Rezension Rezension (3/5*) zu Der Wald: Roman von Nell Leyshon.

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Wald: Roman von Nell Leyshon
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Poetisch formuliert, klischeebehaftete Figuren und zu abgehackt

Da ich demnächst in einer Leserunde Nell Leyshon´s Roman „Die Farbe von Milch“ lese, fand ich es sehr passend, dass sich mir die Gelegenheit bot, vorher „Der Wald“ zu lesen.

Nun (um es vorweg zu nehmen): so ganz abgeholt hat mich „Der Wald“ nicht.
Das liegt nicht mal an der teils berührenden und epischen bzw. poetischen, dann wieder barschen Sprache – nein, da hat Nell Leyshon ein feines Gespür für die jeweilige Situation entwickelt und ihre Protagonist*innen entsprechend sprechen lassen und die vorherrschenden Örtlichkeiten sehr bild- und glaubhaft beschrieben.

Was mich genervt hat, waren die Klischees, die Frau Leyshon angewandt hat und ihre Figuren (insbesondere die von Pawel/ Paul) von Beginn an „durchsichtig“ waren, was ihre „Persönlichkeitsentwicklung“ anbelangt. Pawel wird von Anfang an als regelrechter Stofffetischist dargestellt, der ständig mit den Händen über die Kleider seiner Mutter oder ein mit Satin bezogenes Kissen streift. Und – oh Wunder – im dritten Abschnitt des Buches wird er der Leserschaft als schwuler Designer präsentiert.

Außerdem fehlten mir einige erklärende Hinweise, die die jeweiligen Abschnitte verbunden hätten. Der erste Teil spielt in einer polnischen Stadt, im zweiten Teil sind Pawel und seine Mutter schon im titelgebenden Wald. Man erfährt allerdings weder wo dieser Wald ist, noch wie sie dahin- geschweige denn weggekommen sind, um in den dritten Teil (England) überzuleiten. Alles bleibt schemenhaft oder wird gar nicht näher erläutert. Das Ganze macht auf mich einen etwas abgehackten Eindruck; hier wäre „mehr“ dem Wortsinn nach definitiv mehr gewesen.

Und so muss ich (leider) sagen, hat mich „Der Wald“ (wie schon angedeutet) nicht komplett begeistern können und vergebe 3,5*.


 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Da ich demnächst in einer Leserunde Nell Leyshon´s Roman „Die Farbe von Milch“ lese, fand ich es sehr passend, dass sich mir die Gelegenheit bot, vorher „Der Wald“ zu lesen.
Soweit ich sehe, bist du nicht der einzige, der das nachveröffentlichte Erstlingswerk der Autorin kritischer sieht. Das gibt es ja häufiger: dass dann Sachen "nachgeschoben" werden, die qualitativ nicht an den Erfolg andocken können.
Ich freue mich auf die Leserunde und bin sicher, dass uns die Milch nicht sauer werden wird ;)
 
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