Polen im Zweiten Weltkrieg: Der kleine Pawel wächst wohlbehütet in einem bürgerlichen Warschauer Haushalt auf. Doch als der Krieg kommt und sein Vater sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagiert, ändert sich alles. Die Familie lebt in ständiger Gefahr. Eines Nachts bringt der Vater einen verwundeten englischen Kampfpiloten mit nach Hause, um ihn in Würde sterben zu lassen, und löst damit eine Kette folgenschwerer Ereignisse aus ...
England, viele Jahre später: Pawel führt in England ein Leben als freier Künstler. Tief in sich trägt er die Erinnerung an die Erlebnisse seiner Kindheit – daran, wie er mit seiner Mutter in den Wald fliehen musste und dort Monate verbrachte, jenseits von allem, was er kannte, allein inmitten der Natur. Die Geschehnisse dieser Zeit haben beide ganz unterschiedlich geprägt und für immer aneinander gebunden; doch in der Gegenwart stellen sich Mutter und Sohn Hindernisse in den Weg, die es ihnen schwer machen, wieder zueinander zu finden ...Kaufen
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Da ich demnächst in einer Leserunde Nell Leyshon´s Roman „Die Farbe von Milch“ lese, fand ich es sehr passend, dass sich mir die Gelegenheit bot, vorher „Der Wald“ zu lesen.
Nun (um es vorweg zu nehmen): so ganz abgeholt hat mich „Der Wald“ nicht.
Das liegt nicht mal an der teils berührenden und epischen bzw. poetischen, dann wieder barschen Sprache – nein, da hat Nell Leyshon ein feines Gespür für die jeweilige Situation entwickelt und ihre Protagonist*innen entsprechend sprechen lassen und die vorherrschenden Örtlichkeiten sehr bild- und glaubhaft beschrieben.
Was mich genervt hat, waren die Klischees, die Frau Leyshon angewandt hat und ihre Figuren (insbesondere die von Pawel/ Paul) von Beginn an „durchsichtig“ waren, was ihre „Persönlichkeitsentwicklung“ anbelangt. Pawel wird von Anfang an als regelrechter Stofffetischist dargestellt, der ständig mit den Händen über die Kleider seiner Mutter oder ein mit Satin bezogenes Kissen streift. Und – oh Wunder – im dritten Abschnitt des Buches wird er der Leserschaft als schwuler Designer präsentiert.
Außerdem fehlten mir einige erklärende Hinweise, die die jeweiligen Abschnitte verbunden hätten. Der erste Teil spielt in einer polnischen Stadt, im zweiten Teil sind Pawel und seine Mutter schon im titelgebenden Wald. Man erfährt allerdings weder wo dieser Wald ist, noch wie sie dahin- geschweige denn weggekommen sind, um in den dritten Teil (England) überzuleiten. Alles bleibt schemenhaft oder wird gar nicht näher erläutert. Das Ganze macht auf mich einen etwas abgehackten Eindruck; hier wäre „mehr“ dem Wortsinn nach definitiv mehr gewesen.
Und so muss ich (leider) sagen, hat mich „Der Wald“ (wie schon angedeutet) nicht komplett begeistern können und vergebe 3,5*.
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