Rezension Rezension (4/5*) zu Als die Hasen noch fliegen konnten: Gutenachtgeschichten für Mirle von Melanie.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Als die Hasen noch fliegen konnten von Melanie von Bismarck
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14 herrlich absurde Geschichten...

»Das war nicht immer so!«, sagt Mirles Papa, und schon ist er mittendrin in einer seiner verrückten, wunderbaren Geschichten: über grüne Menschen, einen Eichhörnchenchor, lebendige Dinge, die Zeit, als alle Menschen fliegen konnten und vieles mehr. Ob man das denn alles glauben kann? Mirle lässt sich schließlich keinen Bären aufbinden – jedenfalls nicht, ohne ihn vorher genau unter die Lupe genommen zu haben! Egal. Mirle findet, ihr Papa erzählt die tollsten Gutenachtgeschichten überhaupt. Geschichten zum Immer-wieder-Hören und Hinterher-glücklich-Einschlafen.

14 abwechslungsreiche und absurde Geschichten werden hier geboten, in 2 Stunden und 20 Minuten vorgetragen in sehr angenemer Modulation und passendem Tempo von Boris Aljinovic.

Für 14 Tage ist die Mutter fort, und in der Zeit erzählt der Vater seiner Tochter Mirle allabendlich eine Gutenachtgeschichte - spontan und oft von dem inspiriert, was ihm oder seiner Tochter an dem Tag begegnet ist. Beschwert sich Mirle über etwas, betont der Vater sogleich, dass das nicht immer so war - und lässt seiner Fantasie freien Lauf.

Besonders gefallen hat mir hier, dass Vater und Tochter gleichermaßen am Geschehen beteiligt sind. Wenn der Vater etwas erzählt, versucht Mirle sich das bildlich vorzustellen oder probiert gar etwas aus, wofür der Papa ihr auch Zeit lässt, und wenn die Tochter einen Einwand vorbringt, reagiert der Vater passend und wandelt die Geschichte entsprechend ab.

Für Kinder ab 6 Jahren wird das Hörbuch empfohlen, und obwohl Sprachstil und Wortschatz recht anspruchsvoll sind, gehe ich mit der Altersgruppe konform, auch wenn ich die Begleitung durch einen Erwachsenen begrüßen würde. Eine Geschichte am Abend reicht da völlig aus, meine ich, denn tatsächlich endet jede Erzählung damit, dass Mirle schläfrig im Bett landet - und das hat sogar auf erwachsene Zuhörer Auswirkungen, wie ich feststellen konnte...

Von der Art des Vortrags und dem Einfallsreichtum der Geschichten, dem Miteinander zwischen Vater und Tochter und dem angenehmen Schreibstil her hätte ich sogar fünf Sterne vergeben. Es gibt allerdings einen gewaltigen Minuspunkt, den ich hier nicht verschweigen will. Während Handy, PC, Fernsehen und Internet hier erfreulicherweise keine Rolle spielen und Merle vorm Zubettgehen auch brav die Zähne putzt, ist das Feierabendbier des Vaters und die Pfeife dazu eine Selbstverständlichkeit, die mir aufgestoßen ist.

In Anwesenheit des Kindes raucht der Vater und lässt sich beim Biertrinken die fantasievollen Geschichten einfallen. Natürlich mag das in einigen Familien tatsächlich so sein, aber so nebenbei erwähnt und unkommentiert, finde ich das in einem Kinderbuch doch bedenklich. Dass Alkohol- und Tabakkonsum durchaus nicht harmlos sind, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben, und diese hier präsentierte Selbstverständlichkeit geht da für mich doch in eine falsche Richtung.

Bis auf den satten Minuspunkt ein durchaus empfehlenswertes Hörbuch, das jedoch wie schon erwähnt, besser begleitet genossen werden sollte. Dabei kann im Hinblick auf den Alkohol- und Tabakkonsum darauf hingewiesen werden, dass auch Erwachsene nicht fehlerfrei sind...


© Parden