt fast geweint, weil es so traurig war. Wenn ich mir vorstelle, eines meiner Kinder würde...Nein, weiter denke ich nicht.
Mal sehen, was jetzt auf den letzten gut 100 Seiten noch passiert...
 

MRO1975

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11. August 2018
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:eek: Was für eine Dramatik im letzten Teil. Hätte ab der Stelle des Todes der drei Kinder bis zur Totgeburt fast geweint, weil es so traurig war. Wenn ich mir vorstelle, eines meiner Kinder würde...Nein, weiter denke ich nicht.
Mal sehen, was jetzt auf den letzten gut 100 Seiten noch passiert...
Ich mag hier nicht mal „gefällt mir“ drücken, weil man das falsch verstehen könnte. Aber ich war genauso von den Socken wie du.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Mein Gott, was für ein trauriges Ende...Nicht nur bezogen auf das Buch, sondern auch auf Jude :(. Das hat er nicht verdient - schon gar nicht diese fingierte Hochzeit mit Arabella und seinen einsamen Tod. Selbst da zeigt sich Arabella von ihrer schlechtesten Seite und vergnügt sich lieber beim Bootsrennen...
Und Sue - tja, da fällt mir nix mehr ein :confused::D.

Ein großartiges Werk - ich weiß gar nicht, ob man dem mit einer (Amateur-)Rezension gerecht werden kann. Ich schreib trotzdem eine - wie die Leber wächst man schließlich mit seinen (selbst auferlegten) Aufgaben :D:D:D.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Aber das war ja noch nicht alles! Sue muss ob des Verlusts den Verstand verloren haben. Sie sieht die Schuld bei sich bzw. an ihrer „unmoralischen“ Beziehung mit Jude. Aber dass sie dann Richard noch einmal heiratet, um Buße zu tun und Jude noch einmal in die Fänge von Arabella gelangt - das war mir dann doch zu viel.
Drama pur!
Bei jedem anderen Buch würde ich womöglich abwinken wegen zuviel des guten... Aber hier ist es irgendwie stimmig: dieser depressive, hoffnungslose Grundton mäandert schließlich durch das gesamte Werk, so dass sich mit den dramatischen Ereignissen gegen Ende eigentlich nur der Bogen schließt.

Ich sehe sehr viel Gesellschaftskritik. Erstaunlich wie gründlich er die Institution der Ehe seziert. An einer Stelle sagt Jude selbst: Wir sind der Zeit 50 Jahre voraus. Nun ja, es waren wohl ein paar mehr, aber heute werden andere Lebensmodelle als gleichwertig akzeptiert. Auch in Sachen Bildung für alle hat sich viel getan.

Die Tragik war natürlich schon krass. Die Rollen gut und böse klar verteilt. Jeder bleibt sich treu. Ich habe länger für den Roman gebraucht wegen der anderen Leserunden, freue mich aber, diesen Autor kennengelernt zu haben.
 
G

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Die tragische Rolle von little Jude habe ich nicht ansatzweise vorhergesehen. Erst als er dieses unrühmliche Gespräch mit Sue am Abend vorher führte, schwante mir Schlimmes. Aber dass er nicht nur sich selbst, sondern auch die beiden Mädchen töten würde.... Das ist zu grausam und am liebsten hätte ich das Buch an dieser Stelle für immer zu gemacht.

Nach den ersten beiden Kapiteln bin ich geschockt. Habe bisher auch den Film nicht gesehen und definitiv nicht mit so etwas gerechnet. Eine Mutter die ihre Kinder auf so eine schreckliche Art verliert, kann einem nur wahnsinnig leid tun. Auch der Vater ist nur zu bedauern. Und ich bekomme Angst vor den weiteren Kapiteln. Es kann nur noch schrecklicher werden.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Drama pur!
Bei jedem anderen Buch würde ich womöglich abwinken wegen zuviel des guten... Aber hier ist es irgendwie stimmig: dieser depressive, hoffnungslose Grundton mäandert schließlich durch das gesamte Werk, so dass sich mit den dramatischen Ereignissen gegen Ende eigentlich nur der Bogen schließt.

Jaaa, Drama pur! Aber auch in meinen Augen nicht Zuviel. Ein anderes Ende wäre in meinen Augen unglaubwürdig gewesen. Und auch wenn es Drama war, es wäre auch durchaus noch mehr drin gewesen, in der Zeit in der es geschrieben wurde gab es ja durchaus noch überaus dramatischeres.
 
G

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Für Sätze wie diesen LIEBE ich die Literatur und dieses Buch:

[zitat]Nicht weit gegenüber warfen die Außenmauern des Sarcophagus College - schweigend, schwarz und fensterlos - ihre vier Jahrhunderte Düsternis, Heuchelei und Verfall in das kleine, von ihr gemietete Zimmer, hielten nachts das Mondlicht ab und tagsüber die Sonnenstrahlen.[/zitat]

Allein der Name des College drückt meiner Meinung nach viel über die Haltung und Einstellung Hardy´s gegenüber der Kirche aus. Und die Abneigung von Vermietern gegenüber Familien mit Kindern erlebt man heutzutage (leider) immer noch - erschreckend, dass sich da in fast 2 Jahrhunderten nicht wesentlich was verändert hat...

Jaaa, man versteht bei der Lektüre dieses Buches durchaus, warum sich Hardy hier viel Ärger eingehandelt hat. Aber der Ärger kam garantiert nicht nur weil man sich angegriffen fühlte, sondern meiner Meinung nach auch weil er Recht hatte und dies von den angegriffenen Parteien auch so verstanden wurde.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Mein Gott, was für ein trauriges Ende...Nicht nur bezogen auf das Buch, sondern auch auf Jude :(. Das hat er nicht verdient - schon gar nicht diese fingierte Hochzeit mit Arabella und seinen einsamen Tod. Selbst da zeigt sich Arabella von ihrer schlechtesten Seite und vergnügt sich lieber beim Bootsrennen...
Und Sue - tja, da fällt mir nix mehr ein :confused::D.
Jaa, bei Sue fällt mir auch nichts ein! :confused::confused::( Zu Arabella, nun ja, mich hat es nicht gewundert, passt zu ihrem Charakter. Aber Sue und Jude können einem nur leid tun. Wie viele Sues und Judes es wohl wirklich gab?
 
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Ich sehe sehr viel Gesellschaftskritik. Erstaunlich wie gründlich er die Institution der Ehe seziert. An einer Stelle sagt Jude selbst: Wir sind der Zeit 50 Jahre voraus. Nun ja, es waren wohl ein paar mehr, aber heute werden andere Lebensmodelle als gleichwertig akzeptiert. Auch in Sachen Bildung für alle hat sich viel getan.
Das Buch quillt förmlich über vor Gesellschaftskritik und genau deshalb ist es auch in meinen Augen ein 5-Punkte-Buch. Es erforderte sicher sehr viel Mut es zu schreiben. Denn der Autor wird sich sicher gedacht haben was passieren könnte und hat es trotzdem geschrieben. Chapeau dafür!!!
 
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