5. Leseabschnitt: Mitte 3. Teil bis Ende des Romans (ab "Das Wiedersehen", S. 249)

Literaturhexle

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Was @ulrikerabe in der Vorstellung über die bisherigen Bücher der Autorin sagte, dass sie zutiefst verstörend seien, hat sich auch hier bewahrheitet.
Positiv zum Ende hin ist mir aufgefallen, dass sich der anfangs begonnene Erzählbogen schließt. Es kommt also die Autorin, die das Manuskript erhalten hatte, wieder ins Bild.

Schein, Sein, Haut, Hülle, Schale Maskerade... alles Begriffe, die Bedeutung haben.
Viele psychisch verletzte Personen bevölkern den Roman. Niemand war auch nur annähernd normal- abgesehen von der Autorin, die den Künstler schlicht nach seiner Inspiration, warum er Abdrücke von Körperteilen nähme, fragte.

Mir war das zuviel! Zuviel Kälte, zuviel kaputte Seelen, zuviel Psychose, zuviel Schmerz. Ein Buch, das verstört, dessen Sinnzusammenhang sich mir nicht erschließt. Ich habe allerdings auch kein Interesse, die verschiedenen Andeutungen zu ordnen und mir den vielleicht vorhandenen Sinn zu erarbeiten. Es drehte sich für meine Begriffe auch zuviel um das künstlerische Werk des Bildhauers. Die Figuren blieben mir allesamt fremd. Zu Beginn konnte ich noch mit der übergewichtigen L. sympathisieren, doch auch deren krasses Verhalten wechselte im Buch so oft und wenig nachvollziehbar, dass auch sie mich am Ende nur verstörte.

Ende, aus. Auf zu neuen Büchern!
 

ulrikerabe

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Was @ulrikerabe in der Vorstellung über die bisherigen Bücher der Autorin sagte, dass sie zutiefst verstörend seien, hat sich auch hier bewahrheitet.
Ich habe auch viele Parallelen zu der Vegetarieren gefunden und man merkt, dass Han Kang die kalten Hände fürher geschrieben hat.

Ich war am Schluss von der Symbolik nahezu erschlagen. Auf alles konnte ich mir keinen Reim machen. Dazu fehlt mir auch vielleicht das Verständnis für die koreanische Kultur. Alles war so gefühlskalt, auch die schmerzlichen Ereignisse.
 
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Mikka Liest

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Was @ulrikerabe in der Vorstellung über die bisherigen Bücher der Autorin sagte, dass sie zutiefst verstörend seien, hat sich auch hier bewahrheitet.

Bisher hatte ich von der Autorin nur "Menschenwerk" gelesen, und das war komplett anders, finde ich. Das war zwar schon verstörend, weil es um das Gwangju-Massaker ging, aber auf andere Art. Hier geht das Verstörende von den Charakteren aus und nicht von dem, was eigentlich passiert.

Positiv zum Ende hin ist mir aufgefallen, dass sich der anfangs begonnene Erzählbogen schließt. Es kommt also die Autorin, die das Manuskript erhalten hatte, wieder ins Bild.

Ich hatte mich schon gefragt, wann sie wieder ins Spiel kommt! Denn ansonsten wäre der erste Teil der Geschichte ja irgendwie überflüssig gewesen...

Schein, Sein, Haut, Hülle, Schale Maskerade... alles Begriffe, die Bedeutung haben.

Ohne Zweifel ist das das Leitmotiv des Buches. Keiner der Charaktere ist genau das, was seine Maske darstellt.

Viele psychisch verletzte Personen bevölkern den Roman. Niemand war auch nur annähernd normal- abgesehen von der Autorin, die den Künstler schlicht nach seiner Inspiration, warum er Abdrücke von Körperteilen nähme, fragte.

Aber wer weiß – vielleicht versteckt die ja auch einiges und wir bekommen es als Leser nur nicht mit... ;-)

Mir war das zuviel! Zuviel Kälte, zuviel kaputte Seelen, zuviel Psychose, zuviel Schmerz. Ein Buch, das verstört, dessen Sinnzusammenhang sich mir nicht erschließt. Ich habe allerdings auch kein Interesse, die verschiedenen Andeutungen zu ordnen und mir den vielleicht vorhandenen Sinn zu erarbeiten.

Es stimmt natürlich, dass hier sehr viel zusammen kam, das sehe ich auch so. Aber ich war davon sehr fasziniert und habe das Buch tatsächlich auch gerne gelesen – ich vermute, das ist so ein Buch, das die Gemüter spaltet...

Die Figuren blieben mir allesamt fremd. Zu Beginn konnte ich noch mit der übergewichtigen L. sympathisieren, doch auch deren krasses Verhalten wechselte im Buch so oft und wenig nachvollziehbar, dass auch sie mich am Ende nur verstörte.

Von L. war ich zwischenzeitlich auch sehr enttäuscht, als sie auf einmal so kalt und wütend erschien – nach außen hin war sie auf einmal schlank und attraktiv (obwohl sie ja schon als ZU dünn beschrieben wurde), und von der Persönlichkeit her war sie auch einmal so hässlich... Aber ich vermute, das musste sein, um den Bogen zu schließen: ihr Inneres und Äußeres hat vorher nicht zusammen gepasst (fettleibig, aber sanftmütig) und nachher auch nicht (attraktiv, aber unsympathisch).
 

Mikka Liest

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Ich habe auch viele Parallelen zu der Vegetarieren gefunden und man merkt, dass Han Kang die kalten Hände fürher geschrieben hat.

Ich bin gespannt, "Die Vegetarierin" liegt hier schon ein Weilchen und wartet darauf, gelesen zu werden.

Ich war am Schluss von der Symbolik nahezu erschlagen. Auf alles konnte ich mir keinen Reim machen. Dazu fehlt mir auch vielleicht das Verständnis für die koreanische Kultur. Alles war so gefühlskalt, auch die schmerzlichen Ereignisse.

Mir hat das Buch gefallen, aber ich kann nicht wirklich begründen, warum... Ich will mich aber heute dransetzen und die Rezension schreiben, vielleicht wird es mir dabei klarer.
 

Literaturhexle

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ihr Inneres und Äußeres hat vorher nicht zusammen gepasst (fettleibig, aber sanftmütig) und nachher auch nicht (attraktiv, aber unsympathisch).
Ja. Daran habe ich im der Tat auch gedacht. Aber das erscheint mir unrealistisch: man kann sein Äußeres verändern, bekommt ein neues Körpergefühl, hat vielleicht mehr Freude an Bewegung...
Aber der Charakter kann sich doch nicht dermaßen drehen? Allerdings handelt es sich mit Sicherheit um eine psychische Erkrankung, die man schwerlich rational greifen kann. Für Krankheiten gibt es keine Regeln.
 

parden

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Okay okay, am Ende war das Buch doch verstörend... ;) Mir hätte ansonsten aber auch etwas gefehlt, schließlich handelt es sich hier um einen Roman von Han Kang. Zu erfahren, dass dieses Werk eher entstand als die beiden zuvor auf Deutsch erschienenen Romane, beruhigt mich im Nachhinein etwas. Es wirkt auch wie ein Roman 'davor' - für mich eben deutlich weniger verstörend als die anderen beiden. Vor allem 'Die Vegetarierin' legt da m.E. noch eine deutliche Schippe drauf.

Im Unterschied zu den anderen beiden Romanen wird hier eine Geschichte - eingebettet in eine kurze Rahmenhandlung - zumindest halbewegs an einem Stück erzählt. Auch wenn mir der Bildhauer nicht wirklich nahe kam, verstand ich, dass sein ganzes Streben dahin zielte, hinter die Masken der Menschen zu blicken, den eigentlichen Kern zu entdecken, das wahre Ich. Auf dieser Ebene sind sich der Künstler und E. letztlich begegnet, haben mit ihrem bisherigen Leben gebrochen und sind untergetaucht, kompromisslos. Irgendwie passt das auch.

Ich habe den Roman wirklich gerne gelesen, auch wenn sich mir die Symbolik nicht komplett erschloss. Die distanzierte Erzählweise, die @ulrikerabe so gestört hat, kennzeichnet meiner Meinung nach das Schreiben von Han Kang - nach den vorherigen Romanen hat mich das hier nicht überrascht.
 

Mikka Liest

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Vor allem 'Die Vegetarierin' legt da m.E. noch eine deutliche Schippe drauf.

Ich muss es endlich mal lesen! Es steht da schon eine Weile im Regal und wartet... Nachdem mir sowohl "Menschenwerk" als auch "Deine kalten Hände" sehr gut gefallen haben, traue ich mich schon eher an die Vegetarierin heran...
 

milkysilvermoon

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Ich bin jetzt auch durch. Das Ende wirkt durchaus schlüssig. Manches wurde jetzt klarer, aber ich auch muss gestehen, dass ich wohl nicht alles komplett erfasst habe.

Ich habe nicht den Vergleich zu den anderen Romanen von Han Kang. Aber interessant, dass ihr schreibt, dass er noch vor "Die Vegetarierin" und "Menschenwerk" entstanden ist. Was würdet ihr denn sagen, welches ihrer Bücher euch bisher am besten gefallen hat? Ich überlege noch, ob ich die anderen auch lesen möchte. Das hatte ich eigentlich vor, bin jetzt aber ein wenig unsicher, weil mich "Deine kalten Hände" nicht 100%ig überzeugt hat.
 

Renie

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Ich überlege noch, ob ich die anderen auch lesen möchte.
Mir geht es wie dir. Ich kenne auch ihre anderen Bücher nicht, will aber zumindest die Vegetarierin noch lesen. Jedoch mit einigem Abstand. Wenn die anderen Bücher von ihr genauso verstören, brauche ich eine Pause. Da der Sprachstil mich jedoch fasziniert hat, werde ich die Autorin im Auge behalten.
 

Sassenach123

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Tja, mit so einem Ende habe nicht gerechnet. E hat U sehr gut gekannt, ansonsten hätte sie kaum diese treffenden Erkenntnisse sammeln können. (Der Tornado an Emotionen hat mich erschreckt, aber er passt zum Buch.) Bemerkenswert eigentlich, da die beiden sich nicht gut kannten und U auch nicht viel, oder besser gesagt gar nichts, von sich Preis gibt. E hat wohl alles durch seine Arbeit verstanden. Die Hüllen, das Streben danach alles aufzudecken.
Hat mich das Ende versöhnt? Ja und nein. Ich habe zwar das Gefühl einen Abschluss und nötige Erklärungen zu haben, aber auch nur unvollständig. Der Roman ist insofern etwas besonders, weil er mich auf eine Weise gefordert hat wie ich es beim lesen noch nie erlebt habe. Ob ich weitere Bücher der Autorin lesen möchte? Ich brauche erstmal eine Pause, und tauche in die letzten Seiten von "Nichts weniger als ein Wunder"!
 

Literaturhexle

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Ich brauche erstmal eine Pause, und tauche in die letzten Seiten von "Nichts weniger als ein Wunder"
Das wundert mich, den Zusak hätte ich um nichts in der Welt unterbrechen mögen ;)
Der war für mich bisher das Jahres-Highlight. Während Han Kang - nun ja. Da muss ich keine weiteren Bücher anpeilen.
 

Renie

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Der Roman ist insofern etwas besonders, weil er mich auf eine Weise gefordert hat wie ich es beim lesen noch nie erlebt habe. Ob ich weitere Bücher der Autorin lesen möchte? Ich brauche erstmal eine Pause,
Genauso ist es mir auch ergangen. Ich habe mit Ratlosigkeit und Faszination reagiert und muss erst mal sacken lassen. Daher brauche ich auch eine lange Pause.
 
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Reaktionen: Sassenach123
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Gast
Nun gut, ich bin durch.

E war ebenso traumatisiert, durch ihren sechsten Finger, dies hat auch sie zutiefst traumatisiert und ihre Maskenbildung bedingt. Nur ihr Wegtreten (Absence) war für mich etwas zu wenig erklärt/thematisiert.

Die Symbolik ist definitiv heftig in dem Buch, aber man merkt auch deutlich, dass dieses Buch früher als die Vegetarierin geschrieben wurde. Die Vegetarierin ist deutlich ausgereifter und letztendlich etwas überzeugender.

Interessant finde ich auch in diesem Buch, immer wieder tritt auch die Bedeutung von thermischen Empfindungen in den Vordergrund und das Assoziieren von Wärme mit physischer aber auch psychischer Gesundheit.

Interessant finde ich auch das Verschwinden des Paares, sie hat sich ihm gegenüber geöffnet und angefangen Mauern einzureißen, ist sozusagen bereit für etwas Neues, bei ihm fehlt diese Entwicklung, eine Öffnung sehe ich da nicht, nur die Erfahrung des Abdruckes, des Abstreifens und des Zerstörens der alten Haut, also ein sinnbildlicher Neuanfang, wäre aber zu vermuten, dass er jetzt vielleicht keine Abdrücke mehr machen möchte. :)

Interessant ist dass L wiederkommt und eine Hilfe erfahren hat. Gut für sie, aber inhaltlich etwas ausbaufähig.

Interessant finde ich auch den Aspekt der Erkrankung der Schriftstellerin. Soll das auch etwas symbolisieren?